Bei der Untersuchung gerissener Schafe aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld sind Wolfshybriden nachgewiesen worden. Es sind die fünf Jungen einer Wölfin, die sich mit einem Haushund gepaart hatte. Alle fünf Tiere müssen "entnommen", also geschossen werden.
- In der BR Mediathek: Zwischen Wolf und Hund - Wie gefährlich sind Wolfshybriden?
Bundesnaturschutzgesetz lässt keine Mischlinge zu
Die standortreue Wölfin ist mit ihren im Sommer geborenen Jungen im Grenzgebiet von Bayern, Thüringen und Hessen unterwegs. Die Wölfin hat sich - so das Landesamt für Umwelt (LfU) - im Frühjahr offenbar mit einem Haushund aus Thüringen gepaart. Im August waren die fünf schwarzen Jungen in eine thüringische Fotofalle getappt. Nach dem Nutztierriss im Landkreis Rhön-Grabfeld, bei dem drei Schafe getötet wurden, konnten bei der gentechnischen Untersuchung jetzt Spuren der standorttreuen Wölfin GW1422f, aber auch Gensequenzen ihrer Jungen nachgewiesen werden.
Hybride verhalten sich anders als Wölfe
Das Bundesnaturschutzgesetz (§45a Abs. 3) und die Berner Konvention verlangen jetzt, dass die Jungtiere abgeschossen werden. Dadurch soll der Fortbestand der nach europäischem und nationalem Naturschutzrecht streng geschützten Tierart Wolf gewährleistet werden. Begründet wird die Entnahme auch mit dem völlig unterschiedlichen Verhalten von Wölfen und Hybriden, insbesondere was ihre Scheu vor dem Menschen betrifft. Außerdem seien Wölfe sehr viel besser an das Leben in der freien Natur - auch unter widrigen Umständen - angepasst als das domestizierte Haustier Hund.
Gehegehaltung brächte lebenslanges Leiden
Eine Unterbringung der fünf jungen Wölfe in einem Gehege wäre nur möglich gewesen, wenn die Tiere innerhalb der ersten drei Lebensmonate eingefangen worden wären. Jetzt im Alter von circa sechs Monaten könnten sie sich an ein Leben in Gefangenschaft nicht mehr anpassen. Das Eingesperrtsein würde zu unnötigem, erheblichem und lebenslangem Leiden führen. So steht es in einem von Experten und Expertinnen erarbeiteten Praxisleitfaden, den die deutschen Länderumweltminister gebilligt haben.
Verstärktes Monitoring soll die Tiere aufspüren
Das LfU wird nun Schritte für die sogenannte "Entnahme" einleiten. In Thüringen läuft ein solches Verfahren bereits seit dem Sommer. Als erstes wird jetzt das sogenannte Monitoring verstärkt. Das heißt es werden vermehrt Fotofallen ausgewertet und genetische Proben zum Beispiel von Kot gesammelt, um herauszufinden, wo genau die Tiere sich aufhalten. Dabei bittet das Landesamt für Umwelt auch um die Mithilfe der Bevölkerung. Wer entsprechende Beobachtungen macht, soll sich bei der Behörde melden.
LfU beauftragt die Jäger
Die eigentliche Jagd auf die Tiere dürfen dann ausschließlich vom LfU beauftragte Jäger ausüben. Bis es soweit ist, können aber noch Wochen vergehen. Für die sogenannte Entnahme gibt es detaillierte Vorgaben und eine fachliche Einweisung.
Wichtig wird es dann auch sein, die Wölfin zu schützen. Sie lässt sich durch ihre Größe und Färbung allerdings klar von den Jungtieren unterscheiden.
Herden sollen abgesichert werden
Das LfU rät Nutztierhalten in Wolfsgebieten wie etwa der Rhön, ihre Herden abzusichern. In Frage kommen dafür zum Beispiel wolfsabweisende Zäune. Dafür kann beim zuständigen Amt für Landwirtschaft auch eine Förderung beantragt werden. Damit werden die Tiere auch vor wildernden Hunden geschützt, die neben dem Wolf eine große Gefahr für Weidetiere darstellen. Eine Mitte November im Landkreis Rhön-Grabfeld gerissene Ziege wurde nachweislich von einem Hund getötet. Das hat die DNA-Analyse der am Kadaver entnommenen Proben erbracht.
Hunde in Wolfsgebieten nicht frei laufen lassen
Um eine Paarung von Wolf und Hund zu verhindern, rät das LfU Hundehalterinnen und Hundehalter ihre Tiere – insbesondere in Wolfsgebieten – nicht unbeaufsichtigt und unkontrolliert frei laufen zu lassen.
Illegale Wolfshybride
Unabhängig von den Entwicklungen in der Natur gibt es in Europa auch einen Markt für Wolf-Hund-Mischlinge. Neben zwei anerkannten Wolfshunderassen gibt es wohl auch einen grauen Markt für Wolfshybride mit unterschiedlich hohem genetischen Wolfsanteil, die zum Teil aus den USA importiert werden.
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