Kirchturmspitze (Symbolbild)
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Kirchturmspitze (Symbolbild)

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Kirchen-Konflikt im Kahlgrund: Suspendierter Diakon wehrt sich

Seit gut einem Jahr schwelt im Pastoralen Raum Kahlgrund ein innerkirchlicher Konflikt, der für heiße Diskussionen sorgt. Der Streit führte so weit, dass der Würzburger Bischof einen Diakon wegen Ungehorsams suspendierte. Doch der Diakon wehrt sich.

Bei einem Konflikt im Pastoralen Raum Kahlgrund im Landkreis Aschaffenburg haben sich die Fronten verhärtet. Und zwar dermaßen, dass der Würzburger Bischof Franz Jung eingeschritten ist. Es geht um einen Streit zwischen Diakon Reinhold Glaser und Pfarrer Andreas Hartung. Der Diakon setzt sich für mehr Flexibilität der Gottesdienstzeiten ein, etwa bei Beerdigungen und Taufen. Der Pfarrer und das Pastoralteam dagegen sind für eine einheitliche Regelung ohne Abweichungen. Mitte Januar hat Bischof Jung den Diakon schließlich wegen Ungehorsams mit einem Strafdekret suspendiert.

Diakon wehrt sich gegen Suspendierung

Doch Diakon Glaser wehrt sich gegen die Suspendierung. Vergangene Woche hat er mit Hilfe eines Anwalts fristgerecht einen Rücknahmeantrag eingereicht. Wie die Pressestelle des Bistums auf Anfrage von BR24 mitteilt, liege der Antrag vor und werde innerhalb von 30 Tagen geprüft und beantwortet. Das Bistum Würzburg bestätigte auch, dass der Antrag aufschiebende Wirkung habe und den Vollzug der Beugestrafe aussetze. Das heißt, die Suspension Glasers und auch das Verbot, als Mitglied des Pfarrgemeinderats Mittlerer Kahlgrund tätig zu sein, ist vorerst nicht wirksam.

Entpflichtung in der Diözese Würzburg gilt weiterhin

Eine andere Verfügung gegen den Diakon hat laut Bistum aber weiter Bestand: Bischof Jung hat den Diakon im Zuge des Streits bereits zum 1. November 2022 von seinen Aufgaben in der Diözese Würzburg entpflichtet und verfügt, dass der 68-Jährige im gesamten Pastoralen Raum Kahlgrund künftig und auf Dauer keine Dienste als Diakon wahrnehmen darf. Zuvor war er als Diakon mit Zivilberuf für die Pfarreiengemeinschaften "Mittlerer Kahlgrund, Mömbris" und "Christus Immanuel, Krombach" angewiesen.

Diakon sieht Teilerfolg

Diakon Glaser erklärte in einer schriftlichen Mitteilung an BR24, dass er sich an die Verfügung auch bis zum Abschluss des Rechtsweges halten werde. Aktuell sieht er einen Teilerfolg in seinem Kampf: Dadurch seien Probleme und Missstände im Pastoralen Raum Kahlgrund thematisiert worden, auch in einem Schreiben von Generalvikar Vorndran an die Gläubigen. Laut Glaser wird dort erstmals eingestanden, dass man erkannt hat, dass seine Kritik berechtigt ist und es zu Veränderungen kommen muss. "Nicht mehr und nicht weniger ist und war mein Anliegen: Es muss Veränderungen im Sinne der Menschen geben", so Reinhold Glaser.

Die Chronologie eines langen Streits

Der Streit schwelt nun seit gut einem Jahr im Pastoralen Raum Kahlgrund. Nach einer Auseinandersetzung um die Gottesdienstzeiten im Februar 2022 stellt die Diözese den Diakon außer Dienst. Im Sommer 2022 ruft Pfarrer Andreas Hartung die Schlichtungsstelle der Diözese an. Die Schlichtung scheitert aber, ebenso Gespräche mit Generalvikar Jürgen Vorndran und Bischof Franz Jung. Ebenfalls im Sommer 2022 startet Glaser eine Online-Petition für mehr Flexibilität in der katholischen Seelsorge im Kahlgrund. Für dieses Anliegen unterschreiben rund 1.700 Menschen, was etwa zehn Prozent der Gläubigen im Pastoralen Raum Kahlgrund entspricht.

Anfang November 2022 erlässt Würzburgs Bischof Franz Jung ein Dekret, das über die bisherige Dienstuntersagung im Pastoralen Raum Kahlgrund eine Entpflichtung Glasers von seinen Aufgaben in der gesamten Diözese Würzburg vorsieht. Sollte Glaser sich widersetzen, wird ihm die offizielle Suspendierung angedroht. Mitte November segnet Glaser trotzdem einen Platz in Schimborn. Seiner Meinung nach ist das kein Widerspruch zur angeordneten Dienstuntersagung: Er sei frei, "seinen Diakondienst in eigener Entscheidung in ehrenamtlicher Form allen Menschen anzubieten, die es möchten".

Ende November legt Glaser gegen das bischöfliche Dekret Widerspruch ein. Der Widerspruch wird abgewiesen. Im Januar 2023 dann die Suspendierung von Bischof Jung: Sie verbietet Glaser alle Akte der mit der Diakonweihe verbundenen Vollmachten.

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