Nicht nur in Bezug auf die Verletzungsgefahr beim Umgang mit Feuerwerkskörpern rät das Klinikum Nürnberg zu Vorsicht, auch beim Alkohol sollten Feiernde ihre Grenzen kennen. Jeder, der an Silvester nicht in den Notaufnahmen ankomme und im Anschluss möglicherweise auf den Stationen behandelt werden müsse, sei eine Entlastung, teilte das Klinikum Nürnberg mit.
Böllerverbot sorgt für weniger Verletzungen
Dass die Kombination aus Alkohol und Pyrotechnik problematisch ist, zeigt auch eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Demnach ist die Zahl der Verletzten mit einer entsprechenden Diagnose durch das Böllerverbot an Silvester 2020/21 um rund zwei Drittel gesunken. Die Diagnose bezieht sich allerdings nicht allein auf Feuerwerkskörper, sondern auf alle Menschen, die durch einen Gegenstand verletzt wurden. An Silvester 2020/21 lag sie gleichauf mit dem Jahresdurchschnitt. Sonst ist die Zahl der Verletzten um den Jahreswechsel drei Mal so hoch.
Personalsituation ist angespannt
Dem Klinikum Nürnberg bereitet derzeit vor allem die dünne Personaldecke Sorgen. Die Personalsituation sei derzeit auch ohne die typischen Böller-Verletzungen sehr angespannt, sagte Thomas Reuter vom Nürnberger Südklinikum dem BR am Mittwoch. Große Teile des Pflegepersonals sowie der Ärzteschaft hätten Grippe oder andere Infektionskrankheiten. "Wir sind am Anschlag", so Reuter. Es komme vor, dass Patienten in der Notaufnahme übernachten müssen, ehe sie behandelt werden können. Dafür seien weniger das Coronavirus, sondern vielmehr Erkältungskrankheiten, Influenza und RS-Viren verantwortlich. Der Fachkräftemangel verstärke das Problem noch zusätzlich, so das Klinikum.
Bayreuther Klinikum am Limit
Auch in anderen Kliniken in Bayern ist die Situation angespannt. In Bayreuth arbeitet das Klinikum eigenen Angaben zufolge am Rande seiner Kapazität. Am Tag vor Heiligabend verzeichnete das Krankenhaus ungewöhnlich viele Patienten und einen "außergewöhnlich hohen Krankenstand". Viele Patientinnen und Patienten müssten aufgrund ihres hohen Ansteckungspotenzials isoliert werden. Das reduziere die Bettenkapazität und binde zusätzliches Personal, sagte die Pflegedirektorin Angela Dzyck.
- Zum Artikel: "Medizinische Versorgung über die Feiertage angespannt"
Lauterbach appelliert: Patienten früher entlassen
Auch in anderen Kliniken ist die Situation ähnlich. "Ärzte und Pflegekräfte sind am Limit", sagte Carola Reimann, Chefin des AOK-Bundesverbands, der "Bild". Vor diesem Hintergrund befürwortet sie auch ein generelles Böllerverbot an Silvester. Das sei zudem aus medizinischer Sicht immer sinnvoll.
Zur Vorsicht im Umgang mit Feuerwerkskörpern rät auch Gerald Gaß, Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Außerdem sollten Menschen nur dann in die Notaufnahme kommen, wenn es wirklich sein müsse. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich dafür aus, die Patientinnen und Patienten früher zu entlassen. Besonders die Kinderkliniken seien unter Druck, so der Minister.

Mann zündet Silvesterböller
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