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Frühstück in der ökumenischen Wärmestube in Nürnberg

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Jeder Vierte in Nürnberg von Armut betroffen

Jeder Vierte in Nürnberg von Armut betroffen

Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit sinkt. Und trotzdem gibt es immer mehr Menschen, die an oder gar unter der Armutsgrenze leben. In der Stadt Nürnberg ist fast ein Viertel der Bevölkerung von Armut bedroht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Trotz boomender Wirtschaft: die Armutsgefahr wächst in Deutschland. In Nürnberg ist fast jeder Vierte von Armut bedroht, wie aus dem aktuellen Bildungsbericht der Stadt Nürnberg hervorgeht. Das ist ein starker Anstieg in den vergangenen Jahren, den sich Nürnbergs Sozialamtsleiter Dieter Maly nicht wirklich erklären kann.

Mehr Arme trotz sinkender Hartz IV-Zahlen

Zwar sei laut Statistik in den vergangenen drei bis vier Jahren die Armutsbedrohung in Nürnberg um einige Prozent angestiegen, so Maly. Gleichzeitig gibt es wegen der guten Konjunktur weniger Menschen, die Hartz IV beantragen. Im Vergleich zu anderen Großstädten steht Nürnberg bei der Zahl der Hilfeempfänger gar nicht schlecht da, meint der Sozialreferent.

"Wir sind tatsächlich nach München, Stuttgart und Dresden auf dem vierten Platz bundesweit. Das heißt, wir haben relativ wenig Hilfeempfänger verglichen mit der Gesamtbevölkerung." Dieter Maly, Sozialamtsleiter der Stadt Nürnberg

Wärmestube mit immer mehr Mahlzeiten

Die Mitarbeiter der Wärmestube in Nürnberg dagegen haben in den letzten zehn Jahren einen kontinuierlichen Anstieg von hilfesuchenden Menschen festgestellt. Dieser ist messbar an immer mehr ausgegebenen Mahlzeiten. Die Wärmestube ist derzeit an ihrer Kapazitätsgrenze, so eine Mitarbeiterin. Bei 70 vorhandenen Sitzplätzen werden immer wieder bis zu 200 Essen ausgegeben. Vor allem im Winter entstehen durch die Enge auch Reibereien.

Nürnberg attraktiv für Zuwanderer

Als Ursache sieht eine Sozialarbeiterin der Wärmestube die soziale Schere, die auch hier zu spüren sei. Außerdem würde Nürnberg von seiner geografischen Lage her auch Zuwanderer und Migranten auffangen. Und auch das Bildungssystem trage neben dem allgemeinen Wandel in der Gesellschaft schuld an immer mehr Armut, auch in Nürnberg.

Bildung als Schlüssel

Die Stadt versucht mit konkreten Angeboten, die Situation zu verbessern: Über den Nürnberg-Pass soll den Betroffenen das Leben erleichtert werden, das Bildungsteilhabe-Paket soll speziell Kindern und Jugendlichen helfen. Gefährdet sind Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose. "Langzeitarbeitslose sind immer noch ein ganz großes Problem. Unter den Kunden des Jobcenters ein Anteil von 30 bis 40 Prozent“, so Maly.

Steigende Mietpreise als Problem

Alleinerziehende und Menschen ohne Arbeit leiden zudem unter den hohen Mietpreisen. Die Stadt weist zwar bereits zusätzliche Flächen für den sozialen Wohnungsbau aus, so Maly. Allerdings gibt es hier keine schnelle Abhilfe. "Das dauert immer drei, vier, fünf Jahre bis dann die Wirkung eintritt. Kurzfristige Möglichkeiten sind schwierig", so Maly.

Maly sieht Nürnberg gewappnet

Nach seiner Meinung hat Nürnberg ein gut funktionierendes System an Hilfen für Wohnungslose. Zum einen die Wärmestube für den Tagesaufenthalt. Zum anderen sind das drei Notschlafstellen, städtische und von freien Trägern sowie die Straßenambulanz des Caritas Verbands, die alle sehr gut nachgefragt sind.