Tausende Leute stehen mit Fahnen der Gewerkschaft auf dem Münchner Odeonsplatz und warten auf die Kundgebung.
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Tausende Leute stehen mit Fahnen der Gewerkschaft auf dem Münchner Odeonsplatz und warten auf die Kundgebung.

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Kita-Streiks treffen ganz Bayern - und sind wohl erst der Anfang

Kitas geschlossen, die Kinder daheim: Viele Eltern mussten in Bayern sich an diesem Mittwoch darum kümmern, wer die Kleinen versorgt. Die Warnstreiks von Erzieherinnen und Kinderpflegern fanden in ganz Bayern statt. Weitere Aktionen sind geplant.

Das Bild ähnelte sich in den meisten größeren Städten Bayerns: Während eine Vielzahl der Kita-Einrichtungen ganz oder teilweise geschlossen waren, versammelten sich hunderte Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst zu Kundgebungen. Allein in München betraf es nach Angaben des Bildungsreferats mehr als 200 städtische Kitas, Tagesheime und eine heilpädagogische Tagesstätte.

Zu wenig Personal, zu große Fluktuation

Bei der Kundgebung auf dem Münchner Odeonsplatz klagten viele Streikende über ähnliche Probleme: zu große Gruppen, zu wenig Personal und zu wenig Zeit, um sich ausreichend um die Kinder kümmern zu können. Diese Situation könnte sich sogar noch verschärfen, wenn demnächst viele ukrainische Kinder zusätzlich in die Kitas kommen. Die Gewerkschaft Verdi hat ermittelt: Die Belastung sei so hoch, dass viele junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon nach wenigen Jahren den Beruf wieder verlassen - etwa ein Viertel innerhalb von fünf Jahren.

Keine pauschale Forderung nach mehr Geld

Eine der Forderungen in den derzeit laufenden Tarifverhandlungen lautet: eine veränderte Eingruppierung von Erziehern. Bisher bekommen zum Beispiel nur diejenigen mehr Gehalt, in deren Kita-Gruppen mehr als die Hälfte der Kinder ausländische Wurzeln haben. Diese Forderung weist jedoch Saskia Lehmann-Horn vom Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern mit dem Argument zurück, dass "wir das Gesamtgefüge des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst im Blick halten müssen".

Die Situation am Arbeitsplatz ist oft das Problem

Aber vor allem geht es den Streikenden um bessere Arbeitsbedingungen. Manuela Dietz, Fachbereichsleiterin bei Verdi beklagt beispielsweise, dass viel Vor- und Nachbereitung von den Beschäftigten in der Freizeit geleistet werden müsse. Darunter falle beispielsweise auch die Begleitung von Praktikanten. Hier weist Arbeitgebervertreterin Lehmann-Horn darauf hin, dass Überstunden laut Tarifvertrag bereits vergolten werden müssen. Die Forderung nach zusätzlichen freien Tagen zur Entlastung würde nicht weiterhelfen, "weil die Arbeit dann von den anderen verbliebenen Erzieherinnen und Erziehern geleistet werden muss" und es zu einer Verdichtung des Arbeitsvolumens komme.

Weitere Streiks könnten folgen

Auch in Oberfranken, der Oberpfalz, Ingolstadt, Augsburg und Kempten haben Hunderte für die Verbesserung ihrer Arbeitssituation gestreikt. In Nürnberg demonstrierten mehr als 1.000 Menschen. Allein hier wurden mehr als 100 der rund 130 städtischen Kitas bestreikt. Nur in 16 Einrichtungen konnte die Stadt eine Notbetreuung anbieten.

Die dritte Tarifrunde für die bundesweit 330.000 Beschäftigten beginnt am 16. Mai in Potsdam. Die Gewerkschaften haben jedoch bereits angekündigt, um ihre Forderungen zu unterstreichen, bis dahin weitere Aktionen folgen zu lassen.

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