Bildrechte: BR

Spaenle fliegt überraschend aus dem Kabinett

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kein Platz im Kabinett für Ludwig Spaenle

Als "Superminister" war er 2008 gestartet, nun muss er überraschend gehen: Kultusminister Ludwig Spaenle wird dem neuen bayerischen Kabinett nicht mehr angehören, obwohl er ein Weggefährte und Freund von Ministerpräsident Söder ist. Von Jeanne Rubner

Deshalb schwingt auch Bitterkeit mit, wenn Spaenle zum Abschied sagt:

"Ich wünsche dem neuen Ministerpräsidenten alles Gute und echte Freunde." Ludwig Spaenle, Exminister

Mit Söders Vorgänger Horst Seehofer dagegen war Spaenle immer wieder aneinandergeraten. Insbesondere gab es Streit über das alles bestimmende Bildungsthema des vergangenen Jahrzehnts: die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) und die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9). Da wollte Spaenle zunächst nicht mitziehen, musste sich aber Seehofer fügen.

Politiker mit Nehmerqualitäten

Die Bevormundungen durch seinen Ministerpräsidenten hat Ludwig Spaenle stets tapfer ertragen, er hat sich einen Namen gemacht als Politiker mit Nehmerqualitäten. Er sei sehr zufrieden, sagte Spaenle vergangenes Jahr, er habe schließlich einiges bewegt. Dabei musste er vieles einstecken: Sowohl Seehofer als auch die eigene CSU-Fraktion hauten gerne auf ihn drauf. Bei Bildung haben viele eine Meinung.

Unmut der Eltern über G8

Ein kurzer Blick zurück: Als Spaenle sein Amt Ende Oktober 2008 antritt, spricht er von"schweren Fehlern“ bei der übereilten G8-Einführung, die der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber 2004 verordnet hatte. Spaenle versucht zu korrigieren. Er lässt erneut den Lehrplan überarbeiten, in der Oberstufe fallen Stunden weg. Hintergrund ist vor allem der Unmut der Eltern, den sich die Opposition zunutze macht. Als die ersten G8-Schüler in die Oberstufe kommen, ist die Rede von zu viel Nachmittagsunterricht und ausgebrannten Schülern. Auch das erste Abitur nach acht Jahren fällt schlecht aus und heizt die Debatte weiter an.

Flexijahr und Mittelstufe Plus

Das Gymnasium bleibt Thema, obwohl Spaenle nachbessert und den Lehrplan ausdünnt sowie Intensivierungsstunden einführt. Ein Volksbegehren für die Rückkehr zum G9 scheitert zwar, aber die Aktion erhöht den Druck auf Spaenle. Seehofer verordnet den – wenig erfolgreichen - Modellversuch „Flexijahr“ - einer verlängerte Mittelstufe. Später kommt die "Mittelstufe Plus", bei der knapp 50 Gymnasien in Bayern G8 und G9 parallel anbieten. Anders als erwartet wählt eine große Mehrheit die verlängerte Mittelstufe.

Rückkehr zum G9

Das Ende des Theaters um das G9 kommt mit einem Federstrich von Seehofer, der gerne Stimmungen im Volk aufgreift. Er stellt seinem Kultusminister die Aufgabe, bis 2018 die Rückkehr zu G9 einzuleiten - schließlich ist dann Landtagswahl. Wieder einmal zeigt Spaenle, dass er Fußtritte ertragen kann. Trotz Widerstands der CSU-Fraktion und öffentlichem Abwatschen durch Seehofer liefert er tapfer.

Streit um Studiengebühren

Auch beim Thema Studiengebühren muss Spaenle einstecken. Schon als Vorsitzender des Hochschulausschusses im Bayerischen Landtag hatte er die Einführung der Gebühren an bayerischen Hochschulen im Jahr 2005 verteidigt. Er blieb bei seiner Meinung, dass Studenten einen finanziellen Beitrag zu ihrem Studium leisten sollten. Doch wieder einmal ließ Seehofer sich von Volkes Meinung leiten. Der Ministerpräsident verordnete die Abschaffung der Gebühren. Spaenle musste die neue Politik 2013 gegen seinen Willen umsetzen.

Mit Ludwig Spaenle geht also ein treuer Diener seines Herren, der oft gegen die eigenen Überzeugungen handeln musste. Mit ihm verliert auch die Kultusministerkonferenz ihr dienstältestes Mitglied. Die 34 Minister und Staatssekretäre, die sich zur Zeit um Schule und Wissenschaft kümmern, sind mehrheitlich neu im Amt.