Ernst Weidenbusch, Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV) spricht auf einer Pressekonferenz des Verbands
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Bayerns Jagdpräsident Ernst Weidenbusch

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Jägertag: Kreisverbände wollen Präsident Weidenbusch stürzen

Der Bayerische Jagdverband ist in der größten Krise seit seiner Gründung 1949. Es drohe eine Spaltung, heißt es aus Jägerkreisen. 21 Kreisverbände wollen Präsident Ernst Weidenbusch heute auf dem Jägertag stürzen. Der steht seit Langem in der Kritik.

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Für den heutigen Landesjägertag sind quasi die Messer gewetzt: 21 Kreisgruppen des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) haben einen Antrag auf Abwahl des Präsidenten Ernst Weidenbusch und seines Beisitzers Robert Pollner gestellt.

Als Gegenkandidat steigt der Forstunternehmer und Jäger Ludwig Freiherr von Lerchenfeld in den Ring. Er wolle den Landesjagdverband befrieden und wieder zu einem geachteten Gesprächspartner machen, so von Lerchenfeld: "Wir müssen wieder miteinander reden, nicht übereinander." Der fränkische Adlige ist seit über 40 Jahren Mitglied im BJV und genießt Ansehen in der Jägerschaft. Er bezeichnet sich selbst als "Vollblutjäger".

BJV vor einer Zerreißprobe

Seit einigen Monaten tobt ein Machtkampf im Landesjagdverband, es drohe sogar die Spaltung, heißt es aus Jägerkreisen. Insbesondere Ernst Weidenbusch werden ein autoritärer Führungsstil, cholerisches Verhalten sowie Beleidigungen gegenüber Jägerkollegen und Mitarbeitenden vorgeworfen.

Einige Angestellte der BJV-Geschäftsstelle haben nach eigenen Angaben aufgrund dessen gekündigt oder seien entlassen worden. Zuletzt hatten auch namhafte Mitglieder wie Philipp Franz zu Guttenberg, einflussreicher Waldbesitzer und Bruder von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, den Jagdverband unter Protest verlassen. "Der BJV steht vor einer Zerreißprobe", sagt Ludwig von Lerchenfeld.

Blockadehaltung erschwert Waldumbau

Neben der Spaltung im Innern hat sich der BJV auch nach außen isoliert. Der Austausch mit den Naturschutzverbänden sowie den Vertretungen der Waldbesitzer und Bauern sei kaum noch existent, heißt es seitens der Verbandsspitzen.

Auch das Verhältnis zur Bayerischen Forstverwaltung ist angespannt, weil die Meinungen zum Wildverbiss seit Jahren auseinandergehen. "Dass der BJV immer wieder wissenschaftlich belegte Zusammenhänge zwischen Wilddichte, Abschuss und Verbiss in Frage stellt, erschwert eine konstruktive Zusammenarbeit", teilt das Forstministerium auf Anfrage des BR mit.

Waldbesitzer und Förster stehen vor enormen Herausforderungen, um Bayerns Nadelholz-Bestände in robuste Mischwälder umzubauen. Die Haltung des Jagdverbandes blockiere diesen dringenden Waldumbau, heißt es aus Forstkreisen.

Misstrauensvotum gegen Weidenbusch

Ernst Weidenbusch hat die Vorwürfe gegen ihn und seine Jagdpolitik stets zurückgewiesen und Rücktrittsforderungen abgelehnt. Gegenüber dem BR räumte er nun erstmals Fehler ein. Er werde sich der Kritik der Mitglieder stellen, so Weidenbusch.

Nachdem die Verbandsführung den Antrag der kritischen Kreisverbände für eine außerordentliche Versammlung zur Abwahl Weidenbuschs abgeschmettert hatte, befindet sich das geplante Misstrauensvotum nun als TOP 14 der Tagesordnung unter dem Betreff "Antrag der Kreisgruppe Dachau vom 21.12.2022". In welchem Umfang die Abwahl des alten und gegebenenfalls die Neuwahl des Gegenkandidaten angesichts der langen Tagesordnung tatsächlich durchgeführt werden kann, wird sich zeigen.

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Umstrittener Präsident

Ernst Weidenbusch ist seit Dezember 2020 Präsident des BJV. Beim Landesjägertag im April 2022 wurde er nur knapp im Amt bestätigt: 318 der 622 Delegierten stimmten für ihn. Nun folgt der nächste Versuch seiner Kritiker, den umstrittenen Präsidenten abzusetzen. Der Bayerische Jagdverband ist mit 158 Kreisgruppen und rund 50.000 Mitgliedern die größte Vertretung der Jäger in Bayern.

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