Um Mitternacht war es soweit bei Audi in Ingolstadt. "Streikzeit" rief der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jörg Schlagbauer seinen Kollegen und Kolleginnen zu. 4.200 waren gekommen, um der Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn und befristet verkürzten Arbeitszeiten in der Metall- und Elektroindustrie Nachdruck zu verleihen. Für zwei Stunden legten sie die Arbeit nieder.
Auch bei BMW stehen die Zeichen heute auf Arbeitskampf. Gleich drei Werke werden bestreikt: Dingolfing, Landshut und Regensburg. "Dabei wird es auch zu Produktionsausfällen kommen", drohte Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern.
Bayerns Metaller im Ausstand
Im ganzen Freistaat sind die Metaller heute im Ausstand – betroffen sind viele bekannte Firmen. In der Oberpfalz beteiligen sich unter anderem Angestellte von Webasto in Regensburg. In Schwaben wird Bosch Rexroth in Elchingen bestreikt. In Unterfranken gibt es Warnstreiks bei den Linde-Betrieben in Aschaffenburg, in Oberfranken bei Brose in Würzburg und Loewe in Kronach. Auch bei Bosch im mittelfränkischen Ansbach wird die Arbeit zeitweise ruhen, ebenso wie bei Osram in Eichstätt und Schaeffler in Ingolstadt.
Metall-Arbeitnehmer wollen Anteil am Boom
"Es geht um sechs Prozent mehr Lohn und um Arbeitszeiten, die zum Leben passen", rief Johann Horn von der IG Metall Ingolstadt den Audianern zu. Die Wirtschaft brumme, die Unternehmen verdienten so gut wie lange nicht. Die Arbeitnehmer wollen jetzt ihren Lohn für die guten Geschäften.
"Wir haben uns einen fairen Anteil verdient." Barbara Resch, IG Metall
Das sieht die Gegenseite nicht so. Zwar bewerten auch die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm die konjunkturellen Aussichten sehr positiv.
Metallindustrie im Aufwind: Zum Teil vier Prozent mehr Rendite
Knapp die Hälfte der Unternehmer erwartet im laufenden Jahr auf eine Nettoumsatzrendite von vier Prozent oder mehr. Dennoch halten die Arbeitgeber ihr Angebot von zwei Prozent Lohnplus für angemessen. Bei ihrem Treffen in Ingolstadt verweisen sie auf diverse internationale Markt-Unsicherheiten wie den Brexit, die Entwicklungen in den USA und China und auf die hohen Lohnkosten in Deutschland.
Metall-Arbeitgeber erteilen 28-Stunden-Woche Absage
Mit völligem Unverständnis und einer klaren Absage reagierten die bayerischen Metall-Arbeitgeber auf die geforderte Arbeitszeitverkürzung. Unternehmer Andreas Karl warnt:
"Dies würde den Fachkräftemangel verschärfen und die Lohnkosten treiben." Unternehmer Andreas Karl
Bis zu 33.000 Vollzeitstellen würden nach der Berechnung des Verbandes in Bayern wegfallen, wenn die Gewerkschaftsvorstellungen Realität würden. Die IG Metall will, dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit für zwei Jahre befristet von derzeit 35 auf 28 Wochenstunden verkürzen können. Beschäftigte mit Kindern, die Angehörige pflegen oder unter besonders belastenden Bedingungen arbeiten, sollen einen Ausgleich erhalten.