Hundewelpe Henry in seiner Transportbox.
Bildrechte: Tierheim Nürnberg

Hundewelpe Henry wurde von seinem Besitzer einfach auf dem Parkplatz vor dem Nürnberger Tierheim ausgesetzt.

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Hundewelpe direkt vor Nürnberger Tierheim ausgesetzt

Vor dem Nürnberger Tierheim ist ein kranker Welpe ausgesetzt worden – mitten in der Sonne. Das Tierheim ist empört und hat "weitere Schritte" eingeleitet. Es ist kein Einzelfall. Der Handel mit Welpen boomt. Doch viele werden bald wieder abgegeben.

Auf Facebook macht das Tierheim Nürnberg seiner Empörung Luft: Der kleine Hund namens Henry sei in einem "desolaten Zustand", heißt es in einem Post. Neben eindeutigen Krankheitszeichen wie eitrigen Augen habe der zwölf Wochen alte Welpe auch "panische Angst" und lasse sich kaum anfassen. Sobald man ihn berühren wolle, schreie er und beiße um sich. Die Versorgung des Tieres werde dadurch erschwert.

Tierheim Nürnberg: Für Tiere muss man Verantwortung übernehmen

In dem Facebook-Post äußert das Tierheim großes Unverständnis für das Verhalten des Hundehalters, der Henry in einer Transporttasche auf den Parkplatz des Tierheims abstellte, statt ihn persönlich im Tierheim abzugeben. Es sei unverständlich, warum sich Menschen Tiere anschaffen, wenn sie keine Verantwortung übernehmen könnten. "Habt wenigstens den Mut und bringt das Tier rein und stellt es nicht in die pralle Sonne auf einen Parkplatz", schreibt das Tierheim wörtlich. Und weiter:

"Denkt nach, bevor ihr euch ein Tier anschafft!!!" Tierheim Nürnberg auf Facebook
  • Welpen-Boom während Corona: Süßer Hund, unterschätzte Arbeit

Impfpass verrät Identität von Henrys Besitzer

Weil der Transportbox auch ein Impfpass beilag, kennen die Tierheim-Mitarbeiter die Identität von Henrys Besitzer. Man habe "weitere Schritte" eingeleitet, hieß es auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks. Was das genau bedeutet, wollte eine Mitarbeiterin nicht sagen.

Zahl der illegalen Welpen in Bayern während Corona stark gestiegen

In den vergangenen Monaten beobachteten Tierheime in ganz Bayern einen Trend zum eigenen Hund. Viele Menschen hätten in der Corona-Pandemie mehr Zeit und schafften sich deshalb einen Hund an. Gerade das Geschäft mit Welpen aus dem Ausland läuft offenbar gut: Während im Jahr 2019 184 Welpen sichergestellt wurden, stieg diese Zahl 2020 auf 312. Bis Ende März 2021 waren es bereits 288 Welpen, ergaben Recherchen des BR-Politmagazins Kontrovers.

Erst kürzlich hatten sich Tierschützer in Nürnberg als potentielle Hundekäufer ausgegeben. Ein Händler wollte illegal zwei erst sechs Wochen alte Maltesterwelpen verkaufen – ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Und in den Landkreisen Eichstätt und Pfaffenhofen an der Ilm sollen fünf Betrüger innerhalb eines Jahres mehr als 80 Welpen verkauft haben. Ihre Wohnungen wurden vor wenigen Tagen durchsucht, wie BR24 heute berichtete. Die Polizei stellte 19 Tiere und zahlreiche Vermögenswerte sicher.

Wurde Hund Henry auch illegal verkauft?

Ob der ausgesetzte Hund Henry aus Nürnberg auch über illegale Tierhändler verkauft wurde, ist möglich, aber im Moment noch ungeklärt. Das Nürnberger Tierheim wollte sich dazu nicht äußern. Neben Henrys Transportbox lag ein Zettel, auf dem stand, dass der Welpe Augentropfen brauche und man ihm diese nicht geben könne, berichtet das Tierheim auf Facebook. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk wies eine Mitarbeiterin darauf hin, dass Henry nicht vermittelt wird und niemand deswegen anrufen solle. Ein krankes Tier könne nicht in die Obhut eines Halters übergeben werden.

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