Bildrechte: picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Erste Bayerische Integrationskonferenz

Bildbeitrag
>

Integrationskonferenz: 80-Cent-Jobs für Migranten keine Lösung

Integrationskonferenz: 80-Cent-Jobs für Migranten keine Lösung

Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann hat heute mit verschiedenen Verbänden über Integration gesprochen. Wirtschaft, Kirchen und Wohlfahrtsverbände fordern eine leichtere Anerkennung ausbildungs- und arbeitswilliger Flüchtlinge.

Im Grundsatz sind sich Integrationsminister Joachim Herrmann und die Bayerische Wirtschaft einig, dass in Bayern die Integration von Flüchtlingen in Arbeit besonders gut klappt. Statt bundesweit 12,2 sind in Bayern nur 6,2 Prozent der Ausländer arbeitslos. Das politische Ziel "60.000 erfolgreichen Arbeitsmarktintegrationen bis Ende 2019", sei längst erreicht, so Herrmann. Mittlerweile seien bereits und 150.000 Flüchtlinge in Arbeit (64.500), Ausbildung (8.000) und Praktika (70.000) gebracht.

Bayerische Wirtschaft fordert leichtere Anerkennung von Flüchtlingen

Bei allen Erfolgen sieht Bayerns oberster Unternehmervetreter Bertram Brossardt allerdings Probleme mit der Anerkennung arbeitswilliger und arbeitsfähiger Flüchtlinge. Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages, moniert, dass von den 9.000 jugendlichen Ausländern, die heuer die zweijährigen Berufsintegrationsklassen verlassen, zu vielen die Abschiebung droht, obwohl die Bayerischen Betriebe ihre Arbeitskraft bräuchten. Wenn einer für seinen Lebensunterhalt aufkommen könne, dürfe ihm der Weg nicht schwer gemacht werden, so Driessen. Er wünscht sich deshalb "eine möglichst großzügige Stichtagslösung, um die Altfälle seit 2015 zu klären".

Stichtagslösung für Berufsintegrationsschüler sorgt für Streit

So eine Stichtagslösung für Berufsintegrationsschüler lehnt Innenminister Herrmann (CSU) jedoch ab. Mit den Worten "pauschale Regelungen begeistern mich wenig", will er weiterhin jeden Einzelfall gesondert betrachten. Laut Michael Bammessel, Präsident der Diakonie Bayern, erfahren in Integrationsprojekten und Wohngruppen für jugendliche Asylbewerber, gehen so jedoch der Bayerischen Wirtschaft 1.000 bis 2.000 ausbildungsfähige Jugendliche verloren.

Wohfahrtsverbände und Kirchen unterstützen 80-Cent Jobs vorerst nicht

Michael Bammessel, der bei der Integrationskonferenz für die Wohfahrtsverbände sprach, sorgt sich auch, dass ausbildungswillige Migranten demotiviert werden, wenn ihnen statt einer Ausbildung nur ein 80-Cent-Job – etwa als Bauhof-Hilfe angeboten wird. 5.000 davon hat Ministerpräsident Markus Söder angekündigt – bis jetzt machen nur die Städte und Gemeinden mit. Die Jobs sollen den Flüchtlingen eine Struktur im Tag bieten, machen ohne pädagogische Betreuung laut Bamessel aber keinen Sinn. Deshalb hätten im Gegensatz zu Städte- und Gemeindetag die Kirchen und Wohlfahrtsverbände die Erklärung nicht mit unterzeichnet.

Diakonie-Chef Bammessel kann sich aber vorstellen, bei den 80-Cent-Jobs mitzumachen, sollte die Staatsregierung das für eine Betreuung der Menschen nötige Geld zur Verfügung stellen.