Ein bildungspolitischer Vorstoß von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat Kritik der Opposition ausgelöst. Der CSU-Politiker hatte in einem Interview gesagt, er wolle Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien erst dann zum normalen Schulunterricht zulassen, wenn sie Sprach- und Wertekurse bestanden haben. Für Zuwanderer-Kinder sollen demnach sogenannte Deutschklassen eingeführt werden.
Michael Piazolo, bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler, kritisierte, Söder habe als bisheriger Finanzminister zu wenig Geld für Grundschullehrer ausgegeben: "Zusätzliche Mittel kurz vor der Wahl dürfen daher nicht nur Zuwandererkindern zugutekommen, sondern müssen auch in den 'normalen' Schulunterricht einfließen."
Schulze: "Ausgrenzungserfahrungen helfen nicht"
Zudem warnten neben den Freien Wählern auch die Grünen in Bayern vor der Schaffung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. "Die Schulpflicht für alle gilt auch in Bayern", twitterte die Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze.
"Ausgrenzungserfahrungen helfen sicher nicht. Und auch sonst: Wie wäre es mit mehr Lehrkräften und bessere Unterstützung für die Schulen anstatt solche populistischen Forderungen?!"
Katharina Schulze, Grüne, auf Twitter
Kohnen: Es gibt bereits Integrationsklassen
Natascha Kohnen, SPD-Spitzenkandidatin und Landeschefin, erinnerte Söder daran, was Integration laut Duden bedeutet. Dies sei "der Vorgang, dass jemand bewusst durch bestimmte Maßnahmen dafür sorgt, dass jemand ein Teil einer Gruppe wird". Kohnen zufolge "haben wir in unserem Land bereits Integrationsklassen, die Kinder zueinander führen und nicht separieren".
Kritik kam auch von Martin Hagen, FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl: "Separate Klassen, in denen ausschließlich Kinder von Zuwanderern unterrichtet werden, sind kontraproduktiv. Integration gelingt dort, wo deutsche und ausländische Kinder miteinander lernen, spielen und ins Gespräch kommen."
Söders Motive
Söder hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, den Zuwanderer-Kindern solle in den Kursen intensiv die Sprache vermittelt werden, aber gleichzeitig auch Wertekunde. Der Ministerpräsident betonte, Bayern sei "christlich-abendländisch geprägt mit jüdischen und humanistischen Wurzeln". "Jeder, der zu uns kommt, muss sich unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen und nicht umgekehrt." (Autor: Joseph Röhmel)