Am Waldrand sind gefällte Baumstämme aufgereiht.
Bildrechte: BR/ Ulrich Detsch

Wertholz-Versteigerung im Frankenwald

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Klimakrise und Borkenkäfer: Ausverkauf im Frankenwald

Astfreie und mehr als 150 Jahre lang gewachsene Wertholzfichten lassen sich im Frankenwald immer seltener ernten und verkaufen. Waldbesitzer Christof Körner bringt die letzten hölzernen "Sahnehäubchen" aus seinem Wald deshalb zu einer Versteigerung.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

"Die hat mein Urgroßvater gepflanzt", sagt Christof Körner, "es ist die letzte, die der Borkenkäfer übriggelassen hat." Körner blickt mit seinem Sohn Kilian an dem knapp einen Meter dicken Stamm hoch und setzt die Motorsäge an. Nicht nur in seinem 100 Hektar großen Familienwaldbesitz in Teuschnitz im Landkreis Kronach frisst der Schädling immer größere Lücken. Ringsum im Frankenwald ist schon gut ein Viertel der Berghänge kahlgefressen. Ganze Hügelketten wirken wie riesige geschorene Landschaftsglatzen in einem der waldreichsten Gebiete Deutschlands. Eine Katastrophe, so Körner, sei das nicht nur für Waldbesitzer wie ihn, sondern für die gesamte Umwelt und für die Gesellschaft.

Mehr Geld durch Versteigerung

Nie haben Waldbesitzer von zuletzt hohen Holzpreisen so profitiert, dass das Wort "Profit" gerechtfertigt wäre. Das gilt laut Waldbesitzervereinigung Bayern landesweit und im Frankenwald ganz besonders, weil dort massenhaft Käfer-Schadholz aus dem Wald geschafft werden muss. Rund 63 Euro pro Festmeter zahlen Sägewerke und Papierindustrie für so genanntes "Käferholz". Für hochwertiges, noch nicht vom Käfer angebohrtes und mehr als 100 Jahre gewachsenes Wertholz bekommen Waldbesitzer wie Körner im Schnitt 150 Euro je Festmeter. Das ist der Preis direkt ab Wald. Christof Körner will mehr Geld für seine "Sahnehäubchen" erlösen und bringt seine letzten vom Borkenkäfer verschonten Fichtenstämme zu einer so genannten "Submission" auf einen Lagerplatz im oberfränkischen Himmelkron. Dort liegen zur Jahreswende 400 Nadelholzstämme. Kaufinteressenten kommen, schauen sich die fünf Meter langen dicken Blöcher an und geben schriftliche Gebote ab.

678 Euro für die "Braut" unter den Fichten

An einem Stichtag öffnet eine Experten-Kommission bei den Bayerischen Staatsforsten in Fichtelberg die Umschläge mit den Geboten von Bietern aus ganz Bayern und Österreich. Jeder Wertholz-Stamm geht an den jeweils Höchstbietenden. Die "Braut" - so heißt der teuerste Stamm einer Submission - geht für 667 Euro je Festmeter aus dem Landkreis Kronach in ein Furnierwerk nach Österreich. Dorthin gelangt auch die zweitteuerste Fichte aus dem Wald von Christof Körner. Im Schnitt versteigert er alle seine "dicken Brummer" für mehr als 250 Euro je Festmeter, also deutlich besser als direkt ab Wald. Körner ist zufrieden, aber auch wehmütig: "Es waren halt meine letzten wertvollen Exemplare."

Jetzt muss ein bunter Mischwald wachsen

Sägewerksbesitzer Christian Müller-Lisa aus Wallenfels im Landkreis Kronach hat bei der Submission 42 Festmeter Wertholz ersteigert. Er sorgt sich um hochwertiges Holz aus dem Frankenwald. "Wenn das Klima zwei Jahre so weitergeht, werden gesunde, geastete Fichten zu 80, 90 Prozent fehlen", so Müller-Lisa. Und das Schlimmste aus seiner Sicht: Neuer Wald wächst ganz schwer nach. Der Grund: zu wenig Wasser und zu viel Wild. Reh und Rotwild verbeißen Jungpflanzen. Vor diesen Herausforderungen steht jetzt Waldbesitzer Christof Körner: "Hilf ja nichts. Ich muss da jetzt einen bunten Mischwald hinbekommen. Eine Alternative sehe ich nicht."

💡 Aktuelle Holzpreise

Laut einer aktuellen Online-Recherche von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) in Freising bei 52 Händlern, sind dies die aktuellen Holzpreise:

  • Brennholz: 112 Euro/Raummeter (Spanne von 80 bis 150 Euro/Raummeter), in Paletten gestapelt im Schnitt 210 Euro/Raummeter)
  • Stammholz: normale Qualität 100 bis 120 Euro /Festmeter; in bester Qualität (Wertholz, ab Wald) im Schnitt um die 150 Euro/Festmeter. (Ausnahme Submission: zuletzt bis zu 220 Euro/Festmeter
  • Käfer-Schadholz: 63 Euro/Festmeter

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