Warnstreik der Postbeschäftigten, hier in Nürnberg
Bildrechte: BR / Nicole Schmitt

Viele Briefe und Päckchen bleiben heute liegen: Postbeschäftigte streiken.

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Post kritisiert Warnstreiks, hohe Beteiligung laut Verdi

Viele Briefkästen bleiben heute leer, denn Postbeschäftigte streiken. Während sich die Gewerkschaft über eine hohe Beteiligung freut, übt die Post Kritik daran. In Bayern sind bis zu 35 Zustellstützpunkte betroffen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Viele Briefe und Pakete können heute nicht zugestellt werden. Bundesweit streiken Postbeschäftigte. In Bayern nehmen laut dem Landesleiter von Verdi, David Merck, mehr als 2.000 Postbeschäftigte teil - an bis zu 35 Zustellstützpunkten in Augsburg, Freising, München, Straubing, Regensburg, Passau, Würzburg, Nürnberg und weiteren Städten. Die Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen sei sehr hoch, sagte Merck dem BR.

Keine Post im Briefkasten? Zustellerinnen und Zusteller streiken

Nachdem gestern die Beschäftigten in den Brief- und Paketzentren aufgerufen waren, die Arbeit niederzulegen, liegt der Fokus heute auf den Zustellerinnen und Zustellern. Das sagte die in Nürnberg verantwortliche Verdi-Gewerkschaftssekretärin, Jessica Hampel, dem BR. Man habe am Donnerstag in Nürnberg am Briefzentrum gegen 17 Uhr angefangen und die Spät- und Nachtschicht zum Streik aufgerufen.

Weit über 100 Menschen seien dem Aufruf an diesem Standort gefolgt. Das Paketzentrum in Feucht wurde ebenfalls bestreikt. Am Morgen um kurz nach 4 Uhr wurde der Warnstreik auf die ansässigen Brief-, Verbund- und eine Zustellbasis ausgeweitet. Auch Zusteller in Ansbach, Fürth und Erlangen beteiligen sich an der Aktion. Man sei mit der Resonanz sehr zufrieden, so Hampel weiter.

Streik von Waidhaus bis Feuchtwangen, von Pegnitz bis Dollnstein

Am Streikzelt im Nürnberger Südosten hatten sich schon früh etliche Kolleginnen und Kollegen eingefunden, so Hampel weiter. Der Flächenniederlassungsbereich Nürnberg ist mit rund 5.500 Beschäftigen einer der größten in Bayern. Dieser Bereich geht von Waidhaus in der Oberpfalz bis Feuchtwangen sowie vom oberfränkischen Pegnitz bis zum oberbayerischen Dollnstein.

Weitere Streiks und Auswirkungen auf Postauslieferung angekündigt

Auch die bayernweite Beteiligung am Warnstreik sei herausragend, so der Verdi-Landesleiter Merck. Im BR24-Interview kündigte die Gewerkschaft eine Ausweitung der Streiks in den nächsten Tagen an. Die dritte Verhandlungsrunde ist am 8. und 9. Februar. Der Arbeitgeber habe kein Angebot vorgelegt. Jeder Beschäftigte werde Gelegenheit bekommen, zu streiken, so Merck. Er glaube, dass der Streik massive Auswirkungen bei der Zustellung der Deutschen Post AG haben werde. So werden aktuell in Niederbayern zum Beispiel die Menschen laut dem stellvertretenden Verdi-Bezirksgeschäftsführer Andreas Bernauer in Passau, Deggendorf, Landau, Zwiesel, Abensberg sowie Mallersdorf-Pfaffenberg noch bis Montag auf ihre Sendungen warten müssen.

Post kritisiert Warnstreiks als "unnötig"

Von der Post gibt es bislang nur eine schriftliche Reaktion. Das Unternehmen habe der Gewerkschaft Verdi "eine Reihe von konkreten Vorschlägen gemacht, in denen es vor allem um die Bausteine und Struktur der Lohnerhöhungen ging." Damit sei die Grundlage geschaffen, um in der schon vereinbarten dritten Verhandlungsrunde am 8. und 9. Februar ein Angebot vorzulegen, "das sich an einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Beschäftigten und den ökonomischen Realitäten von Post & Paket Deutschland orientieren wird."

Die Warnstreiks seien aus Sicht der Post unnötig, "da sie letztlich nur zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen", heißt es in der Stellungnahme. Zu möglichen Einschränkungen lasse sich am Vormittag noch nichts sagen, da die Gewerkschaft ihre Warnstreiks nicht ankündige. Jeden Tag könne sich eine "neue Lage bei den wechselnden verschiedenen regionalen und lokalen Warnstreiks ergeben." Interviews lehnt die Post deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab.

Zweite Tarifrunde ohne Ergebnis

Nachdem die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten der Deutschen Post in Deutschland am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist, hat die Gewerkschaft im Freistaat mit 10.000 rund ein Drittel der Tarifkräfte in allen sechs Niederlassungen die nächsten Tage aufgerufen, sich am Warnstreik zu beteiligen.

Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn und begründet ihre Forderung mit der Inflationsrate und dem Gewinn des weltweiten Konzerns in den beiden Vorjahren. Die Post hält dagegen, dass der Gewinn vor allem im Ausland erwirtschaftet worden sei. In Deutschland gebe es im Briefgeschäft inzwischen Probleme. Für die Auszubildenden und Dual-Studierenden soll die Deutsche Post AG monatlich fix 200 Euro überweisen. Die verbliebenen rund 500 verbeamteten Postmitarbeiter sollen die sogenannte Postzulage von monatlich rund 80 Euro erhalten. Der abgeschlossene Tarifvertrag solle für zwölf Monate gelten, so die Verdi-Forderung. Die Deutsche Post wolle, dass ein neuer Tarifvertrag bis 2025 Gültigkeit behalten soll.

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