Der vergangene schneearme Winter hat den Gletschern im Alpenraum schwer zugesetzt. Denn der Schnee schützt die Eisriesen normalerweise im Sommer vor der massiven Sonneneinstrahlung. Wenig Schnee heißt, dass viele Gletscherspalten offen sind. In Folge des Klimawandels schmelzen die Gletscher deutlich schneller. Dadurch kann im Hochgebirge der Übergang von Eis zum Fels gefährlich werden - auch auf der Zugspitze. Es entstehen große Lücken und Randspalten. Von manchen Touren wird bereits abgeraten. Bergführer berichten aus den Westalpen von Bedingungen wie im August.
Graue Eisflecken auf dem Zugspitzgletscher
Auf der Zugspitze ist es besonders deutlich zu sehen. Ungewöhnlich früh im Sommer tauchen graue Flecken auf dem Gletscher auf, sagt Franz Perchtold, Bergführer und Leiter der Bergschule "Die Bergführer" in Ohlstadt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Normalerweise sei es im Juli so, dass man im Schnee gut hochkomme und kein Eis zu sehen sei.
Doch bereits Ende Juni sind die ersten grauen Flecken aufgetaucht. Das heißt, die schützende Schneedecke ist weggetaut. Der Übergang zwischen Gletscher und Fels sei aber aktuell noch sehr gut, es gebe noch genug Schnee in der Randspalte, berichtet Bergführer Franz Perchtold.
Franz Perchtold, staatlich geprüfter Bergführer und Leiter der Bergschule "Die Bergführer" in Ohlstadt
Der Übergang vom Gletscher zum Fels bei vielen Hochtouren wird zu einer echten Herausforderung für Bergsteiger. Das bestätigt auch Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein. Eine weitere Gefahr als Folge des Klimawandels ist der tauende Permafrost im Hochgebirge. Wie eine Art Kleber hält er den Felsen zusammen. In den Fels-Nordwänden beginnt er in etwa bei 2.800 Höhenmetern, auf der Südseite bei etwa 3.400 Meter. Der Name "permanter Frost" stimmt aber nicht mehr. Denn bei steigenden Temperaturen schmilzt auch der Permafrost.
- Zum Artikel: "Bayerische Alpen bald ohne ewiges Eis"
Felsstürze und Steinschlag immer häufiger
Durch die Erwärmung werden Felswände instabil, sagt Tobias Hipp, zuständig für alpine Raumplanung beim Deutschen Alpenverein (DAV). Das Gestein wird weich und spröde. Der DAV beobachtet eine Zunahme von Felsstürzen, auch ganze Bergflanken werden instabil, aber auch der klassische Steinschlag aus Felswänden nimmt zu. Tobias Hipp hat diese Erfahrungen auch als Bergsteiger gemacht. Besonders im Hochgebirge verändern sich die Bedingungen massiv.
Manche Touren zu gefährlich
Gerade Touren im Hochgebirge Richtung Mont Blanc oder auch die klassischen Nordwände, die durch den Permafrost zusammengehalten werden, werden schwieriger. Denn die Zeitfenster für solche Touren werden immer kürzer, sagt Tobias Hipp (DAV). Da brauche man kühle Temperaturen, manche klassischen Anstiege werden nicht mehr gemacht, weil sie zu gefährlich sind.
Offene Spalten und dünne Schneebrücken
Neben Felssturz und Gletscherspalten müssen Bergsteiger auch mit schwierigen Hüttenzustiegen rechnen. Aus den Westalpen hat der Ohlstädter Bergführer Franz Perchtold von seinen Kollegen keine guten Neuigkeiten erfahren. Dort habe man aktuell Bedingungen wie normalerweise im August vorgefunden. Spalten seien offen und Schneebrücken sehr dünn. Einige befürchten, dass bestimmte Hütten möglicherweise bereits Mitte Juli schließen müssen, weil bestimmte Übergänge dann wohl nicht mehr möglich seien. Auch dort gebe es viel zu wenig Schnee.
Klimawandel in Bergen sichtbar
Die Folgen der globalen Erwärmung haben Klimaforscher genauso angekündigt. Der Temperaturanstieg in den Bergen ist größer als in anderen Regionen. Wenn die Eisriesen schmelzen, dann merken das Bergsportler bei Hochtouren. Doch die Auswirkungen des Klimawandels auf unser Ökosystem sind weitaus bedrohlicher.
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