Straßenschild "Kardinal-Faulhaber-Platz" in Würzburg
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Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt.

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Kardinal-Faulhaber-Platz wird umbenannt - Kritik vom Bischof

Überraschende Entscheidung im Würzburger Stadtrat: Eine deutliche Mehrheit stimmt für eine Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes. Als zukünftige Namensgeberin ist Barbara Stamm im Gespräch. Bischof Jung hält die Umbenennung für "falsch".

Über dieses Thema berichtete Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend mit 27 zu 14 Stimmen beschlossen. Würzburgs dritte Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) stellte im Anschluss den Antrag, den Platz gegenüber dem Mainfranken-Theater zukünftig nach Barbara Stamm zu benennen. Die einflussreiche CSU-Politikerin und einstige Landtagspräsidentin aus Würzburg war kürzlich verstorben. Dafür müsste die Stadt allerdings von ihrer bisherigen Richtlinie abweichen, wonach Namensgeber seit mindestens drei Jahren verstorben sein müssen. Über den neuen Namen will der Stadtrat in einer der kommenden Sitzungen beraten.

Stadtrat setzt sich über Experten-Votum hinweg

In der über Stunden andauernden Debatte ging es vor allem um die umstrittene Haltung des Kirchenmanns während der NS-Zeit. Der Rat setzte sich mit seiner Entscheidung über das Ergebnis eines von der Stadt selbst ausgerichteten Expertengesprächs vom Juni hinweg. Die Experten hatten eine Umbenennung abgelehnt und dagegen eine Kontextualisierung empfohlen, also beispielsweise ein erläuterndes Zusatzschild unter dem bestehenden Straßenschild. Faulhabers Haltung - er lehnte die Weimarer Republik und die Demokratie laut den Historikern vehement ab - wäre zwar aus heutiger Sicht problematisch, rechtfertige aber keine Umbenennung des Faulhaber-Platzes, so die Experten damals.

Weg durch die Rasenanlage am Kardinal-Faulhbaber-Platz, im Hintergrund das Mainfranken-Theater
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Der Kardinal-Faulhaber-Platz liegt zentral in der Würzburger Innenstadt, vis-a-vis des Mainfranken-Theaters.

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Bischof Jung: Umbenennung "bedauerlich und falsch"

Kritik an der beschlossenen Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes kam am Freitag von Würzburgs Bischof Franz Jung. In einem Statement der Bistums-Pressestelle wird Jung mit den Worten zitiert, er "bedaure die Entscheidung des Stadtrats" und "halte sie für falsch". Die fachkundige Diskussion der Würdigung Faulhabers auf wissenschaftlicher Basis sein der "richtige Weg", so Jung: "Umso bedauerlicher ist die Änderung des Verfahrens zur Entscheidungsfindung im laufenden Prozess. Das einstimmige Votum ausgewiesener Experten wurde so nivelliert und letztlich für irrelevant erklärt. Dieser politische Umgang mit historischer Wissenschaft ist ausgerechnet in einer Universitätsstadt sehr fragwürdig."

Bistum will Faulhaber weiterhin ehren

Beim Umgang mit der eigenen Geschichte seien kritische Urteile über Personen und ihr Handeln berechtigt und notwendig. Durch sie stellten man fest, dass Menschen in ihren Entscheidungen nicht immer die richtigen Prioritäten setzten. "Ebenso sollte der kritische Blick auf die eigene Geschichte vor allzu großer Selbstsicherheit beim Handeln in der Gegenwart bewahren. Insofern sind Urteile über die Vergangenheit möglich – aber immer nur unter Berücksichtigung der jeweiligen Umstände." Bischof Jung kündigte an, dass das Bistum Würzburg Kardinal Michael Faulhaber "ein ehrendes Gedenken bewahren werde (…) als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert."

Faulhabers Haltung zu Nationalsozialismus "zwiespältig"

Der langjährige Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) stammte aus Unterfranken und erhielt in Würzburg seine theologische Ausbildung. Seine Haltung zu Adolf Hitler und der NS-Bewegung wird von vielen Forschern als "zwiespältig" beschrieben. So glaubte Faulhaber lange an einen möglichen Ausgleich zwischen dem "Führer" und der katholischen Kirche. In München ist eine Straße nach Kardinal Faulhaber benannt.