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Know-how bayerischer Unis für Rüstungsforschung gefragt

Umstrittene Projekte: Die Bayerischen Universitäten und Hochschulen haben in den vergangenen Jahren Forschungs-Aufträge im Rüstungsbereich mit einem Volumen von mindestens rund 13,3 Millionen Euro erhalten.

Das geht aus einer bisher nicht veröffentlichten Antwort der Staatsregierung auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervor, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegt. Derartige Projekte gelten in der Wissenschaftslandschaft als umstritten.

Maßgebliche Auftraggeber waren das Verteidigungsministerium, die Bundeswehr sowie privatwirtschaftliche Rüstungsunternehmen. Die Antwort listet bezahlte Einzelprojekte auf, an denen im Zeitraum von 2011 bis 2018 gearbeitet wurde. Konkret erfasst sind unter anderem etwa Forschungen an Gefechtshelmen, Entwicklungsaufträge von Bauteilen für Zielerfassungssysteme oder Computersimulationen.

Das meiste Geld floss an die Technische Universität München. Das ergibt eine Auswertung der Daten durch den BR. Sie erhielt entsprechende Aufträge in Höhe von etwa fünf Millionen Euro. Laut TU gibt die Liste den korrekten Stand wieder. Allerdings sei es höchst umstritten und nicht klar definiert, was rüstungsrelevante Forschung sei, so ein Sprecher.

An zweiter Stelle rangiert die Ludwig-Maximilians-Universität München. Zudem wurde an den Universitäten Passau und Erlangen sowie an den Hochschulen Deggendorf, Regensburg, Ingolstadt, Hof, Nürnberg und München (HaW) an entsprechend bezahlten Projekten gearbeitet.

Die Landtagsgrünen bekräftigten vor diesem Hintergrund Forderungen nach einem sogenannten Transparenzregister. Darin sollten nach ihren Vorstellungen alle externen Forschungs- und Entwicklungsaufträge an Unis und Hochschulen verzeichnet sein. Die Wissenschaftspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Verena Osgyan, sagte, Bayern habe hier Nachholbedarf. Rüstungsforschung an Universitäten und Hochschulen verurteilte sie im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Anfang Juli ist eine Anhörung des Wissenschaftsausschusses des Landtags zu dem Thema geplant.

Offen ist, ob es weitere Projekte mit militärischem Bezug gibt, die nicht erfasst sind. Das Wissenschaftsministerium teilte auf BR-Nachfrage mit, bei den Angaben handle es sich um Näherungswerte, die auf einer Umfrage unter den Unis und Hochschulen basierten. Häufig sei eine eindeutige Zuordnung, ob Projekte relevant für Militär oder Rüstung seien nicht möglich. Dies liege unter anderem daran, dass Forschungsergebnisse teils sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden könnten.

Laut Wissenschaftsministerium entsprechen die Aufträge im Rüstungsbereich nur einem kleinen Anteil an sogenannten Drittmittelprojekten. Allein im vergangenen Jahr hätten bayerische Universitäten und Hochschulen externe Forschungsaufträge im Volumen von rund einer Milliarde Euro erhalten.