Anschauen, Anfassen und Ausprobieren – Der Landkreis Roth hat eine ganze Wohnung eingerichtet, in der interessierte Besucher kleine und große Alltagshelfer testen können. In der Musterwohnung TABEA in Roth gibt es eine Küche, ein Bad, ein Schlaf- und ein Wohnzimmer. Und in jedem Raum werden Hilfsmittel präsentiert, die einem das Leben im Alter leichter machen können. TABEA steht für: Technik, Alltag, Barrierefreiheit, Erleben und für Alle.
Kleine und günstige Alltagshelfer in der Küche
Wohnberaterin Carmen Fuhrmann zeigt dem Ehepaar Schletterer in der Küche einen höhenverstellbaren Herd, der so weit runterfahren kann, dass man auch im Sitzen kochen kann, zum Beispiel, wenn man im Rollstuhl sitzt. Das ist eines der teureren Hilfsmittel. Aber es gibt in der Musterwohnung auch kleinere und günstigere Helfer: etwa einen aufsetzbaren Rand aus Kunststoff für Teller. Damit lässt sich Essen auf Löffel oder Gabel auffangen, auch wenn man nur einen Arm bewegen kann. Luise Schletterer probiert bei ihrem Besuch eine grüne Zange aus Kunststoff aus, mit deren Hilfe sie ohne viel Kraftaufwand eine Flasche öffnen kann. “Das geht sehr gut damit. Mit der Hand habe ich oft nicht die Kraft“, sagt die 72-Jährige.
Barrierefreies Badezimmer
Das Erste, für das sich Besucherinnen und Besucher in der Musterwohnung interessieren, ist das Badezimmer. Hier gibt es ein höhenverstellbares Waschbecken mit Haltegriffen an der Seite. Oder ein Klo mit Dusche und Föhn, das man per Fernbedienung steuern kann. Der Duschhocker lässt sich drehen und ist so geformt, dass auch Helfer die zu pflegende Person einfacher duschen können. Gerhard Kunz vom Pflegestützpunkt des Landkreises Roth findet es wichtig, Hilfsmittel zu zeigen, die auch pflegenden Angehörigen das Leben leichter machen. "Bei den Umbauten geht es immer um die Förderung der Selbstständigkeit des Patienten und zugleich um die Entlastung des pflegenden Angehörigen“, sagt der Wohnberater.
So lange wie möglich zuhause leben
Gerhard Kunz vom Pflegestützpunkt erklärt, dass im Landkreis etwa 80 Prozent der Menschen in ihren eigenen vier Wänden leben würden. Das heißt: Auf dem Land leben weniger Menschen zur Miete als in der Stadt. Und diesen Menschen sei es wichtig, so lange wie möglich in ihrem Haus leben zu können, auch wenn sie im Alter nicht mehr so mobil sind. Das stellt auch Wohnberaterin Carmen Fuhrmann bei ihren Führungen durch die Musterwohnung fest. "Ich denke, 99 Prozent der Menschen möchten auch im Alter zuhause leben. Da ist man unabhängig, da ist man selbständig“. Deswegen sei es wichtig, sich rechtzeitig beraten zu lassen, was sich zuhause umbauen lässt.
Beratung auch über finanzielle Unterstützung
Manche Hilfsmittel bekommen ältere oder hilfsbedürftige Menschen bezahlt, gewissermaßen auf Rezept. Beispielsweise ein Bett, in dem sich Höhe und Sitzstellung per Knopfdruck verstellen lassen. Der Pflegestützpunkt des Landkreises berät Betroffene, welche finanzielle Unterstützung sich für die Alltags- und Pflegemittel beantragen lassen. "Wir beraten die Leute dazu, wir machen Planungsvorschläge und realisieren immer die Förderungen dazu – über die Pflegekasse oder den Freistaat Bayern“, so Gerhard Kunz.
Landkreis hat Alter und Barrierefreiheit im Fokus
Die Musterwohnung TABEA im Landkreis Roth gibt es seit 2017. Damit war der Landkreis einer der ersten in Bayern, in der es ein solches Angebot eingerichtet wurde. Es sei ein Baustein von vielen, die der Landkreis Roth zu den Themen Älterwerden und Barrierefreiheit anbietet, erklärt Landrat Herbert Eckstein (SPD). Die Musterwohnung sei ein sehr niederschwelliges Angebot: “Altwerden wird weggeschoben“, so Eckstein. Deshalb habe man es einfach machen wollen. Hier könnten die Menschen Hilfsmittel anschauen und zum Teil auch ausprobieren. In der TABEA-Musterwohnung gibt es Führungen, die angemeldet werden müssen. Donnerstagsvormittags ist ein Besuch aber auch ohne Anmeldung möglich, auch wenn man nicht im Landkreis wohnt.
Musterwohnungen in allen Regierungsbezirken
TABEA in Roth war eine der ersten Musterwohnungen für barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen in Bayern. Inzwischen gibt es in jedem Regierungsbezirk eine oder mehrere Musterwohnungen, die über das Wohnen im Alter informieren. In Bamberg gibt es beispielsweise das Livinglab, das Wohnlabor. Auch im Pflegestützpunkt in Coburg gibt es eine Musterwohnung zum Anschauen. Informationen bietet beispielsweise die Seite des Bundesfamilienministeriums mit dem Titel "Zuhause im Alter“.

Im Landkreis Roth gibt es eine Musterwohnung, die erklärt welche kleinen und großen Helfer es für seniorengerechtes Wohnen gibt.
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