Alle vier Jahre werden die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Die nächste Wahl in den bayerischen Diözesen findet in einem Monat statt, am 25. Februar 2018. Die Wahlzettel sind aber noch nicht gedruckt. Denn viele Gemeinden - gerade in der Stadt - suchen immer noch händeringend nach Kandidaten. Die Mindestzahl: Sechs Kandidaten für kleine Gemeinden, zehn bis zwölf für große Pfarrgemeinden.
"Ich denke, dass die Pfarrer vor Ort genügend geeignete Leute finden und wir ermutigen die Menschen auch, sich zur Verfügung zu stellen." Kardinal Reinhard Marx
An Informationsmaterial fehlt es nicht
Wahlwerbung vom Kardinal selbst, Broschüren, Vorbereitungsabende und Imagefilme: An Informationsmaterial fehlt es nicht. Woran liegt es also, dass sich kaum noch Gläubige für ein solches Amt zur Verfügung stellen?
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Als das II. Vatikanische Konzil vor 50 Jahren die Pfarrgemeinderäte ins Leben rief, wollte es ein Laiengremium schaffen, das die Gemeinden lebendiger machen sollte. Gläubige sollten Mitverantwortung für die Geschicke ihrer Gemeinde tragen. Die heutige Realität sieht vielerorts anders aus: Da wird zwar viel diskutiert, letztendlich plant der Gemeinderat allerdings nur das Pfarrfest oder organisiert die Nachbarschaftshilfe. Entscheidungen mit finanzieller Tragweite können von dem Gremium nicht getroffen werden, denn über Budget und Haushalt entscheidet ein anderes Laiengremium: die Kirchenverwaltung.
An der Lebenswirklichkeit vorbei
Dazu kommt, dass der Pfarrgemeinderat häufig an der Lebenswirklichkeit moderner Großstadtpfarreien vorbeigeht. Diese vernetzen sich oft mit ihren Angeboten.
"In der Stadt sehen wir, dass die Gläubigen von Gemeinde zu Gemeinde wechseln. Hier ein Konzert, da ein Kindergottesdienst. Und da fehlt natürlich die Bindung und das macht es schwierig für die Pfarrgemeinderatswahlen." Karl Eder vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern
Niedrige Wahlbeteiligung in Großstädten
So kommt es, dass in Großstadtpfarreien durchschnittlich unter zehn Prozent der Gläubigen wählen gehen. In München stellte die Pfarrei St. Pius 2014 sogar einen Negativrekord von nur 1,5 Prozent Wahlbeteiligung auf. Hier kann man schwerlich von einer demokratischen Legitimation durch Wahl sprechen.
Heilmittel Briefwahl?
In Bistum Würzburg hat man daher bereits vor der letzten Wahl die Briefwahl eingeführt und ist jetzt bayernweit Spitzenreiter mit einer Wahlbeteiligung von rund 30 Prozent. Auch im Erzbistum München-Freising will ein Teil der Gemeinden in diesem Jahr nachziehen. Doch auch bei diesem Modell gibt es Nachteile. Denn auf diese Weise geben Leute ihre Stimme ab, die zwar faktisch zur Pfarrei gehören, die aber gar nicht in die Kirche gehen und die Kandidaten oft nicht kennen.
Image- und Realitätsproblem: unter diesen Vorzeichen werden es die Pfarrer wohl auch in Zukunft nicht leichter haben, geeignete Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte zu finden.