Die bildungspolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion in Bayern, Simone Strohmayr, hält den Lehrer- und Lehrerinnenmangel in Bayern für ein strukturelles Problem. In der Sendung "jetzt red i" am Mittwochabend im BR Fernsehen bekräftigte sie ihre Position der letzten Tage und zitierte wiederholt aus einer von der SPD beauftragten Studie zum Lehrer- und Lehrerinnenmangel in Bayern. Alleine 4.000 Lehrerinnen und Lehrer würden in diesem Schuljahr fehlen. Dieses Problem werde sich in Zukunft noch verschlimmern.
Opposition sieht strukturelles Problem
Gleiche Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen, mehr pädagogische Hilfskräfte, Unterstützung in der Verwaltung und mehr Studienplätze für das Lehramt in Bayern. Die Gründe für den aktuellen Lehrer- und Lehrerinnenmangel in Bayern seien vielfältig, so Simone Strohmayr. Damit würde auch eine enorme Belastung der verbliebenen Lehrkräfte in Bayern einhergehen, die ein hohes Bildungsniveau auf Dauer so nicht mehr gewährleisten könnten.
Der bayerische Kultusminister, Michael Piazolo, verwies darauf, dass es so viele Lehrkräfte in Bayern gebe wie noch nie. Und das bei einer gleichbleibenden Zahl von Schülerinnen und Schülern. Das Problem sehe er mehr in den Aufgaben, die auf die Lehrkräfte zugekommen seien. Zum einen durch die erschwerten Bedingungen in der Coronakrise, aber auch mit Blick auf die 30.000 ukrainischen Kinder, die neu dazukommen sind.
"Wir hatten noch nie so viele Lehrerinnen und Lehrer wie jetzt. Es ist die Zahl: Wir hatten vor sechs Jahren 1,68 Millionen Schüler, wir haben heute 1,68 Millionen Schüler – und wir haben 6.200 Lehrkräfte mehr." Michael Piazolo
Michael Piazolo, Kultusminister von Bayern, zu Gast bei jetzt red i.
Simone Strohmayr, bildungspolitische Sprecherin der SPD, zu Gast bei jetzt red i.
Quereinsteiger in der Kritik
Ebenfalls debattiert wurde auch das Thema Quereinsteiger. Deren Einarbeitung gehe mit einem hohen Zeitaufwand für die etablierten Lehrer einher, hieß es aus dem Publikum. Ein Lehrer beklagte, dass eine hohe Zahl an Quereinsteigern und Aushilfslehrern zu einer Deprofessionalisierung des Berufsstandes führe.
Eine Kritik, der Piazolo entgegensetzte, dass man nicht auf der einen Seite mehr schnell und flexibel einsetzbare Lehrkräfte fordern könne und auf der anderen Seite kritisieren, dass sie nicht ausreichend ausgebildet für diesen Beruf seien. Trotzdem sagte auch Piazolo: "Ausgebildete Lehrer sind besser."
Dem stimmte auch die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) Simone Fleischmann zu: "Man spürt doch im Raum, dass alle sich die beste Bildungsqualität wünschen. Jetzt haben wir das aber nicht." Es wäre besser, wenn ausgebildete Lehrkräfte vor den Schülern stehen würden, aber "besser ein Mensch vor einer Klasse, als keiner."
"Ich denke, diese Beschönigungen helfen uns einfach nicht weiter, wir müssen der Realität mal ins Auge sehen. Wir haben einen Lehrermangel und wir müssen etwas dagegen tun und zwar schnell." Simone Strohmayr
Flexiblere Teilzeit gefordert
Der Forderung von Simone Strohmayr und aus dem Publikum, den Lehrkräften doch mehr Teilzeitmöglichkeiten zu bieten, setzte Piazolo entgegen, dass es das schon gebe. Zwar könnten nur Lehrkräfte, die noch minderjährige Kinder zuhause hätten, weniger als 25 Stunde pro Woche arbeiten, aber diesen Status Quo auszuweiten, würde bedeuten, dass noch größere Lücken entstünden.
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