OB Marcus König hält Foto von Malcolm Bidali hoch
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Nürnbergs OB Marcus König (CSU) mit einem Foto des diesjährigen Preisträgers des Internationalen Menschenrechtspreises der Stadt, Malcolm Bidali.

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Internationaler Menschenrechtspreis für Kenianer Malcolm Bidali

Der Internationale Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg geht in diesem Jahr an Malcolm Bidali. Der Kenianer war selbst Arbeitsmigrant in Katar und engagiert sich seitdem für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in dem Emirat.

Der 1992 in Kenia geborene Malcolm Bidali war als Wanderarbeiter in Katar. Nachdem er die menschenunwürdigen Bedingungen dokumentierte, wurde er in dem Wüstenstaat inhaftiert. Seit seiner Rückkehr nach Kenia, setzt er sich für die Rechte der Arbeitsmigranten ein. Dafür erhält er den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2023, wie die Jury unter Vorsitz von Oberbürgermeister Marcus König (CSU) mitteilt. In der Begründung heißt es, Bidali sei eine der wenigen mutigen Stimmen, die sich gegen den Missbrauch und die Ausbeutung von immigrierten Arbeitskräften in Katar aussprechen.

Gründer von "Migrant Defenders" in Kenia

Bidali wurde für seinen Einsatz für die Wanderarbeiter und -arbeiterinnen in dem Emirat für rund einem Monat inhaftiert, ohne Rechtsbeistand oder Prozess. Anschließend gründete Bidali zusammen mit einer ehemaligen Hausangestellten, die in Bahrain tätig war, in Kenia die Organisation "Migrant Defenders", die sich für die Rechte von Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter einsetzt. Sie fordern auch, dass Kenia als Entsendestaat seiner menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden müsse.

Dokumentation der schlechten Bedingungen für Arbeitsmigranten

Malcolm Bidali arbeitete selbst von 2018 bis 2021 in Katar als Wachmann und litt wie die meisten anderen Arbeitsmigranten unter den schlechten Arbeitsbedingungen. Er dokumentierte die überfüllten, dreckigen Unterkünfte, in denen sie ohne Privatsphäre und unter schlechten Hygienebedingungen untergebracht waren. Auch die Arbeitsbedingungen waren schlecht – lange Arbeitstage bei extremer Hitze und schlechter Verpflegung. Nachdem seine Beschwerden bei den Behörden keinen Erfolg hatten, veröffentlichte er Statements und Bilder unter einem Pseudonym auf Social-Media-Kanälen wie Twitter.

Verhaftung ohne Prozess – Rückkehr nach Kenia

Wenige Tage nachdem er auf einer Veranstaltung von Gewerkschaften einen Vortrag gehalten hatte, wurde Malcolm Bidali am 4. Mai 2021 verhaftet. Nach einem Monat Einzelhaft wurde er entlassen, ohne erfahren zu haben, was ihm vorgeworfen wurde. Ohne Anklage oder Prozess wurde ein Strafbefehl verhängt, Bidali zahlte eine Geldstrafe von umgerechnet rund 6.000 Euro und kehrte nach Kenia zurück.

Arbeitsmigranten – Menschen zweiter Klasse

Seither versucht er mit seiner Organisation "Migrant Defenders", unterstützt von Amnesty International, auf die schlechten Arbeitsbedingungen für Arbeitsmigranten aufmerksam zu machen und diese zu verbessern. Vor allem in den Golfstaaten, in denen vier von fünf Einwohnern zugewanderte Arbeitskräfte sind, würden diese oft als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Fokus auf Ausbeutung von Arbeitsmigranten weltweit

Die Jury, zu der auch Schauspielerin Iris Berben zählt, weist aber darauf hin, dass auch in Europa zugewanderte Arbeitskräfte "das schwächste Glied in der Beschäftigungskette sind". Deshalb wolle man mit der Vergabe des Menschenrechtspreises einen Fokus auf die weltweite Ausbeutung von Arbeitsmigranten richten. Der Preis wird am 24. September 2023 im Nürnberger Opernhaus verliehen.

Nun mit 25.000 Euro dotierter Menschenrechtspreis

Bisher war der Preis, der seit 1995 alle zwei Jahre vergeben wird, mit 15.000 Euro dotiert. Um die "Bedeutung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises zu stärken", so Oberbürgermeister König bei der Bekanntgabe des Preisträgers, habe der Stadtrat entschieden, das Preisgeld ab diesem Jahr von 15.000 Euro auf 25.000 Euro anzuheben. Wer ihn bekommt entscheidet eine internationale Jury.

Internationaler Menschenrechtspreis für Malcolm Bidali
Bildrechte: Joost Bastmeijer

Internationaler Menschenrechtspreis für Malcolm Bidali

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