Seit 2021 sitzt Niklas Wagener für die Grünen im Deutschen Bundestag.
Bildrechte: BR

Seit 2021 sitzt Niklas Wagener für die Grünen im Deutschen Bundestag.

  • Artikel mit Video-Inhalten

Jung und Neuling: Wie sich Niklas Wagener im Bundestag behauptet

Seit 2021 sitzt Niklas Wagener für die Grünen im Deutschen Bundestag. Für den Neuling aus Aschaffenburg nicht immer leicht: Man werde erst einmal unterschätzt, sagt der 24-Jährige. Doch als junger Mensch im Bundestag zu sein, sieht er als Chance.

Es sind die Mittfünfziger, die den Bundestag dominieren. Die Jungen sind noch immer eher eine Randgruppe: So besetzen die unter 30-Jährigen nur 1,9 Prozent aller Sitze im Parlament. Einer davon ist der Aschaffenburger Niklas Wagener. Seit September 2021 sitzt er für die Grünen im Bundestag. Mit durchschnittlich 42,7 Jahren ist seine Partei die jüngste Fraktion im Bundestag und Wagener ist mit seinen 24 Jahren sogar das drittjüngste Mitglied des Parlaments.

Zu Anfang habe er sich schon so seine Gedanken gemacht. Ob altgediente Fraktionsmitglieder wie Renate Künast oder Jürgen Trittin ihm überhaupt zuhören würden? Doch jung zu sein, biete auch eine Chance, sagt Wagener. Man werde erst einmal unterschätzt. Aber dann könne man umso mehr punkten, wenn die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen merken, wie intensiv man selbst im Thema stecke. Ganz oft höre er: "Wahnsinn! Du hast Dich aber gut in die Materie eingearbeitet."

Sozialkunde zum Anfassen

In seiner sitzungsfreien Woche nimmt Nikolas Wagener Termine in seinem Wahlkreis Aschaffenburg wahr. Innerhalb der Stadt benutzt er das Fahrrad – etwa wenn er Zehntklässlern des Karl-Theodor-von Dalberg-Gymnasiums Rede und Antwort steht. Sozialkundelehrer Michael Frosch hat ihn eingeladen. Es sei einfach anschaulicher, mit einem Abgeordneten selbst zu sprechen als nur über seine Tätigkeit oder die Politik an sich, sagt Frosch. "Natürlich ist die Distanz umso kleiner, je näher er altersmäßig an den Schülern dran ist."

Wagener für allgemeine Dienstpflicht

Tatsächlich springt da was über, als Niklas Wagener von seinem politischen Kerngeschäft in Berlin erzählt. Es motiviere ihn, dass er sich als studierter Forstwirt im Landwirtschaftsausschuss mit dem Thema Wald befassen könne. Etwas schwerer tat sich der junge Abgeordnete nach eigenen Worten mit dem Ruf in den Verteidigungsausschuss. "Irgendwie war es aber auch eine Ehre", sagt Wagener. Und ganz unbeleckt war er als Sohn eines US-Soldaten ja auch nicht.

Dass dieser Teil seiner Arbeit aber im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine plötzlich so in den Fokus geraten würde, konnte niemand ahnen. Wagener bekennt sich klar zur Bundeswehr, hält sie zur Verteidigung der Demokratie für unverzichtbar. Und er spricht sich sogar für eine allgemeine Dienstpflicht aus. Die Diskussion darüber sei nach dem Anstoß durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier viel zu schnell wieder abgeebbt.

Schüler duzen den Grünen-Politiker

Die jungen Leute hören interessiert zu, duzen den Jungpolitiker ganz selbstverständlich, wenn sie Fragen stellen und zeigen auch sonst wenig Berührungsängste. Sophie gefällt, wie sich Niklas Wagener auch unangenehmen Fragen stellt, sich nicht rausredet oder gar den Fragesteller abkanzelt. Und auch Linus zeigt sich beeindruckt, dass man es als so junger Mensch schon in den Bundestag schaffen kann. Schließlich gehe er ja gerade selbst auch auf das Abitur zu und werde dann vielfältige Möglichkeiten haben. Ermutigende Aussichten.

Wagener: "Junge Menschen werden von den Parteien ernst genommen"

Der junge Grüne selbst sieht sich nicht als grüner Junge. Seine Generation könne auch über Parteigrenzen hinweg etwas bewegen, glaubt er. Und so sagt er selbstbewusst: "Wir sind jetzt wirklich einige, die unter 30 sind und wo man auch merkt, wir bilden zusammen auch eine größere Gruppe, die man ernst nehmen sollte, wenn man seine Gesetze durchs Parlament bringen will. Auch in der CDU, auch in den anderen Parteien werden junge Menschen sehr ernst genommen."

Werbung für die Demokratie

Schultermine wie den im Dalberg-Gymnasium nimmt Niklas Wagener auch deshalb gern wahr, weil er am eigenen Beispiel zeigen kann, wie junge Menschen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Es geht ihm um Werbung. Nicht für seine Partei, sondern für die Demokratie an sich.

Bildrechte: BR/Frank Breitenstein

Der 24-jährige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Niklas Wagener, im Sozialkundeunterricht einer zehnten Klasse.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!