Josef Glogger vor beleuchteten Krippen und Figuren in seinem Garten.
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Der Garten von Josef Glogger in Balzhausen verwandelt sich jeden Abend in ein Lichtermeer.

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Im Landkreis Günzburg herrscht wieder das Krippenfieber

Noch längst nicht zu Ende: Die Krippensaison dauert traditionell bis Maria Lichtmess Anfang Februar. In Krumbach gibt es dazu eine besondere Tradition: das Krippleschauen. Dafür laden die Krippenprofis sogar in den eigenen Vorgarten.

Es ist kurz vor fünf Uhr, ein Dutzend Schaulustige warten bereits am Zaun von Josef Glogger in Balzhausen im Landkreis Günzburg. Denn gleich werden Zeitschaltuhren anspringen und seinen Garten in ein regelrechtes Lichtermeer tauchen. "Die ganze Krippenanlage hat 40.000 Lichter, natürlich energiesparend mit LED", sagt Glogger.

Er hat Holzbretter ausgesägt, in die er kleine Löcher gebohrt und dann LED-Birnen gesteckt hat. Die Lämpchen formen jeweils die Umrisse und Konturen einer Figur. Über hundert Besucher kommen jeden Abend, um die Krippe zu bestaunen.

Krippenprofis sammeln Spenden für wohltätige Zwecke

"Die Kinder sagen immer, wir gehen zum Weihnachtshaus", sagt eine junge Mutter. Ein Mann ergänzt: "Unglaublich, es ist einfach richtig schön". Glogger bietet seinen Gästen mit Glühwein und Kinderpunsch auch eine Stärkung an und wünscht sich im Gegenzug eine kleine Spende für gemeinnützige Zwecke: "Wir haben schon für das Kinderhospiz in Bad Grönenbach gesammelt und zurzeit geht das Geld an die Stammzellenforschung, 20.000 Euro sind insgesamt schon zusammengekommen." Seine Frau erkrankte vergangenes Jahr an Leukämie. Die schön beleuchtete Krippe habe ihr wieder Kraft gegeben, erzählt er.

Krippenführer vom Landkreis

Der Landkreis Günzburg hat eine Broschüre veröffentlicht, die auch Privathäuser wie das von Josef Glogger auflistet. Bei manchen kann man einfach vorbeikommen, bei anderen muss man sich vorher telefonisch anmelden. Die Krippen sind im Vergleich zur Freiluftvariante deutlich kleiner, so wie man sie eben vom heimischen Wohnzimmer kennt, doch in jedem Fall sehenswert, denn auch manch historische Krippe ist dabei. Im Landkreis Günzburg laufen derzeit viele Ausstellungen zum Thema, wie beispielsweise im Kloster Wettenhausen, im Heimatmuseum in Günzburg oder im Mittelschwäbischen Heimatmuseum in Krumbach.

Wie die Krippen nach Schwaben kamen

"Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges waren viele Menschen aus Südtirol eingewandert und hatten so die Tradition mit nach Schwaben gebracht", erzählt Heidi Landsperger, die Vorsitzende der Krippenfreunde. Sie sitzt an diesem Tag im Museum in Krumbach und Besucher können ihr beim Schnitzen über die Schulter schauen.

Bis eine Figur fertig ist, dauert es einige Stunden, sagt Landsperger: "Das ist nicht mit dem Computer zu vergleichen, denn man sieht halt am Ende, was dabei rauskommt und man arbeitet eben daran, bis sie einem gefällt." Mit einem V-förmigen Messer, dem sogenannten Geißfuß, schnitzt sie Ecken oder Kanten, mit einem U-förmigen Messer Falten in Gewänder.

Schnitzern fehlt der Nachwuchs

"Man kann sich hier Inspiration für zuhause holen. Will man einen Stall haben oder baut man seine Krippe lieber als Wurzelkrippe weiter aus?", sagt eine Frau in der Ausstellung. Über 30 Krippen sind im Krumbacher Heimatmuseum ausgestellt mit Figuren aus Holz, Papier, Keramik oder Wolle, die von vielen Besuchern bestaunt werden.

Doch in die Freude über den Zuspruch mischt sich auch die Sorge, wie es mit der Tradition weitergeht. "Wir sind jetzt nur noch neun Mitglieder, in den vergangenen Jahren sind einige gute Schnitzer verstorben. Wir hoffen natürlich auch auf Nachwuchs", sagt Landsperger. Wer wolle, könne einfach bei den Krippenfreunden vorbeischauen und bekomme für den Anfang Messer und Holz bereit gestellt.

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