FSA 13.7.22 - Windkraftwerk
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In der Gemeinde Altertheim produziert seit sieben Jahren produziert ein eigenes Windrad Strom für die Gemeinde. Doch das ist jetzt kaputt.

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Hürden bei der Energiewende: Was, wenn ein Windrad defekt ist?

In Unterfranken stehen 261 Windkraftwerke - und es sollen mehr werden. Die Gemeinde Altertheim im Landkreis Würzburg macht es vor: Seit sieben Jahren produziert ein eigenes Windrad Strom für die Gemeinde. Doch das ist jetzt kaputt.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Das Windrad der Bürger-Energie Altertheim eG, daneben die Drohne.
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Das Windrad der Bürger-Energie Altertheim eG, daneben die Drohne.

Mit bloßem Auge ist der Schaden nicht zu erkennen. Immerhin: 200 Meter hoch ragt das Windrad hier in der Nähe von Altertheim im Landkreis Würzburg in die Höhe. Dass etwas kaputt ist, steht aber fest. Mit einer speziellen Mikrofon-Technik hat die Bürger-Genossenschaft, der das Windrad gehört, den Schaden entdeckt. "Man kennt den Effekt vom Autofahren: Wenn die Fenster hinten auf sind, ändert sich die Windströmung, das hört man." Denselben Effekt haben sie beim Windrad festgestellt, erklärt Herbert Friedmann von der Bürger-Energie Altertheim.

Der Schaden könnte die Stromproduktion reduzieren

In Unterfranken stehen derzeit 261 Windkraftanlagen. Die meisten davon in der Region Würzburg. Mit dem geplanten Wegfall der 10H-Regel auf Bundesebene könnten in Unterfranken über 120 neue Windräder entstehen. Die Bürger-Genossenschaft ist also am Zahn der Zeit: Seit sieben Jahren produziert die Anlage Strom für die Gemeinde – zur Nutzung und zum Verkauf. Da es deren einziges Windrad, also die einzige Einnahmequelle, ist, steht schon etwas auf dem Spiel, sagt Friedmann: "Ich glaube nicht, dass das Rotorblatt kaputt geht, aber wenn die Außenhülle verändert ist, nimmt im Extremfall die Stromproduktion ab."

Reparatur soll größeren Ausfällen und Einbußen vorbeugen

Fest steht: Der mögliche Schaden des Altertheimer Windkraftwerks muss gefunden und dann gegebenenfalls repariert werden. Denn aktuell läuft das Windrad, das die Genossenschaft rund viereinhalb Millionen Euro gekostet hat, zwar noch rund, der Schaden scheint nicht so wahnsinnig groß zu sein, aber die Gefahr bestehe, dass es "von diesem kleinen, unbedenklichen Schaden zum Problem wird." Eine Möglichkeit: Ein Experte klettert am Rotorblatt entlang nach unten, seilt sich ab, bis die schadhafte Stelle gefunden ist. Aber es gibt längst modernere Verfahren.

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Herbert Friedmann von der Bürger-Energie Altertheim eG.

Eine Drohne untersucht den Schaden am Rotorblatt

Das Windrad in Altertheim schaut sich deshalb eine Spezialfirma aus Starnberg an. Operator Christian Minnieur steht in der Nähe der Anlage, den Controller in der Hand: "Wir fliegen jetzt mit der Drohne an der sogenannte Leading Edge, also an der Vorderkante des Blattes entlang, und halten visuell die Schäden am Blatt fest."

Die Experten von "TopSeven" haben den Flug zwar exakt berechnet und programmiert, die Drohne fliegt also autonom. Aber auf 200 Metern Höhe weht der Wind doch nochmal um einiges stärker als hier unten. Operator Christian Minnieur hat das Flugobjekt deshalb auf seinem Bildschirm am Controller permanent im Blick. Nach knapp 20 Minuten landet die Drohne wieder. Mit 144 Fotos im Gepäck.

Normale Abnutzungspuren - und eine auffällige Macke

Auf einigen Fotos sind Schäden deutlich zu erkennen: abgewetzte Rotorblatt-Kanten, teilweise sind sogar Ecken herausgebrochen. Schäden, die zu den normalen Abnutzungsspuren gehören - doch dann entdecken sie eine größere Stelle. "Das ist schon etwas Gravierendes. Das sollte repariert werden", sagt Projektmanager Florian Zimmer, der ähnliche Beispiele kennt.

Gute Nachricht: Windrad muss nicht abgeschaltet werden

Am Rotorblatt hat sich ein knapp 20 cm langes Stück gelöst. Für Herbert Friedmann von der Bürger-Genossenschaft aber keine ganz schlechte Nachricht: "Wir sind erleichtert. Es ist offensichtlich kein schwerer Schaden. Wir müssen nicht den Betrieb einstellen." Entwarnung also für die Bürger-Genossenschaft. Wie teuer so eine Reparatur ist, können sie nicht abschätzen. Aber aufwändig ist es in jedem Fall: "Erstmal wird das Windrad ruhig gestellt und verbolzt. Das Rotorblatt steht dann nach unten. Da wird die Gondel von oben heruntergelassen bis zur Reparaturstelle."

Ein weiteres eigenes Windkraftwerk ist in Planung

Die Genossenschaft hofft jetzt, dass der Schaden noch im Sommer repariert werden kann. Aktuell weht wenig Wind, so dass die Einbußen verschmerzbar wären. Und mittlerweile steht außerdem fest: In zwei Jahren soll hier ein weiteres eigenes Windrad Strom produzieren.

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Das Windrad der Bürger-Energie Altertheim eG, daneben die Drohne.

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