Die Not in ihren Heimatländern treibt Bulgaren und Rumänen nach München, wo sie ihre Arbeitskraft am so genannten "Arbeiterstrich" verkaufen. Während die Stadt offiziell von 500 Obdachlosen in München spricht, gehen Kenner eher von 1.000 aus.
Arbeiterstrich in München
Christo aus Bulgarien muss seine mittellose Mutter unterstützen. Deshalb bietet er sich als Tagelöhner am Münchner Arbeiterstrich an. Für den EU-Bürger ist das dank der Arbeitnehmerfreizügigkeit legal. Doch mit den Hungerlöhnen, die auf dem Arbeiterstrich gezahlt werden, ist an eine eigene Wohnung oder ein Zimmer nicht zu denken. Christo ist deshalb obdachlos.
Keine Notunterkünfte für EU-Bürger
EU-Bürger haben es schwer, über das Wohnungslosenprogramm der Stadt München eine Notunterkunft zu bekommen. Im Winter gewährt sie EU-Migranten eine Notunterkunft im Kälteschutzprogramm. Im Frühjahr landen sie wieder auf der Straße.
Wohnraum im Heimatland?
In bulgarischen und rumänischen Pässen ist eine Adresse vermerkt. Die Stadt München geht deshalb davon aus, dass die Migranten dorthin zurückgehen können. Sie seien freiwillig obdachlos, heißt es. Um das Gegenteil zu beweisen, müssen sie Papiere vorlegen, auch aus dem Heimatland. Für viele Migranten unmöglich.
„Die obdachlosen EU-Zuwanderer verfügen in der Regel über Wohnraum im Heimatland und haben somit keinen Anspruch auf Unterbringung im Wohnungslosensystem. In Härtefällen, zum Beispiel bei schwerer Erkrankung, erfolgt eine befristete Unterbringung.“ Stadt München
Antrag im Stadtrat
Schon vor zwei Jahren beantragten die Grünen im Münchner Stadtrat, wenigstens das Kälteschutzprogramm in der Bayernkaserne nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über anzubieten – bislang ohne Erfolg.
Gemeinnützige Unterkünfte überlastet
Die Stadt München erklärt auf Anfrage, dass es sich beim Kälteschutzprogramm um ein humanitäres, freiwilliges Angebot der Landeshauptstadt München handle. Sie verweist auf andere soziale Einrichtungen für EU-Obdachlose, wie etwa die Bahnhofsmission und das Kloster St. Bonifaz. Doch auch dort herrscht Überlastung.
Mehr Obdachlose in München
Im Straßenbild und rund um öffentliche Gebäude fällt auf, dass mehr Menschen dort im Freien übernachten. In Parkanlagen, unter Brücken oder etwa rund um Museen wie am Königsplatz. Die überdachten Säulengänge bieten etwas Schutz vor Wind und Wetter.
Situation eskaliert
Die Münchner Museen, wie etwa die Glyptothek, zeigten sich bislang tolerant. Doch in letzter Zeit komme es immer wieder zu aggressiven Übergriffen, berichten Museumsmitarbeiter. Womöglich muss deshalb ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden.