Vier Teddybbären - sie alle haben ihre eigene besondere Geschichte. Der Bären-Typus vorne links diente als Vorlage für Winnie the Pooh.
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Vier Teddybbären - sie alle haben ihre eigene besondere Geschichte. Der Bären-Typus vorne links diente als Vorlage für Winnie the Pooh.

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"Kleine Welten": Wie Kinder mit Spielzeug erzogen wurden

Die Ausstellung "Kleine Welten" im Augsburger Maximilianmuseum zeigt, mit was die Kinder im 19. und frühen 20. Jahrhundert gespielt haben. Dabei sind auch sehr seltene Exponate zu sehen - wie ein Teddybär, der als Vorlage für Winnie Puuh diente.

"Ich war völlig platt, als das vor meinen Augen aufgebaut wurde. Ich habe immer mehr gestaunt, was da alles aus den Schachteln kam. Ich habe gedacht, das glaube ich jetzt nicht, weil das ein absolut, fast einmaliges Spielzeug ist, nie gesehen, nie gewusst, dass es so etwas gibt!" Begeistert zeigt Kuratorin Christina von Berlin in einen hell ausgeleuchteten Schaukasten. Dort ist ein kleines Treibhaus zu sehen – es stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Davor ist ein sehr gepflegter Garten mit Hochbeeten, Pflanzenkübeln und sauber gestutzten Bäumchen aufgebaut.

"Kleine Welten" präsentieren altes Spielzeug

Die Gegenstände sind alle natürlich im Miniaturformat - und alle sehr empfindlich. Am kleinen Gartenzaun ringsum fehlen ein paar Holzlatten. "Es ist damit gespielt worden. Sicher sehr sorgsam, denn den Pflänzchen ist nicht viel Schaden passiert. Aber eine reizende Idee, tatsächlich so etwas für ein Kind anzufertigen", sagt die Kuratorin der Ausstellung "Kleine Welten" im Augsburger Maximilianmuseum.

In insgesamt acht Schaukästen wartet verschiedenes Spielzeug darauf, von den Besucherinnen und Besuchern entdeckt zu werden. Die "Kleinen Welten" sind über Augsburg hinaus bekannt und für Kinder und Erwachsene gleichermaßen gedacht – denn wer genau hinsieht, entdeckt spannende und liebevolle Details.

Teddybär als Inspiration für Winnie the Pooh

In einem Schaukasten sitzen vier Teddybären, in verschiedenen Größen. Da ist zum Beispiel Bär Archibald – er stammt aus einer Londoner Spielzeugfabrik aus den 1920er Jahren. Dem Bären ist anzusehen, dass viel mit ihm gespielt und geschmust wurde – und das macht ihn besonders wertvoll, sagt Kuratorin Christina von Berlin. "Er ist ein bisschen felllos, aber nichtsdestoweniger ein sehr hübscher Bär und auch ein sehr seltener Bär. Er ist in einer ganz geringen Auflage hergestellt worden und hat in seinem ganz frühen Leben mal gebrummt, das tut er heute nicht mehr."

Ein hellbrauner Teddybär kommt ebenfalls aus London – und auch er ist eine Rarität, hat die Kuratorin herausgefunden. "Dieser Bären-Typus ist das Vorbild für Winnie the Pooh. Und der Autor von Winnie the Pooh hat seinem Sohn einen solchen Bären geschickt und hat ihm dann wohl Gute-Nacht-Geschichten erzählt", sagt von Berlin.

Kinder lernen mit dem Spielzeug fürs spätere Leben

Hinter jedem Exponat in den "Kleinen Welten" steckt eine besondere, eine eigene Geschichte. Das ist der Kuratorin wichtig, denn sie möchte zeigen, wie und womit Kinder früher gespielt haben – und wie sie so auch erzogen worden sind. Gute Beispiele dafür sind die kleine Waschmaschine und der funktionstüchtige Puppenelektroherd mit Backofen aus den 50ern und 60ern. "Die Frauen sollten ja sehr früh ihren Platz kennenlernen. Da sind die 50er-Jahre ganz grässlich gewesen. Und diese Zugewandtheit an die Küche und den Mann zu versorgen, die Familie zu versorgen, das wurde natürlich damit holzhammertechnisch den kleinen Mädchen eingebrannt", erklärt die Kuratorin. An einem Spielzeug-Altar lernten die Kinder beispielsweise auch, wie sie sich während des Gottesdienstes zu verhalten haben.

100 Jahre altes Puppen-Grammophon funktioniert immer noch

In der Ausstellung sind unter anderem auch ein Kaufladen, ein Papiertheater, Handspielpuppen und sogar ein noch funktionierendes Puppen-Grammophon zu sehen. Das stammt aus dem Jahr um 1920. "Ich habe herzlich lachen müssen, als ich das Pigmyphone ausprobiert habe. Es kratzt ein bisschen, aber es macht tatsächlich Musik", sagt die Kuratorin. Auf den vier kleinen Schellackplatten sind unter anderem das Lied "Alle meine Entchen" und ein Stück aus der Oper Rigoletto eingraviert.

Corona-Lockdown: Menschen stöbern im Keller

Wie das Grammophon sind viele Exponate Leihgaben. Manche wurden dem Maximilianmuseum aber auch geschenkt. Da hatte die Corona-Pandemie auch etwas Gutes, sagt Kuratorin von Berlin. Denn da war Zeit, im Keller und Dachboden mal aufzuräumen oder zu renovieren - und da kamen so manche Schätze wieder zutage, wie etwa eine vornehme Puppenstube um 1900. Mit dieser wurde nur unter Aufsicht von Erwachsenen gespielt - so auch die zwei Damen, die die Puppenstube dem Museum geschenkt haben. Wohl auch deswegen ist die Stube samt Ausstattung so gut erhalten. Die Sonderausstellung geht noch bis zum 5. Februar 2023, jeden Samstag gibt es Führungen um 15 Uhr, außer am 24. und 31. Dezember.

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