Gut eine Woche vor dem Dreikönigstag sind sie nach Bad Tölz gekommen - Sternsinger mit feierlichen Gewändern der drei Weisen Melchior, Caspar und Balthasar. Um den 6. Januar werden sie in ihren Heimatorten von Haus zu Haus gehen, um Spenden für benachteiligte Kinder zu sammeln und den Hausbewohnern den Segen "Christus Mansionem Benedicat" zu spenden - zu deutsch: Christus segne diese Wohnung.
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Kardinal Marx: Sternsinger sind "Boten für eine bessere Welt"
Der Erzbischof von München und Freising Kardinal Reinhard Marx unterstrich die Bedeutung der Aktion zum Jahreswechsel 2022. Er betonte in seiner Predigt, die Mädchen und Buben seien Botinnen und Boten für eine bessere Welt. Die Sternsinger seien das größte Projekt weltweit, was von Kindern für Kinder durchgeführt wird. "Den Gedanken der Solidarität brauchen wir gerade in diesen Krisenzeiten", sagte der Kardinal.
Die Aktion steht unter dem Motto "Kinder stärken – Kinder schützen" und unterstützt unter anderem ein Gewalt-Präventionsprojekt in Indonesien. Im vergangenen Jahr sammelten über 500 Sternsingergruppen in der Erzdiözese München-Freising knapp zwei Millionen Euro für Projekte in der ganzen Welt.
Weise aus dem Morgenland: Dünne Quellenlage
Viele Legenden ranken sich um die drei Könige - oder wie Martin Luther sie in seiner Bibel übersetzt: die drei Weisen aus dem Morgenland. Fakten hingegen sind schwer zu finden. Die einzige existierende Quelle zu Caspar, Melchior und Balthasar ist die Bibel selbst.
Und auch dort werden sie bloß von Matthäus, einem der vier Evangelisten, erwähnt. Die Übersetzung "Drei Könige" ist zudem nicht ganz korrekt. Im Original werden sie als "Magoi", also als Magier, Weise oder Sterndeuter bezeichnet.
Drei Gaben für den Heiland: Weihrauch, Myrrhe, Gold
Und selbst Matthäus hält sich mit Informationen zu den Dreien zurück. Das Original gibt auch keine Auskunft darüber, ob es denn tatsächlich nur deren drei waren. Als gesichert hingegen gilt ihre Herkunft. Sie kamen aus dem Morgenland und brachten drei Gaben – Weihrauch, Myrrhe und Gold – mit. Diese Geschenke waren nicht zufällig ausgewählt. Gold stand zu dieser Zeit für die Königswürde, Weihrauch für die Göttlichkeit und Myrrhe für den Tod. Aus den drei Gaben wurde dann einige Jahrhunderte später gefolgert, dass es sich um drei Weise gehandelt haben musste. Viel mehr ist über ihren Werdegang nicht bekannt.

Kardinal Reinhard Marx (4.v.l.), Erzbischof von München und Freising, nach dem Aussendungsgottesdienst für die Sternsingeraktion 2023.
Auch über ihre Namen verliert Matthäus in seinem Evangelium kein Wort. Diese haben denn auch keinen biblischen Ursprung, sondern wurden ihnen im Mittelalter gegeben. Ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar tauchen erstmals in den Legendengeschichten um das 6. Jahrhundert auf. Auch als Könige wurden sie nicht von Beginn an bezeichnet, dieser Titel wurde ihnen erst im 5. Jahrhundert beigefügt.
Drei Weise in drei Lebensaltern
Sie werden als drei Männer unterschiedlichen Alters bezeichnet. Der englische Benediktinermönch Beda Venerabilis, der im 8. Jahrhundert gelebt hat, beschrieb Melchior als Greis mit weißem Bart, Balthasar als Mann mittleren Alters mit schwarzem Vollbart und Casper als bartlosen Jüngling.
Der Bibel zufolge folgten sie einem Stern mit Schweif bis nach Jerusalem, wo sie nach dem neuen König der Juden fragten. Auch der damalige König in Judäa, Herodes, hörte davon. In seiner Angst um seinen Thron ließ er alle neugeborenen Knaben töten. Das Jesuskind konnte bekanntlich entkommen und wurde später der Religionsstifter des christlichen Glaubens.
Der Stern von Bethlehem
Der Stern, dem die drei Weisen folgten, wird auf Bildern oft als Komet mit einem Schweif dargestellt. Viele Wissenschaftler sind heute überzeugt, dass es den Stern tatsächlich gegeben hat. Dazu gibt es verschiedene, sehr weltliche Theorien. Eine Möglichkeit ist, dass die drei Könige den Halleyschen Kometen gesehen haben.
Dieser ist um die Jahre 11/12 nach Christus an der Erde vorbeigezogen. Eine weitere Theorie besagt, dass sie Zeugen großer Annäherungen von Jupiter und Saturn oder Jupiter und Venus wurden, welche im Jahr 7 beziehungsweise im Jahr 2 stattfanden. Diese und andere Erklärungsversuche sind allerdings noch nicht wissenschaftlich anerkannt.
Kaiser unter einem Stern
Eine andere, metaphorische Erklärung für den Stern könnte in seiner Eigenschaft als Symbol liegen. Der Stern galt in der Antike als Zeichen von göttlicher Bewahrung oder der Vergöttlichung selber. Er war das Zeichen von Königen und Herrschern. So ließen sich beispielsweise die beiden römischen Kaiser Cäsar und Augustus auf Münzen unter einem Stern abbilden.
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