Es sind noch Kleinigkeiten, die zu richten sind: Tische rücken, Stühle arrangieren zum Beispiel. Die Sofas, Kissen, Bilder und Teppiche im Aufenthaltsraum so stellen, dass es behaglich wird. Sascha Seuß und Markus Weigel wollen, dass die Senioren-Wohngemeinschaft "Magnusturm", benannt nach dem Wahrzeichen der oberfränkischen Marktgemeinde Kasendorf im Landkreis Kulmbach, einen einladenden Eindruck macht. Zwölf Menschen können hier ab Januar einziehen. Jedes WG-Zimmer hat mindestens 20 Quadratmeter, eine kleine Terrasse und ein barrierefreies Bad. Die Bewohnerinnen und Bewohner können ihre Zimmer nach ihrem Geschmack mit eigenen Möbeln einrichten. Das Haus unterhalb des Magnusturms, ein ehemaliger Einkaufsmarkt, bietet viel Platz. Wohn- und Esszimmer sowie die offene Küche sind die zentralen Räume. Sie ermöglichen Begegnung ebenso wie Rückzugswünsche.
Im Alter zufrieden leben
Die Idee kam Sascha Seuß bei einem Urlaub im Allgäu, wo sie auf eine Senioren-WG stieß. Die Menschen machten auf sie einen zufriedenen und heiteren Eindruck. Vor allem, dass sie selbstbestimmt ihren Alltag und ihre Bedürfnisse regelten, beeindruckte Seuß, die einen Pflegedienst leitet. Das war vor acht Jahren. Jetzt, nach Verzögerungen unter anderem durch Corona, Fachkräfte- und Baustoffmangel, ist das Projekt fertiggestellt. Es laufen die ersten Bewerbungsgespräche mit künftigen Bewohnern.
- Zum Artikel: Projekt in Oberfranken: daheim leben im Alter
Kleine Seniorenheime auf dem Land
Selbstbestimmt im Alter, idealerweise im Heimatort wohnen, nur eben mit einer anderen Adresse, das wollen sie in Kasendorf anbieten, meint Geschäftsführer Markus Weigel. Wobei auch Menschen aus anderen Orten im Landkreis Kulmbach nach Kasendorf ziehen könnten, sofern das Modell für sie interessant sei. Aber es habe sich gezeigt, dass es den Bewohnerinnen und Bewohnern einfach besser gehe, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben könnten. Für Freunde, Bekannte und Angehörige seien die Wege kürzer bei Besuchen und bei der Betreuung.
Mittlerweile gibt es immer mehr kleine Seniorenheime auf dem Land. Das Yamakawa-Seniorenhaus in Hohenberg an der Eger war in Oberfranken im Jahr 2017 solch ein Vorreiter. Die Menschen dort müssen nun nicht mehr in die 16 Kilometer entfernte Kreisstadt Marktredwitz umziehen, wo sie vielleicht niemanden kennen.
Weitgehend die Dinge selber regeln
In der Kasendorfer Senioren-WG gibt es rund um die Uhr Betreuung durch Pflege- und Haushaltsfachkräfte. Die ehemalige Krankenschwester und Pflegedienstleiterin Edelgard Fringes steht den Betreibern beratend zur Seite. Sie legt Wert darauf, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Bedürfnisse weitgehend selbst regeln und soweit wie möglich Verantwortung übernehmen. Das erleichtere deren Alltag und fordere sie auch. Dazu gebe es eine koordinierende Pflegekraft, die sich in der WG um organisatorische Dinge kümmern werde. Und natürlich sollen die Angehörigen auch mitentscheiden können: welche zusätzlichen Dienste und Hilfen wie oft gebraucht werden - von der Fußpflege bis zum Reinigungsdienst.
Das Projekt hat sich schon rumgesprochen
Mehr als eine Million Euro wurde von den Betreibern in Kasendorf investiert, um den ehemaligen Einkaufsmarkt in die Senioren-WG umzubauen. Handwerker sind noch bis kurz vor dem Tag der offenen Tür am kommenden Samstag am Arbeiten. Stellen die Heizung ein, schließen Installationen ab und setzen Türstoppen. Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht auch schon im Aufenthaltsraum. Das Haus mit dem großen Garten liegt etwas zurückgesetzt in einer eher ruhigen Straße. Hinaus ins Grüne ist es auch nicht weit. Sascha Seuß meint, sie habe sich hier im Grunde schon ihr eigenes Seniorenheim geschaffen. Bewerbungen für die WG hätten sie schon erhalten, ergänzt Markus Weigel.

Senioren WG
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!