Für 39.000 der 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern beginnt der nicht ganz normale Schulalltag. Nun heißt es "Maske auf und Abstand halten". Nach über sechs Wochen zuhause und dem damit verbundenen Distanzunterricht am Computerbildschirm sollen die älteren Jahrgänge wieder direkten Kontakt mit ihren Lehrerinnen und Lehrern haben.
Abschlussklassen verschiedener Schulformen
In den Wechselunterricht sollen dem Bayerischen Kultusministerium zufolge die Abschlussjahrgänge der Gymnasien, Abendgymnasien, der Fachoberschulen (FOS), der Berufsoberschulen (BOS) sowie die der beruflichen Schulen, bei denen Ende März Abschlussprüfungen anstehen, einschließlich der Schulen zur sonderpädagogischen Förderung.
Ein Teil kommt, ein Teil bleibt zuhause – im Wechsel
Wechselunterricht bedeutet, dass ein Teil der Klasse oder des Kurses in der Schule Unterricht hat, während der andere Teil zuhause lernt. Je nach Modell wechseln sich die Gruppen tage- oder wochenweise mit Präsenzunterricht und Homeschooling ab.
Keinen Wechselunterricht in Teilen Oberfrankens und in der Oberpfalz
Allerdings haben einige Landkreise und Städte in Nordbayern beschlossen, den Wechselunterricht aufgrund des Infektionsgeschehens erst einmal auszusetzen: In den Landkreisen Wunsiedel und Hof, sowie in der Stadt Hof bleibt es für alle Schülerinnen und Schüler erst einmal beim Distanzunterricht. Dort gibt es Fälle oder Verdachtsfälle von Corona-Mutationen. Gleiches gilt für Abschlussklassen in der oberpfälzischen Stadt Weiden sowie im Landkreis Neustadt an der Waldnaab.
Kritik an Schulpolitik
Die Digitalisierung kommt zu langsam, die Schulplattform Mebis läuft nicht richtig. Seit Beginn der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Regelungen zum Unterricht hagelt es Kritik vonseiten der Eltern- und Lehrerverbände sowie von Gewerkschaften. Diese hört auch mit dem Beginn des Wechselunterrichtes nicht auf.
Arbeitsschutz angesichts neuer Corona-Mutationen gefordert
Der Deutsche Philologenverband, der Lehrkräfte an Schulen vertritt, die auf das Abitur vorbereiten, hat gefordert, dass Lehrerinnen und Lehrer vor Beginn des Präsenzunterrichtes vorrangig geimpft werden sollten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern sieht in dem nun beginnenden Wechselunterricht ein Verstoß gegen die Fürsorgepflicht und dem Arbeitsschutz gegenüber den Lehrkräften.
Beginn des Wechselunterrichts bringt Stundenpläne durcheinander
Die Gewerkschaft GEW merkt an, dass gerade die älteren Schülerinnen und Schüler gut mit dem Distanzunterricht zuhause zurechtkämen. Wenn nun Lehrerinnen und Lehrer die Abschlussklassen wieder an den Schulen unterrichten müssten, müssten sie die Jüngeren im Distanzunterricht auch vom Schulgebäude aus unterrichten. Viele Schulen seien dafür technisch aber gar nicht ausreichend ausgerüstet.
"Zu befürchten ist: Die Abschlussklassen haben geteilten Präsenzunterricht, also nur die Hälfte, die anderen Klassen aber eher sporadischen Distanzunterricht, weil Netz und Technik in den Schulen regelmäßig versagen." GEW-Landesvorsitzende Martina Borgendale
Elternverbände kritisieren Schulpolitik
Mehrere Elternverbände haben in der vergangenen Woche einen Brief an das Bayerische Kultusministerium geschickt, darunter der Bayerische Elternverband, die Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern und der Landeselternverband der Realschulen. Auch sie kritisierten die mangelnde technische Ausstattung an bayerischen Schulen. Sie fordern, alle an Schulen beteiligten Gruppen stärker in die Entscheidungen mit einzubeziehen.
Bildungsgipfel soll über weitere Schritte entscheiden
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat einen Bildungsgipfel mit allen Beteiligten angekündigt. Dabei soll mit Blick auf das Infektionsgeschehen entschieden werden, wie es für die weiteren Klassenstufen nach dem 14. Februar weitergehen soll: "Unser Ziel ist es, möglichst schon ab Mitte Februar viele der übrigen Schülerinnen und Schüler zumindest für einen Wechselunterricht wieder in die Schulen holen", so Bayerns Kultusminister Piazolo.
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