Bayern ist das Bundesland der Extreme – zumindest was die Moore angeht. Im Alpenvorland und in den Alpen liegen mit die wertvollsten Moore Deutschlands. Das heißt, die Moore mit einem weitgehend unbeschädigten Torfkörper, einer hohen Artenvielfalt, geschützt durch hohe Niederschläge. Der absolute Gegensatz dazu: Das Bayerische Donaumoos zählt zu den Flächen, die bundesweit am meisten Treibhausgase freisetzen.
Trockengelegte Moore befeuern die Klimaerwärmung
95 Prozent der Moorflächen in Deutschland und in Bayern werden entwässert und sind damit wahre Kohlendioxid-Schleudern. Denn sobald Sauerstoff an den Torfkörper kommt, zersetzt er sich. Klimaschädliches CO2 wird frei. Natürliche und wiedervernässte Moore binden CO2 und schützen so das Klima.
Trockengelegte Moore setzen noch mehr Treibhausgase frei als man bislang angenommen hat. Und wiedervernässte Moore, auf denen zum Beispiel Sumpfgras angebaut wird, können mehr für den Klimaschutz leisten als gedacht. Das sind nur zwei von vielen Erkenntnissen zum Moorschutz, die Professor Matthias Drösler mit seinem Team in den letzten Jahren an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erarbeitet hat. In Zukunft hat der Vegetationsökologe dazu noch mehr Mittel und mehr Personal, dank des neuen Moorforschungszentrums, auch Peatland Science Centre, PSC genannt.
Moorforschung dient dem Klimaschutz
Eine Dreiviertel Million Euro hat der Bayerische Landtag als Starthilfe für das Moorforschungszentrum genehmigt. Damit will Professor Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf seine 25-jährige Forschungsarbeit zu den bayerischen Mooren weiter ausbauen. Ein Hauptthema: Wie wirken sich die unterschiedlichen Moornutzungen auf das Klima aus? Was bringt es zum Beispiel, wenn man Flächen wiedervernässt und darauf Paludikultur betreibt – also Landwirtschaft im Sumpf und zum Beispiel Rohrglanzgras und Seggen anbaut?
Dazu betreibt das Moorforschungszentrum im benachbarten Freisinger Moos eine weltweit einzigartige automatisierte Messstation, die die Freisetzung von Kohlendioxid, Lachgas und Methan erfasst. Gerade bei den Paludikulturen könne man dort "sehr genau gucken, unter welchen Bedingungen sind die denn optimal, sowohl für die Produktivität, also fürs Wachstum als auch für die Klimaschutzleistung", so Matthias Drösler, der Leiter des neuen Moorforschungszentrums.
Landwirtschaft im Moor: auf nassen Felder Geld verdienen
Das Moorforschungszentrum soll Wege finden, wie die Landwirte mit dem Pflanzenbau auf nassen Feldern Geld verdienen können – zusätzlich zu den geplanten staatlichen Zahlungen für die Wiedervernässung. Die Frage ist also auch: Inwieweit kann man die Ernteprodukte der Paludikultur als Ausgangsmaterial für Baustoffe, die Papierherstellung oder beispielsweise die Biogas-Erzeugung nutzen? Was fehlt noch, damit potenzielle Verarbeiter zum Beispiel Terrassenbeläge mit Sumpfgrasbestandteilen in Serie produzieren?
Gebrauchsanleitung zum Schutz der Moore
Bayern will ein Viertel seiner Moorflächen bis zum Jahr 2040 für den Klimaschutz wiedervernässen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen künftig jedes Jahr zwanzig Mal so viel Flächen wiedervernässt werden wie in den letzten Jahren. Das Moorforschungszentrum soll Lösungen finden, wie man die bayerischen Moore bald und im großen Stil wiedervernässen kann.
Damit der Moorschutz in der Breite umgesetzt werden kann, soll das Moorforschungszentrum zugleich ein Moor-Ausbildungszentrum werden. Gerade im Wissenstransfer gebe es bislang die größten Defizite, so Matthias Drösler, der Leiter des Moorforschungszentrums in Freising-Weihenstephan: "Weil wir in Zukunft ganz viele Leute brauchen, die Moorschutz machen". Das PSC werde Beratungslösungen für die Fachpolitik und für die Umsetzer vor Ort anbieten.
Prominenter Moorforscher und BBV für Forschung und schnelle Umsetzung in Bayern
Professor Hans Joosten, der ehemalige Leiter des international renommierten Moorzentrums der Universität Greifswald, begrüßt die Einrichtung des Bayerischen Moorforschungszentrums. Sein Appell: Um das Klima zu retten, müssten eigentlich alle Moorflächen wiedervernässt werden. "Und da kommen Aufgaben auf uns zu, um herauszufinden, wie man das machen kann. Deswegen brauchen wir sehr viel Forschung und Zentren, die das umsetzen."
Stefan Köhler, der Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes, erhofft sich vom PSC vor allem neue Verarbeitungswege für die Paludikulturen und fordert ganz im Sinne von Hans Joosten, dass der Schutz der Moore in Bayern nicht nur erforscht, sondern auch bald umgesetzt wird. Wir haben jetzt eigentlich schon lang genug zugeschaut", so Köhler.

Klimawandel: Moorforschungszentrum in Weihenstephan eröffnet
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