Pfarrerin Raphaela Holzinger
Bildrechte: Raphaela Holzinger privat

Die ehemalige katholische Seelsorgerin Raphaela Holzinger aus Schweinfurt hat ihren neuen Job als evangelische Pfarrerin angefangen.

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Katholische Seelsorgerin wird evangelische Pfarrerin

Die ehemalige katholische Seelsorgerin Raphaela Holzinger aus einer Gemeinde in Schweinfurt hat ihren neuen Job als evangelische Pfarrerin in Bad Staffelstein angefangen. Sie hatte Probleme mit der katholischen Kirche und hat deshalb konvertiert.

Der 1. März war für Raphaela Holzinger ein historischer Tag, der erste Tag im neuen Job: Sie hat als evangelische Pfarrerin in Bad Staffelstein angefangen. Zuvor war sie viele Jahre Pastoralreferentin und Seelsorgerin für die katholische Kirche in Schweinfurt. Dass die heute 50-Jährige eines Tages die Kirche wechselt – das hätte sie in jungen Jahren wohl nicht gedacht. Aber im Laufe ihres Berufslebens hat sie mit der katholischen Kirche, ihrem Arbeitgeber, immer wieder gehadert.

Kritik an hierarchischen Strukturen in der katholischen Kirche

"Als Pastoralreferentin bin ich ja auch Vertreterin der katholischen Kirche und stehe für die Werte der katholischen Kirche und das hat für mich einfach nicht mehr gepasst", sagt Holzinger zu BR24. Es geht ihr zum Beispiel um die hierarchischen Strukturen in der katholischen Kirche, die nicht nur sie als Frau behindert hätten – sondern auch die Gemeinden und die Art, den Glauben zu leben.

Holzinger will mit geschiedenen Menschen normal umgehen

"Ich kann als Person nicht mehr dahinter stehen. Für mich ist Gott ein liebender Gott, kein strafender Gott. Den möchte ich nicht vertreten", so Holzinger weiter. "Das Kirchenrecht sagt zum Beispiel, wie ich mit geschiedenen oder wieder verheirateten Menschen umgehen soll. Für mich ist es wichtig, für Paare da zu sein – auch wenn vorher schon mal eine Ehe gescheitert ist", so ihre Meinung. Das könne sie nun in der evangelischen Kirche tun.

Katholisch erzogen, Religion hat immer eine Rolle gespielt

Raphaela Holzinger ist in einer katholischen Familie in Niederbayern aufgewachsen. Kirche, Glaube und Gott gehören für sie zum Leben. Nach dem Abitur zieht es die gebürtige Niederbayerin zum Studium nach Eichstätt: Grundschullehramt mit Hauptfach Katholische Religion. In ihrer Wohngemeinschaft überzeugt eine Mitbewohnerin – heute eine gute Freundin – sie dann, auch noch Theologie als Hauptfach zu studieren.

Als Seelsorgerin an der katholischen Kirche gezweifelt

Nach dem Studium kam die 50-Jährige ins Bistum Würzburg und schließlich nach Schweinfurt. Sie bekommt im Laufe ihres Berufslebens in der katholischen Kirche aber zunehmend Zweifel. Zweifel – wegen des Umgangs mit Frauen, wegen des Umgangs mit Macht. Schlicht: Zweifel, ob das noch ihre Kirche ist. "Da habe ich gemerkt, ich komme an Grenzen. Ich muss was ändern, ich möchte was ändern. Ich kann und will das nicht mehr nach außen vertreten. Das bin nicht mehr ich selber, wenn ich das weitermache", so Holzinger.

Wechsel zur evangelischen Kirche geplant

In ihr arbeitet es. Sie stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Ihren Beruf liebt sie, ihren Arbeitgeber stellt sie aber in Frage. Schließlich reift die Idee, zur evangelischen Kirche zu wechseln. Ein evangelischer Kollege hat sie auf die Idee gebracht.

Viele Tests und Gespräche vor Konvertieren

Dass jemand die Religion wechselt, das passiert aber nur äußert selten, heißt es auf BR24-Nachfrage von der evangelischen Kirche. Drei bis fünf Mal im Jahr etwa. Und vor einem solchen stehen mehrere Gespräche an. Es wird unter anderem der theologische Background über- und geprüft. Bei Raphaela Holzinger kam nach den Gesprächen und Tests ein "Go". Die evangelische Kirche in Bayern stellt Raphaela Holzinger als Pfarrerin ein.

Schwierige Übergangszeit für Raphaela Holzinger

"Da war die Erleichterung schon groß. Für mich war diese Zeit, in der ich mich schon bei der evangelischen Kirche beworben habe – aber gleichzeitig noch für die katholische Kirche tätig war – eine Zeit, in der es mich fast innerlich zerrissen hat", beschreibt sie ihre Gefühle. "Ich durfte ja nach außen nichts sagen – und ich wusste nicht, wie das Ganze weitergeht."

Erste Herausforderung als Pfarrerin: Kinder taufen

Seit dem 1. März ist Raphaela Holzinger jetzt also evangelische Pfarrerin in Bad Staffelstein. Die erste Herausforderung kennt sie schon: Demnächst stehen Taufen an. Absolutes Neuland für Raphaela Holzinger. Aber wie sie sagt: eine schöne Aufgabe.

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