Das vorneweg: Thomas Laschyk sieht sich nicht als Journalist. Der gebürtige Augsburger, Anfang 30, strubbelige Haare, Brille und 5-Tage-Bart, beschreibt sich und seine Arbeit als "ein Mittelding zwischen Journalist und Aktivist", ein Medien-Aktivist, wenn man so will. Der Blog "Volksverpetzer" will "Volksverhetzer verpetzen", deren Strategien aufzeigen und ihre Lügen entlarven, so die Selbstbeschreibung auf der Internetseite.
Dementsprechend würde für die Artikel in seinem Blog die klassische Trennung zwischen Information und Meinung für seinen Blog nicht gelten. Beim "Volksverpetzer" gehe es darum, die Informationen so aufzubereiten, dass sie vor allem junge Menschen via Social Media lesen und im Internet weiterverbreiten.
Aufstieg innerhalb von zehn Jahren
Der Erfolg gibt Laschyk und seinem Team vom "Volksverpetzer" recht. 2014 gegründet, arbeitet mittlerweile ein Team von rund einem Dutzend Mitarbeitern für die Plattform. "Mein persönlicher Antrieb, und ich bin ja einfach nur ein ganz normaler Typ: Ich habe mich einfach aufgeregt. Ich war wütend, dass so viel gelogen wird und man auch noch damit Erfolg hat. Und ich wollte etwas dagegen tun und habe einfach angefangen, diesen Blog zu machen", erinnert sich Laschyk. Anfang 20 und Student der Literaturwissenschaften an der Uni Augsburg war er seinerzeit.
Mittlerweile hat Laschyk sein Studium abgeschlossen und der "Volksverpetzer" zählt zu den renommiertesten und meist-geklickten Plattformen gegen Hass und Fake News im Netz. Fast 650.000 Follower hat der Volksverpetzer zum Beispiel auf Instagram. "Ich hätte nie gedacht, dass dieses Konzept überhaupt funktioniert. Es ist unorthodox, Faktenchecks, mit Haltung und Meinungen zu verknüpfen", so Laschyk "aber mir war es egal. Ich habe das machen wollen, weil ich es für richtig hielt. Und es freut mich umso mehr, dass so viele Menschen das toll finden und das auch unterstützen."
Gegenwind aus rechten Kreisen
Besonders aus der rechten Szene erhalte der Blog immer wieder "Gegenwind" - von Abmahnungen bis hin zu Unterlassungsklagen, berichtet der Würzburger Medienanwalt Chan-Jo Jun gegenüber dem BR. Jun führt im Auftrag von Thomas Laschyk meistens mehrere Verfahren gleichzeitig, Dutzende über die Jahre. Alle diese Versuche seien erfolglos geblieben: "Die Angriffe gegen den "Volksverpetzer" waren bisher deshalb erfolglos, weil der "Volksverpetzer" sauber recherchiert hat. Es gab noch keine Unterlassungsverpflichtung", betont Jun.
Gemeinnützigkeit aberkannt
Eine andere Auseinandersetzung hat der "Volksverpetzer" aber verloren. Letztes Jahr wurde vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt, rückwirkend bis ins Jahr 2021. Spenden an den Blog können seitdem nicht mehr von den Spendern steuerlich geltend gemacht werden. Aktuell ist Laschyk als Geschäftsführer seines "Volksverpetzers" mit dem Finanzamt im Austausch, die Gemeinnützigkeit ab diesem Jahr wieder anerkannt zu bekommen: "Das ist noch offen. Wir werden sehen." Auch deshalb möchte sich Thomas Laschyk nicht als Journalist bezeichnen, denn Journalismus, sowie Aufklärung und politische Bildung seien nicht Teil der Gemeinnützigkeit, präzisiert Anwalt Chan-Jo Jun: "Die Ampelregierung wollte das ändern, aber es ist nicht mehr dazu gekommen."
Erstaunlicherweise, so Jun weiter, "hat das am Ende für den "Volksverpetzer" gar keinen Schaden bedeutet, weil die Leute auch ohne Spendenquittung bereit waren für ihn zu spenden." Im gerade vorgestellten Koalitionsvertrag von Union und SPD wird das Thema gemeinnütziger Journalismus zwar angesprochen. Es solle Rechtssicherheit hergestellt werden, heißt es. Was das konkret bedeutet, wird allerdings nicht erklärt.
"Volksverpetzer" erhält Marion-Samuel-Preis
Für seine Arbeit wurde der "Volksverpetzer" mit dem Marion-Samuel-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird von der Stiftung Erinnerung vergeben, die sich damit gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen im Dritten Reich einsetzt. "Erinnerungsarbeit darf nicht mehr nur in der Geschichte zurückblicken, sie muss vorwärtsgewandt sein. Wir müssen uns fragen: Wie gehen wir mit diesem neuen Rechtsextremismus um", so Jörn Seinsch von der Stiftung Erinnerung. Das verkörpere niemand so sehr wie der "Volksverpetzer".
"Setzt euch für Demokratie ein"
Auf den Antrieb und die Motivation von Thomas Laschyk dürfte eine zukünftige An- oder Aberkennung der Gemeinnützigkeit ohnehin kaum Einfluss haben: "Mein Rat an jeden Einzelnen von euch, wenn ihr wütend seid, macht irgendwas. Es muss kein Blog sein. Es muss kein Fakten-Check sein. Macht, was ihr könnt und setzt euch für die Demokratie ein."
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