Kreuz mit Regenbogenfarben (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance / NurPhoto | Jaap Arriens

Homosexualität und Kirche: Entspannt sich das Verhältnis? Zumindest stärkt das Erzbistum München und Freising seine "Regenbogenpastoral".

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Homosexuelle und Kirche - Erzbistum baut Regenbogenpastoral aus

Seit 20 Jahren gibt es in München regelmäßig Queer-Gottesdienste. Nun etabliert das Erzbistum München und Freising erstmals ganz offiziell eine eigene Seelsorgestelle für "Regenbogen"-Pastoral.

Über dieses Thema berichtete Mittags in Oberbayern am .

Katholisch sein und gleichzeitig schwul, lesbisch, bi-, trans- oder intersexuell – auf die Frage, wie das zusammengeht, reagieren manche Besucher des Queer-Gottesdienstes in der Münchner St.-Pauls-Kirche mit Verwunderung.

Schließlich werde man in den meisten Fällen nicht gefragt, ob man katholisch sein wolle, man wachse schlicht so auf. "Dass ich homosexuell bin, hab ich auch nicht entschieden", sagt ein Gottesdienstbesucher. Katholisch sein und queer - die Besucher des Münchner Gottesdienstes wollen beides leben.

Queere Kirche: Bischöfe noch nicht in der Jetztzeit angekommen?

Auch wenn die deutschen Bischöfe im Reformprozess Synodaler Weg eben das nicht zusammenbringen konnten. Ein Reformpapier zur katholischen Sexualmoral scheiterte zuletzt an einer Minderheit der Bischöfe. Manche im Queergottesdienst haben den Eindruck, die Bischöfe seien bei dem Thema noch nicht in der Jetztzeit angekommen.

Zumindest im Erzbistum München und Freising scheint es, als sei die katholische Queer-Community fest etabliert: Seit 20 Jahren findet der Queer-Gottesdienst an der Theresienwiese statt und seit vier Jahren arbeitet man an einer eigenen "Regenbogenpastoral". Um den vielfältigen Lebensentwürfen der Gläubigen gerecht zu werden, will man kirchliche Mitarbeiter und Seelsorger in den Gemeinden sensibilisieren.

Regenbogen-Pastoral soll Gemeinden schulen und sensibilisieren

Zum Beispiel beim Thema Sprache, sagt Michael Brinkschröder. Der neue Projektleiter der Münchner Regenbogenpastoral wünscht sich mehr Offenheit in der Seelsorge: "Dass ich nicht von Homosexualität alleine spreche oder überhaupt nur rumdruckse und gar nicht benenne, worum es geht, sondern dass ich mich auch traue zu sagen: Ihr seid schwul oder lesbisch und gleichzeitig mir im Klaren bin, das ist natürlich nur ein Merkmal einer Person."

Und auch auf einen sensiblen Umgang mit den Menschen komme es an. Darauf, dass Seelsorger sich mit der kirchlichen Tradition und Lehre auseinandergesetzt hätten und nicht etwa davon sprächen, dass es laut Schöpfungsordnung nur Männer und Frauen gebe.

Das will Brinkschröder den Gemeinden im Erzbistum München und Freising etwa in Fortbildungen vermitteln. Sein Ziel ist es auch ein Queer-Seelsorge-Netzwerk aufzubauen, mit speziell ausgebildetem Fachpersonal. Ende Oktober ist eine Tagung in der katholischen Akademie zur Inter- und Transsexualität geplant.

Umsetzung konkreter Beschlüsse des Synodalen Weges beobachten

Wenn konkrete Beschlüsse im Reformprozess Synodaler Weg fallen, will sich Brinkschröder um die Umsetzung bemühen. "Ich hoffe, dass es Beschlüsse gibt zu Segnungsfeiern und zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt." Eine Lockerung beim kirchlichen Arbeitsrecht in Bezug auf queere Lebensentwürfe ist bereits beschlossen. Bisher wurden unter anderem homosexuelle Menschen durch das kirchliche Arbeitsrecht benachteiligt.

Eine eigene kirchliche Arbeit für queere Menschen gibt es in gut der Hälfte der deutschen Diözesen, so Michael Brinkschröder – in Bayern etwa in Würzburg und Passau. Doch dass dafür eine halbe Stelle finanziert wird, wie es bei ihm der Fall ist, das sei bislang einzigartig. Die queere Gemeinde in München feiert diesen Fortschritt. Es sei ein Meilenstein, finden die Besucher, und obendrein längst überfällig.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.