Klimaneutrale Produktion?
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Klimaneutrale Produktion?

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Klimaneutralität: Bayerische Firmen schrecken vor Kosten zurück

Das Thema "Klimaschutz" ist in aller Munde. Auch bayerische Unternehmen machen sich Gedanken, wie sie den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren können. Viele scheuen aber die Kosten oder beklagen mangelnde Alternativen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Nur wenige Firmen in Bayern setzen sich bislang eine wirklich klimaneutrale Produktion als Ziel. Sie fürchten die Schwierigkeiten und die Kosten. Beim TÜV Süd fragen derzeit jede Woche drei bis vier Firmen an, die sich als "klimaneutrales" Unternehmen zertifizieren lassen wollen.

Doch im vergangenen halben Jahr haben sich dann insgesamt nur drei Betriebe tatsächlich für das Verfahren entschieden, heißt es bei der Prüforganisation in München. Denn der Prozess verlangt unter Umständen viele und teure Veränderungen – je nachdem, wie man selbst "Klimaneutralität" erreichen will.

Klimaneutral ist nicht gleich klimaneutral

"Klimaneutralität" ist kein geschütztes Verfahren. Jedes Unternehmen kann selbst bestimmen, wie sie erreicht wird.

  • Kompensation: Manche Firmen unterstützen Projekte wie Regenwaldaufforstung oder Windenergieparks mit Geld, wo dann die im eigenen Betrieb verursachte Menge CO2 kompensiert werden soll. In der eigenen Produktion wird gar nichts geändert. Kritiker sehen darin eine Art ein Ablasshandel.
  • Kauf von CO2-Zertifikaten: die von der Europäischen Kommission herausgegebenen Emissionsrechte für die größten CO2-Verursacher in der EU sind begrenzt. Und wenn nun eine Firma, die klimaneutral arbeiten will, solche Zertifikate kauft, muss an anderer Stelle in der Wirtschaft klimaschädliches Gas eingespart werden.
  • Ein Unternehmen reduziert im eigenen Betrieb den Ausstoß von Treibhausgasen.

Siegel-Wirrwarr

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Siegeln und Prüfzertifikaten für Klimaneutralität, die von ganz unterschiedlichen Organisationen vergeben werden. Für Verbraucher ist es ziemlich undurchsichtig – fast so wie bei Lebensmitteln, wo Kunden häufig nicht mehr wissen, was wirklich dahintersteckt. Eine international anerkannte Zertifizierung stammt beispielsweise von der britischen Normierungsorganisation. Nach deren Regeln vergibt auch der TÜV-Süd sein Klimaneutralitäts-Siegel.

Anforderungen sind hier streng geregelt, etwa wie stark und bis wann ein Unternehmen im eigenen Haus CO2 einsparen muss. Und das muss auch kontrolliert werden.

Keine Alternativen für viele Herstellungsprozesse

Die meisten Betriebe in Bayern scheuen sich noch davor, die Klimaneutralität anzustreben. Für viele Herstellungsprozesse gibt es noch keine Alternativen – oder sie sind sehr teuer. Deshalb gibt es im Freistaat so gut wie keine Firmen, die den Treibhausgas-Ausstoß in der Produktion auf Null senken konnten.

Klimaneutral nicht unbedingt nachhaltig

Grundsätzlich warnt der TÜV: Klimaneutral heißt nicht unbedingt nachhaltig und umweltfreundlich. Beispiel Elektroautos: die stoßen zwar idealerweise kein CO2 aus – aber für die Rohstoffe für den Akku werden ganze Landstriche in Mitleidenschaft gezogen und Arbeiter ausgebeutet.