Bundesweit 40.000 Fälle für den Bereich Verbreitung, Besitz, Erwerb und Herstellung kinderpornografischer Inhalte hat die Polizei im Jahr 2021 erfasst. Wie das Bayerische Staatsministerium der Justiz mitteilte, ist diese Zahl damit im Vergleich zum Jahr 2017 um 500 Prozent gestiegen. Das habe auch damit zu tun, dass die verstärkten Ermittlungen des in Bamberg angesiedelten "Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern im Internet" (ZKI) wegen neuer Ermittlungsmethoden immer mehr solcher Fälle ans Licht bringe.
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Schon jetzt 800 Verfahren mehr als im gesamten Vorjahr
Auch werde der Verfolgungsdruck auf Täter kontinuierlich erhöht. Laut dem Bayerischen Justizminister Georg Eisenreich (CSU) waren am ZKI im Gründungsjahr 2020 insgesamt 1.222 Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte in Bayern neu eingeleitet worden. Diese Zahl sei im Jahr 2021 auf 3.236 Verfahren gestiegen. In diesem Jahr liegt der Wert noch höher: Bereits zum 15. Oktober wurden 4.037 Verfahren registriert.
Kampf gegen Kinderpornografie: Ermittler mit mehr Möglichkeiten
Ins Netz gehen Täter den Ermittlern unter anderem mit Hilfe von "Keuschheitsproben". So würden häufig kinderpornografische Bilder als Eintrittskarte in einschlägige Foren verlangt. Früher seien Ermittler hier häufig ausgebremst worden. Inzwischen dürfen Strafverfolger dafür computergeneriertes Material verwenden. Eine Suchmaschine für das Darknet habe zudem mehr als eine Million Domains ermitteln können. Das sei "oft eine entscheidende Spur für künftige Ermittlungen in Fällen von Kinderpornografie, illegalem Drogen- sowie Waffenhandel", so Eisenreich.
Um in Zukunft noch besser gegen Kinderpornografie vorgehen zu können, fordert der Minister die Speicherung von IP-Adressen. Fehlende Verkehrsdatenspeicherung könne verhindern, dass Straftaten aufgeklärt werden. "Deshalb fordere ich den Bundesjustizminister auf, die jüngst vom Europäischen Gerichtshof benannten Spielräume – insbesondere für die Speicherung von IP-Adressen – zeitnah zu nutzen", so Eisenreich.
Auch Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg
Im Oktober 2020 wurde die neue Spezialeinheit gegen Kinderpornografie und sexuellen Kindesmissbrauch (ZKI) unter dem Dach der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg gegründet. Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Kindesmissbrauchs und Kinderpornografie werden grundsätzlich von darauf spezialisierten Strafverfolgern bei allen 22 Bayerischen Staatsanwaltschaften geführt – besonders komplexe Fälle und technisch schwierige Ermittlungen können sie an das ZKI abgeben.
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