Malcolm Bidali aus Kenia hat etwa viereinhalb Jahre als Wachmann an den Baustellen für die Stadien in Katar gearbeitet. Er berichtet von weitverbreiteten Problemen in den Arbeiterunterkünften im Emirat. In der Regel teilen sich sechs bis acht Arbeiter ein Zimmer. Es gäbe keinerlei Privatsphäre, Bettwanzen in den Matratzen, "schreckliches Essen" und keine Hygiene in den Sanitär-Anlagen. Dazu kämen ausbleibende oder gar gestohlene Löhne.
Verbesserung der Lebensbedingungen nach Blogbeiträgen
Als er begann für ein Internetportal, das sich für die Arbeitsrechte der Migranten in Katar einsetzt, über seine eigene Situation zu berichten, verbesserten sich zunächst die Lebensbedingungen für die Mitarbeiter seines Arbeitgebers. Zum Beispiel werden statt acht oder gar zwölf Mitarbeitern nur noch drei Personen in einem Schlafraum untergebracht.
- Zum Artikel: "Geld.Macht.Katar": Das Emirat und der Islamismus
Plötzliche Verhaftung des Kenianers
Nach einiger Zeit wird Bidali aber verhaftet. Die Anschuldigung: Desinformation über den Staat Katar in sozialen Medien. Zunächst wird er in Isolationshaft genommen. "Die ersten drei oder vier Tage waren die härtesten. Das Licht in der Zelle war dauerhaft an. Man weiß nicht wie viel Uhr es ist, ob Tag oder Nacht, eine Matratze am Boden, manchmal war es in der Zelle sehr kalt, dann wieder richtig heiß", so der Kenianer. Insgesamt saß Bidali etwa einen Monat im Gefängnis. Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International halfen, dass er wieder frei kam.
Kampf für bessere Arbeitsbedingungen von Kenia aus
Er will nach seiner Freilassung nicht mehr nach Katar zurückkehren, versucht aber von Kenia aus für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in dem Golfstaat zu kämpfen. Dafür hat er gemeinsam mit einem anderen Betroffen die Organisation "Migrant Defenders" gegründet.
Aus Angst: Nepalesen treten nur vermummt vor Kameras
Auch die beiden Nepalesen, die in Fürth über ihre Erfahrungen rund um den Bau der WM-Stadien berichteten, fürchten harte Strafen in Katar für ihre Auftritte in Deutschland und ihren Einsatz für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Katar. Deshalb treten sie unter falschen Namen und vermummt mit Maske und Sonnenbrille auf.
Essen macht Arbeiter oft krank
Teilweise müssten sich 50 oder sogar hundert Arbeiter eine Küche teilen, so der Nepalese, der sich während der Tour Krishna Shrestha nennt. Für das Essen, das sie sich am Vorabend für den Arbeitstag vorbereiten, haben sie keine Kühlmöglichkeiten. Deswegen verderbe es in der Hitze Katars schnell, wodurch immer wieder Arbeiter krank würden. Außerdem stehe den Arbeitern in der gefährlichen Kombination aus Hitze und Luftfeuchtigkeit nicht ausreichend keimfreies Trinkwasser zur Verfügung.
Trotz Verbot: Netzwerk migrantischer Arbeiter gegründet
Shresta hat ein inoffizielles Netztwerk migrantischer Arbeiter in Katar mitgegründet, und ist schon allein deshalb von Verfolgung im Emirat bedroht. Die Organisation versucht, die Arbeiter zu unterstützen und zu beraten. Viele von ihnen hätten keine gute Bildung und wüssten so nicht über ihre Rechte Bescheid und könnten sich kaum Informationen besorgen. Nach einer Recherche der britischen Tageszeitung "The Guardian" sind seit der Vergabe der WM nach Katar während der Arbeiten rund 6.500 migrantische Arbeiter gestorben.
Tour Motto "Reclaim the Game"
Organisiert wird die Tour von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Diese hat die Tour unter den Titel "Reclaim the game" gestellt. Eine Aufforderung, den Fußball "zurückzuholen" aus den zuletzt häufig kritisierten Missständen rund um den Weltverband FIFA. Die Tour soll wenige Wochen vor der am 20. November beginnenden Weltmeisterschaft in Katar erneut auf die prekäre Situation der Arbeiter während des Baus der WM-Stadien aufmerksam zu machen und die Fans wachrütteln. Die Arbeiter hoffen, dass sich dadurch ihre Situation endlich verbessert.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!