Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

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Karl Lauterbach hält Oktoberfest-Zusage für "gewagt"

Das Münchner Oktoberfest soll in diesem Jahr wieder stattfinden – und zwar vollkommen ohne Corona-Auflagen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußert im BR24-Interview Zweifel – und verweist auf neue Omikron-Varianten.

Die Wiesn soll heuer wieder stattfinden, ohne jegliche Corona-Beschränkungen. Der Bundesgesundheitsminister hält es allerdings für "gewagt", jetzt zu sagen, dass das Münchner Oktoberfest so stattfinden könne, wie es immer stattgefunden habe. Es gebe eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass man es bis dahin mit den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 zu tun habe, so Karl Lauterbach (SPD) im BR24-Thema des Tages.

Eventuelle Auswirkungen von Omikron-Varianten

Wenn diese Ausbrüche kämen, könne er sich vorstellen, dass dann ein vollkommen ungeschütztes Oktoberfest wieder problematisch wäre, weil es das Ausbruchsgeschehen anfeuern könnte. Lauterbach räumte jedoch ein, dass man zum jetzigen Zeitpunkt über eine klare Zu- oder Absage oder Regeln für das Oktoberfest nicht entscheiden könne. Dies habe er Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auch schon gesagt. Reiter hatte Ende April grünes Licht für das Oktoberfest 2022 gegeben, zuvor hatte er Lauterbach konsultiert.

Wiesn-Chef kritisiert Lauterbach

Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner reagierte mit Unverständnis. "Natürlich ist es populistisch und populär, wenn man sich als Gesundheitsminister mit dem Begriff der Wiesn ins Gespräch bringt. Es ist einfach nur viel Luft- und Flügelgeschlage", sagte der Münchner Wirtschaftsreferent dem Radiosender Gong 96,3. "Ich finde es unverantwortlich und ich habe mich darüber geärgert." Bekanntermaßen komme jedes Jahr im Herbst auch eine Grippe, auch in einer neuen Variante. Dazu habe Lauterbach noch nie etwas gesagt.

Lauterbach ist nicht der erste, der sich kritisch äußert. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hatte am Dienstag die geplante Ausrichtung des Oktoberfestes kritisiert. Dem BR sagte er, er sei sich nicht sicher, ob es "klug und richtig" sei, jetzt schon Versprechen zu machen, dass große Menschenansammlungen im Herbst auf jeden Fall wieder möglich sein können. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verteidigte die Entscheidung daraufhin. Sie sei "auch mit Blick auf die derzeitige Entwicklung der Corona-Pandemie vertretbar", so Holetschek.

Lauterbach wirbt für Pandemie-Expertenteam auf G7-Ebene

Beim Treffen der G7-Gesundheitsministerinnen und -Minister, das am Donnerstag in Berlin beginnt, will Lauterbach sich für die Einsetzung eines internationalen Teams mit Pandemieexperten stark machen. Was dieses Team erarbeite, müsse dann in Deutschland umgesetzt werden. Dafür brauche es ein dauerhaftes nationales Expertengremium – ähnlich aufgebaut wie der aktuelle Corona-Expertenrat der Bundesregierung.

Laut Lauterbach werden künftig mehr Ausbrüche von Infektionskrankheiten zu beobachten sein – das sei eine Folge des Klimawandels, so der Minister.

Vorbereitungen für Corona-Welle im Herbst

Im Kampf gegen Corona hat Lauterbach mit dem Bundeskanzleramt einen Plan für den Herbst abgestimmt. Derzeit würden angepasste Impfstoffe eingekauft, eine neue Impfkampagne erarbeitet und das Meldesystem mit Infektionszahlen und Krankenhausfällen verbessert.

Die Gesundheitsminister der Bundesländer hatten Lauterbach aufgefordert, einen Masterplan für die Zeit nach dem Sommer vorzulegen, wenn die Infektionszahlen höchstwahrscheinlich wieder steigen werden.

"Impfpflicht ist tot" – Lauterbach macht FDP dafür verantwortlich

Lauterbach bedauert, dass die allgemeine Impfpflicht gescheitert ist. Dies werde im Herbst die Arbeit massiv erschweren. Die Impflücke sei noch immer da. Chancen für einen erneuten Vorstoß sieht er nicht und macht dafür die Liberalen verantwortlich. "Die FDP trägt die Maßnahmen, für die ich in der Regel stehe, und dazu zählt die Impfpflicht, nicht mit", sagt Lauterbach. "Und die Impfpflicht wäre sehr sinnvoll, aber wir bekommen sie nicht durch, sie ist daher tot."

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