Normalerweise steigen die Wasserstände des Grundwassers auch nach heißen Sommern im Winterhalbjahr wieder an, das Grundwasser füllt sich quasi auf. Aber nach dem niederschlagsarmen Winter und der anhaltenden Trockenheit im Frühjahr sind in Bayern jetzt erste Folgen zu spüren. Denn die ersten Gemeinden melden lange vor dem Sommer, dass sie an Wasserknappheit leiden.
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Bürgermeister von Hurlach: Spart Wasser
Ein Beispiel für diese Wasserknappheit ist die Gemeinde Hurlach im Landkreis Landsberg am Lech. Dort hat der Bürgermeister Andreas Glatz unlängst einen Brief mit einer Warnung verschickt: Alle sollen jetzt Wasser sparen. Manche Bürgerinnen und Bürger waren erschrocken. Denn schließlich ist das Frühjahr durch die Schneeschmelze eigentlich eine wasserreiche Jahreszeit. Viele fragen sich, wie es erst im Sommer werden soll, wenn es heiß wird.
Alle 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner in Hurlach haben von ihrem Bürgermeister vorsorglich Tipps zum Wassersparen bekommen: Die Spartaste bei der Toilettenspülung drücken, Geschirrspüler und Waschmaschinen vollständig beladen, zum Gießen im Garten Regenwasser benutzen.
Brunnen im öffentlichen Raum abgestellt
Auch die öffentlichen Brunnen hat Bürgermeister Glatz nun vorsorglich abgestellt. Noch ist das Grundwasser in der Gegend zwar nicht aufgebraucht, aber der Pegel in den Grundwasserquellen ist dieses Jahr besonders niedrig. Deshalb müsse die Gemeinde jetzt schon Wasser über die Stadtwerke Landsberg zukaufen, so der Bürgermeister.
Wasser müsste im Frühjahr Höchststand haben
Für Peter Fritsch, den stellvertretenden Leiter der Abteilung für Grundwasserschutz, Wasserversorgung und Altlasten beim Bayerischen Landesamt für Umwelt, ist das verständlich, gerade im Hinblick auf einige Wasserquellen südlich von Augsburg. Sogar Fritsch als Fachmann ist erschrocken, wie stark dort die Wassermenge zurückgegangen ist - wo sie eigentlich jetzt ihren Höchststand erreichen müsste. Der Bürgermeister von Hurlach habe vollkommen recht, jetzt rechtzeitig die Bremse zu ziehen.
Die Wasserversorgung ist laut Umweltministerium und Landesamt für Umwelt in Bayern zwar insgesamt gesichert. Gleichzeitig zeigt der Klimawandel aber seine Folgen: 63 Prozent aller bayerischen Messstellen, die das oberflächennahe Grundwasser kontrollieren, weisen derzeit niedrige oder sehr niedrige Wasserstände auf - laut Fritsch vom Landesamt für Umwelt eine außergewöhnliche Situation.
Auch im Allgäu extrem trockener März
Auch im Allgäu hat es zu wenig geregnet, nur wenige Messstellen des Wasserwirtschaftsamtes Kempten stehen auf grün, wie zum Beispiel bei Ortwang im Oberallgäu und Waal im Ostallgäu. Etliche gelb- und orangefarbene Messtellen zeigen niedrige bis sehr niedrige Pegelstände, etwa bei Obergünzburg oder Ebenhofen im Ostallgäu und Sontheim im Unterallgäu. David Kempter, Vize-Chef im Wasserwirtschaftsamt, betont, das Grün solle nicht heißen, dass an diesen Messstellen alles in Ordnung sei. Generell habe es im vergangenen Winter zu wenig Niederschlag gegeben, einen so trockenen März habe man noch nie erlebt – das spüre man nun am fehlenden Grundwasser.
Der Regen kürzlich sei zwar schön und wichtig gewesen, aber das frische Wasser sei fast vollständig in die Pflanzen gegangen. Der Boden sei kaum durchfeuchtet worden. Um die Grundwasserpegel wieder zu heben, bräuchte es einen sogenannten Landregen über mehrere Tage hinweg.
Andreas Rimböck, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, erkennt im BR-Gespräch in ganz Bayern allgemein niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände gerade in den oberflächennahen Grundwasserlagen. "Wenn wir schon im Frühjahr mit so einer angespannten Lage zu tun haben, ist es sicher nicht verkehrt, Wasser zu sparen und somit für den Sommer größere Reserven übrig zu haben."
Bebauung und Landbewirtschaftung anpassen
Man müsse sich den Trockenheiten stellen, die durch den Klimawandel zunehmen, so Rimböck. Das bedeute, konsequent Vorsorgemaßnahmen zu treffen: "Das geht los beim Baugebiet, das möglichst durchlässig zu gestalten und möglichst viel Wasser zurückzuhalten. Das Stichwort 'Schwammstadt' ist ein ganz wichtiger Bestandteil. Das geht weiter über die Landbewirtschaftung, dass Wasser in den Untergrund versickern kann." Die Idee der Schwammstadt sieht unter anderem begrünte Hausdächer vor, damit Regenwasser aufgefangen und das Mikroklima in der Stadt verbessert werden kann, oder durch entsiegelte Flächen, wie zum Beispiel in Innenhöfen, wo das Wasser nicht in die Kanalisation, sondern ins Grundwasser gelangt.
Rimböck fordert ein grundsätzliches Umdenken in der gesamten Bevölkerung, "um unsere Lebensgrundlage Wasser stärker zu schätzen und damit auch zu schützen".
Klimawandel: Herausforderung für Bayerns Wasserversorgung
Die Wasserversorgung in den Kommunen steht angesichts des fortschreitenden Klimawandels vor großen Herausforderungen, sagt auch das Bayerische Umweltministerium. Man überprüfe derzeit bayernweit Wasserversorgungsstrukturen und alle öffentlichen Wasserversorgungsanlagen auf ihre Versorgungssicherheit bis zum Jahr 2050. Zusätzlich soll in der Bevölkerung weiter das Bewusstsein dafür gestärkt werden, mit Wasser sparsam umzugehen.
- Zur ARD-Seite: #unserWasser

Trockener, rissiger Ackerboden
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