Auch in diesem Jahr beteiligte sich die Stadt Schweinfurt am Dienstag am weltweiten Aktionstag "One Billion Rising". Laut der Organisatorin Heide Wunder, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schweinfurt wollten die Beteiligten auf das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen. Ab etwa 17 Uhr versammelten sich daher rund 100 Personen vor dem Rathaus, um zu tanzen.
"Der Tanz soll die Stärke symbolisieren, mit der sich Frauen und Mädchen gegen Gewalt wehren können", erklärte Heide Wunder. One Billion Rising lud jeden dazu ein, sich an dem Tanz zu beteiligen – auch Männer. Die Aktion war "ein Akt weltweiter Solidarität mit allen Frauen und Mädchen", so Heide Wunder. "Außerdem zeigt One Billion Rising wie viele wir sind, die sich weigern, Gewalt gegen Mädchen und Frauen als unabänderliche Tatsche hinnehmen", ergänzte die Organisatorin.
Kurze Reden über Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Die einstündige Tanzaktion wurde durch kurze Reden unterbrochen. So informierte neben Heide Wunder beispielsweise auch Sabine Dreibholz, fachliche Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses in Schweinfurt, über die Problematik. Dabei ging es auch um das Thema Femizid. Darunter versteht man ist die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.
Jede dritte Frau erlebt Gewalt
Nach Heide Wunders Angaben erlebt jede dritte Frau in ihrem Leben Gewalt und jede vierte Frau widerfährt Gewalt durch den aktuellen oder früheren Lebenspartner. Die Polizeistatistik für 2021 listet bei häuslicher Gewalt für den Bereich Unterfranken insgesamt 1.729 Fälle auf. Bei knapp 80 Prozent der Opfer handelt es sich um Frauen. "Die Anzahl der bekanntgewordenen Fälle ist nur die Spitze des Eisbergs", betonte Heide Wunder. "Nach Informationen des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen erstatten nur 20 Prozent der Betroffenen eine Strafanzeige."

One Billion Rising
Weltweit ein Milliarde Frauen von Gewalt betroffen
One-Billion Rising heißt übersetzt "Eine Milliarde erhebt sich". Auf der Homepage dieser Kampagne steht: "Jede dritte Frau weltweit war bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen, vergewaltigt oder in anderer Form misshandelt." Das entspreche einer Milliarde Frauen (one billion), denen Gewalt angetan wurde. Die Kampagne setzt sich sowohl für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen als auch für Gleichstellung ein.
One Billion Rising wurde im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert. In zahlreichen Ländern sollte es zu Tanzaktionen kommen. Allein in Deutschland gab es in über 140 Städten Anmeldungen zum Tanz. Zu diesen zählten neben Schweinfurt auch Würzburg und Nürnberg. In Würzburg fand laut der Kampagne die Tanzdemo ab 13.30 Uhr am Oberen Markt am Falkenhaus statt und in Nürnberg ab 18.00 Uhr am Gewerbemuseumsplatz.
Tanz auf "Break the Chain"
"Weltweit wird auf den Song Break the Chain – Zerreißt die Ketten getanzt", erklärte Heide Wunder. "Auf dieses extra für die Kampagne komponierte Lied wurde beim Aktionstag meistens getanzt." Auf der Homepage der Kampagne ist zu lesen, dass der Song von Tena Clark stammt. Er wurde von verschiedenen Sängerinnen und in mehreren Sprachen aufgenommen. Er sei eine Art "gemeinsame Hymne" der Kampagne. Die eigens entwickelte Choreografie dazu kann mithilfe von YouTube-Videos einstudiert werden.
Tanzschule und Frauenplenum Schweinfurt unterstützten die Tanzdemo
Veranstalter der Aktion in Schweinfurt waren neben der Gleichstellungsbeauftragten Heide Wunder auch das Schweinfurter Frauenplenum. Die Tanzschule Pelzer unterstützte die Kampagne, indem sie an mehreren Tagen Beteiligten kostenfrei den Tanz beibrachte, so Heide Wunder. Das Schweinfurter Frauenplenum setzt sich als unabhängiges, überparteiliches und überkonfessionelles Gremium für die Interessen der Frauen ein. Zudem ist es für alle interessierten und engagierten Frauen offen. Das Schweinfurter Frauenplenum trifft sich etwa viermal im Jahr.
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr erreichbar
Gewalt-Betroffene können sich Hilfe holen. Zum Beispiel über das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Laut der Webseite des Hilfetelefons richtet es sich nicht nur an gewaltbetroffene Frauen, sondern auch an Menschen aus ihrem Umfeld sowie an Fachkräfte. Die Beratung ist kostenfrei, anonym und vertraulich zu allen Formen der Gewalt. Darunter fallen Partnerschaftsgewalt, Mobbing, Stalking, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Menschenhandel.
Mehr als 80 qualifizierte Beraterinnen sind unter der Telefonnummer 08000-116 016 sowie per E-Mail, Sofort- oder Terminchat auf der Webseite des Hilfetelefons täglich und rund um die Uhr erreichbar. Die Beratungen finden in 18 Fremdsprachen statt wie zum Beispiel Englisch, Polnisch und Russisch. Seit Mai 2022 können Beratungen auch auf Ukrainisch angeboten werden.
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