Jubel bei der Bürgerinitiative Harrlach als am Mittag das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens bekannt wird. Die Fläche in dem kleinen Gemeindeteil der Stadt Roth an der ICE-Strecke Nürnberg – München ist raus aus dem Rennen um den Standort für das geplante ICE-Werk im Großraum Nürnberg. Sie ist nicht raumverträglich, hier wird die Bahn nicht mehr weiterplanen. Das gilt auch für das Waldgebiet südlich der MUNA zwischen Wendelstein und Feucht.
Noch keine Entscheidung über den Bau
Mit Spannung warten die Vertreter der Bahn und der Bürgerinitiativen am Dienstagmittag auf die "landesplanerische Beurteilung" der Regierung von Mittelfranken. Das Ergebnis: Für den Bau des geplanten ICE-Werks ist nur der Standort auf dem ehemaligen MUNA-Gelände bei Feucht raumverträglich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich hier die Heeresmunitionsanstalt, kurz MUNA. Das ist eine Weichenstellung, auch wenn damit noch nicht entschieden ist, "ob das ICE-Instandhaltungswerk gebaut wird", wie die Regierung in ihrer Mitteilung schreibt.
Alte Munition belastet den Boden der MUNA
Für den Standort auf der ehemaligen MUNA spricht, dass das Gelände direkt neben dem Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein liegt. Das ICE-Werk würde nach Ansicht der Regierung von Mittelfranken die Landschaft also weniger zerstören als an den anderen Standorten. Außerdem ist es seit Jahrzehnten eingezäunt und kann weder als Erholungsgebiet noch forstwirtschaftlich genutzt werden.
Viele Auflagen müssen erfüllt werden
Allerdings gibt es umfangreiche Auflagen, die die Bahn erfüllen muss. Es geht dabei um den Lärmschutz und den Schutz des Grundwassers. Vor allem aber muss das MUNA-Gelände fachgerecht saniert werden. Denn es ist mit alter Munition belastet, die dort seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Boden liegt.
Viele Einwendungen, umfangreiche Prüfung
Im Raumordnungsverfahren hat die Regierung von Mittelfranken die Planungen der Bahn auf ihre Raumverträglichkeit geprüft. Dabei ging es darum, wie sich das Werk auf die zukünftige Entwicklung des Raums auswirkt. Also, welche Auswirkungen das Projekt beispielsweise auf das Wohnumfeld, auf Natur und Landschaft, auf Erholung, Land- und Forstwirtschaft sowie die Wasserwirtschaft und den Verkehr hat. An diesem Verfahren hat die Regierung auch die sogenannten Träger Öffentlicher Belange – also Verbände, Kommunen, Behörden – sowie betroffene Bürger beteiligt. Rund 22.000 Einwendungen sind nach Angaben der Bürgerinitiativen gegen das Werk eingegangen.
Diese drei Standorte wurden geprüft. Nur das ehemalige Munitionslager Feucht (Standort F) ist raumverträglich.
Massiver Widerstand gegen Rodung des Bannwalds
In der Region gibt es an den drei geprüften Standorten massiven Widerstand. Es haben sich überall Bürgerinitiativen gebildet. Die Umweltschützer wollen vor allem verhindern, dass Bannwald gerodet wird. Denn alle Flächen liegen im Bannwald, der "grünen Lunge" des Großraums Nürnberg, so der Bund Naturschutz. Das geplante ICE-Werk wird groß. Rund 35 bis 40 Hektar Fläche veranschlagt die Bahn für die Anlage.
Auch ein Standort in der Oberpfalz war im Rennen: Der Markt Pyrbaum. Auch hier gab es im Vorfeld bereits deutliche Kritik.
Alternative im Hafen war nicht im Verfahren
Der Bund Naturschutz hat zwischenzeitlich eine Alternative ins Spiel gebracht. Er schlägt vor, das große Becken im Nürnberger Hafen zu verfüllen. Es werde nicht gebraucht und biete nach seinen Berechnungen ausreichend Platz für das ICE-Werk. Die Bahn und der Bayernhafen als Eigentümer des Geländes haben diesen Vorschlag abgelehnt. Das Gelände sei zu klein und das ICE-Werk lasse sich dort nicht realisieren. Die Hafen-Variante war nicht Bestandteil des Raumordnungsverfahrens.
450 neue Arbeitsplätze sollen entstehen
Das ICE-Werk ist nach den Plänen der Bahn notwendig, um den geplanten Deutschlandtakt im Personenverkehr sicherstellen zu können. Er gilt als ein wichtiger Teil der Verkehrswende. Vorgesehen sind schnelle Verbindungen zwischen Großstädten, bei denen die ICE auf den Hauptstrecken im Halbstundentakt unterwegs sein werden. Deshalb ist es notwendig, dass die Züge in der Nähe der Knotenpunkte gewartet werden. Einer davon ist Nürnberg. Im geplanten ICE-Werk Nürnberg sollen täglich rund 25 Züge für ihre nächsten Einsätze hergerichtet werden. Vorgesehen ist, dass rund 450 neue Arbeitsplätze entstehen, die Bahn rechnet mit einer Investition von rund 400 Millionen Euro.
So geht's weiter
Bevor die Bahn in die Detailplanung gehen kann, müssen die Auflagen abgearbeitet werden, die die Regierung im Raumordnungsverfahren gemacht hat. Wenn der exakte Plan für das Werk dann im Detail fertig ist, kann das Planfeststellungsverfahren beginnen, das mit der Baugenehmigung endet. In diesem Verfahren wird erneut die Öffentlichkeit beteiligt, außerdem kann – und damit ist zu rechnen – geklagt werden. Wenn alles durch ist, kann der Bau beginnen. Die Bahn rechnet derzeit noch damit, dass sie das ICE-Werk Nürnberg in Jahr 2028 eröffnen kann.

Nur MUNA-Gelände kommt für ICE-Werk infrage
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