Der Kemptener Tafel-Koordinator Markus Wille nennt die Entscheidung der Essener Tafel, vorübergehend keine Ausländer als Neukunden mehr aufzunehmen, "ungünstig gewählt". Ihm zufolge hätte man alle Neukunden erst einmal auf die Warteliste stellen müssen und nicht eine spezielle Gruppe aussondern. In Kempten habe man seit 2016 ebenfalls einen großen Zuwachs an Menschen mit Migrationshintergrund und Asylbewerbern und der Anteil sei auf 70 bis 80 Prozent aller Tafelkunden gestiegen. Die Menschen mit Migrationshintergrund und Asylbewerber halten sich ihm zufolge aber an die Regeln und es hat noch keine Pöbeleien oder Drängeleien gegeben.
Losverfahren sorgt für Gerechtigkeit
Das liegt laut Wille auch an dem in Kempten gewählten Losverfahren, bei dem die Nummern der Wartenden nach dem Zufallsprinzip aufgerufen werden. Keiner müsse befürchten, dass er leer ausgeht, denn man habe auf den Anstieg der Kunden mit mehr Lebensmittelsponsoren, mehr Ehrenamtlichen und größeren Ausgabestellen reagiert, so Markus Wille. Er betont:
"Die Tafel soll für jeden da sein, egal mit welcher Herkunft und welcher Religion." Markus Wille, Tafel-Koordinator Kempten
Kein Rassismus in Essen, sondern Notlage
Mit Rassismus haben die Vorgänge in Essen aus seiner Sicht nichts zu tun, sagt Markus Wille. Es sei für kleinere Tafeln schwieriger, auf Zuwächse zu reagieren. Die Kemptener Tafel hat 130 ehrenamtliche Mitarbeiter, die ein- bis fünfmal die Woche im Lager und in den drei Ausgabestellen anpacken.