Als das Besuchsverbot und die Ausgangsbeschränkung wegen des Coronavirus ausgesprochen wurden, war Stefanie aus Pleinfeld (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) sofort klar, was das für sie und ihren Sohn bedeutet. In der Einrichtung, in der ihr Sohn untergebracht ist, leben viele Kinder mit Immunschwäche. Für sie wäre eine Ansteckung mit Covid-19 lebensgefährlich. Ein Besuchsverbot war also unumgänglich.
"Ich kann das Besuchsverbot annehmen, aber es ist traurig. Noch einmal zwei Monate halte ich das nicht aus. Mir blutet das Herz!" Stefanie Robinson, Fotografin
Wiedersehen unklar
Die kürzlich ausgesprochenen Lockerungen gelten auch für die Einrichtung von Stefanies Sohn. Dort musste allerdings erst ein entsprechendes Hygienekonzept ausgearbeitet werden, das die Sicherheit der Kinder gewährleistet. Seit heute (15.05.20) ist klar: Die Mutter von drei Kindern kann ihren 13 Jahre alten Sohn besuchen - unter strengen Auflagen.
Fotoprojekt für besondere Kinder
So wie Stefanie geht es vielen Familien, die pflegebedürftige Angehörige haben. Diesen Familien will die Fotografin eine Stimme geben und hat sich ein besonderes Projekt ausgedacht: Sie fotografiert Familien mit besonderen Kindern.
"Ich habe an die Familien gedacht, die jetzt dauerhaft zu Hause sind und mit den Kindern gar nicht rauskommen. Menschen, die besondere Aufmerksamkeit brauchen." Stefanie Robinson
Bildrechte: Stefanie Robinson
Stefanie Robinsons Söhne Elijah und Jermaine
Lebensbedrohliches Coronavirus
Für ihr erstes Shooting trifft sich Stefanie mit Familie Knorr aus Ornbau (Lkr. Ansbach). Die Familie lebt mit ihrer kleinen Mia isoliert von der Außenwelt. Mia hat Trisomie 21 und mehrere komplexe Herzfehler. Nachts muss sie beatmet werden. Für Mia wäre eine Infektion mit Covid-19 lebensbedrohlich.
"Sobald Mia es hätte, müssten wir nach Erlangen auf die Intensivstation. Da bringt es nichts, wenn wir uns hier isolieren und keinen Kontakt zu irgendjemanden haben. Sie kann definitiv daran sterben." Jennifer Knorr
Mia muss zu Hause bleiben
Familie Knorr versucht die einjährige Mia so gut es geht abzuschirmen. Besuche sind verboten. Der Pflegedienst, der mit der Betreuung hilft, kommt mit Mundschutz und Kittel. Überall im Haus haben die Knorrs Desinfektionsstationen aufgebaut. Das Infektionsrisiko muss so gering wie möglich gehalten werden. Und auch wenn die Ausgangsbeschränkungen jetzt gelockert werden, bleiben sie zu Hause.
"Selbst wenn es um Juli komplett gelockert wäre, dass man wieder ganz normal auf die Straße gehen darf. Wir machen es trotzdem nicht. Wir bleiben jetzt mit ihr in Isolation, bis man einen Impfstoff haben, weil wir das Risiko einfach nicht eingehen wollen, dass irgendwas ist." Jennifer Knorr
Bildrechte: BR-Studio Franken/Vera Held
Stefanie Robinson fotografiert Familie Knorr
Aufmerksamkeit für besondere Kinder
Stefanie fotografiert Mia und ihre Familie an der Haustür – natürlich mit Abstand. Mia grinst und rudert wild mit den Armen. Sie hat sichtlich Spaß an der Sache. Als Jennifer Knorr von dem Projekt erfahren hat, war ihr klar: Sie machen mit.
"Dass man darauf aufmerksam macht, dass es solche Menschen und Kinder auch gibt, die es einfach doppelt so schwer haben in dieser Zeit." Jennifer Knorr
Jennifer und Stefanie kämpfen beide für Inklusion. Dafür, dass besondere Kinder nicht ausgegrenzt werden. Mit der Facebook-Gruppe "Besondere Kinder – Region Altmühlfranken" wollen sie andere Eltern mit besonderen Kindern finden und sich mit ihnen austauschen – und so mehr Aufmerksamkeit für ihre Kinder bekommen.
Bildrechte: Stefanie Robinson
Familie Knorr aus Ornbau setzt sich für Inklusion ein