Rißbach im Karwendel
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Rißbach im Karwendel

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Kaum Schnee, zu wenig Regen - was ist mit Bayerns Grundwasser?

Immer weniger Regen, kaum Schnee in den Alpen. Für den kommenden Sommer droht in Bayern wieder eine Dürre. Es ist die Konsequenz eines Trends, der sich schon seit Jahren zeigt: Deutschland wird immer trockener.

Über dieses Thema berichtet: report MÜNCHEN am .

Ausgerechnet an diesem Tag regnet es, als Ingrid Irgmaier die Bewohner von Polling in Oberbayern zu sich auf den Hof einlädt. Der Anlass: Angst ums Wasser. "Wir brauchen jeden Tropfen Wasser, für uns und unsere Zukunft", sagt sie. Rund 50 Menschen nicken heftig unter ihren Regenschirmen.

Grundwasser im Supermarkt

In Polling-Weiding – zwischen Altötting und Mühldorf – liegt ein Werk der Firma Innfood. Hier wird aktuell beispielsweise Babynahrung produziert. Ab 2024 will das Unternehmen aber zusätzlich Mineralwasser abfüllen. Das Tiefengrundwasser Pollings im Supermarkt. Für die Anwohner eine Hiobsbotschaft – denn schon ohne die Mineralwasserfabrik wird es immer knapper. Das bisschen Regen sei ja schön und gut, heißt es auf der Demo, aber auf den Grundwasserspiegel habe das so gut wie keinen Effekt.

Der Konzern selbst betont auf Anfrage, das Wasser solle regional genutzt werden. Zudem werde Innfood nicht mehr Wasser aus der Tiefe befördern als bisher erlaubt. Doch die Bürger zweifeln daran, als Partner von Innfood tritt der internationale Mineralwasserkonzern Roxane auf, der auch in anderen deutschen Regionen Brunnen aufkauft.

Der Bürgermeister von Polling jedenfalls sieht keine Probleme. Schließlich sei es sinnvoll, das wertvolle Tiefenwasser zur Nahrungsmittelproduktion zu verwenden. Er stehe den Plänen deshalb positiv gegenüber.

Brunnen versiegen

Ein Hof in der Nähe, hier zeigt sich das Grundwasserproblem deutlich. Der alte Brunnen: versiegt. Regelmäßig hatte die Familie ihn immer tiefer gebohrt, am Ende 33 Meter. Dann blieb das Wasser dort ganz weg.

Jetzt haben sie einen neuen Brunnen an einer anderen Stelle des Grundstücks: 40 Meter tief. Der soll wieder für ein paar Generationen reichen. Der Kampf ums Wasser, hier im Osten Bayerns hat er begonnen.

Sorge vor Wassermangel

Januar, Februar und März waren in Süddeutschland außergewöhnlich trocken, das sorgt für niedrige Grundwasserpegel.

Der Rhein, wichtigste Wasserstraße in Deutschland, sank im März auf den niedrigsten in diesem Zeitraum gemessenen Wasserstand seit rund 40 Jahren.

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Messstelle Kaub

Dr. Monica Ionita macht sich deshalb große Sorgen. Die rumänische Wissenschaftlerin beobachtet beim Helmholtz-Institut in Bremerhaven die Wasserstände für Rhein und Elbe – und befürchtet große Probleme in den kommenden Monaten: Es liege einfach nicht genug Schnee in den Bergen. Eigentlich sorgt die Schneeschmelze dafür, dass die Gewässer und Grundwasserspeicher im Frühling und Sommer ausreichend gefüllt sind. Doch wegen des trockenen Winters in den Alpen könne man sich darauf in diesem Jahr nicht verlassen.

Immer mehr Dürren in Deutschland

Eine Analyse durch das Datenteam des BR zeigt: Die Böden in Deutschland werden immer trockener.

Für Monica Ioanita ist klar: Die Politik sollte sich rechtzeitig darauf vorbereiten, Wasser zu rationieren. So wie es in Südeuropa regelmäßig passiert. Damit das wertvolle Tiefengrundwasser nicht im Blumenbeet oder im Planschbecken landet, sondern möglichst lang für die wirklich wichtigen Dinge ausreicht.

Ob das Wasser besser in Supermärkten oder auf den Grundstücken der Anwohner aufgehoben ist? In Polling-Weiding ist der Streit entbrannt. Und Ioanita ist sicher: Diese Debatte wird bald auch an anderen Orten in Deutschland geführt werden.

  • Zum Artikel: Klimawandel in Bayern: "Der Kampf ums Wasser nimmt zu"

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