Besonderes Wertholz: Eine uralte umgestürzte Mooreiche
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Die EU plant kein Verbot von Holz als Brennstoff: Aber die Förderung für die energetische Nutzung könnte wegfallen oder begrenzt werden.

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Holz: Zu wertvoll zum Verbrennen?

Die EU will erneuerbare Energien ausbauen. Doch zählt Energie aus Holzverbrennung noch dazu? Immer öfter heißt es, Stammholz sei zu wertvoll, um es zu verbrennen. Die EU will die Förderstruktur für Holz deshalb ändern. Waldbesitzer sind empört.

Jahrzehntelang war klar: Holz zu verbrennen, ist eine nachhaltige Form der Energieerzeugung. Deshalb wurde die energetische Holznutzung auch von der EU gefördert. Doch diese Einschätzung wird zunehmend in Frage gestellt. Es kommt darauf an, welches Holz verbrannt wird und wie es geerntet wurde, sagen Wissenschaftler und seit einiger Zeit eben auch die EU.

Brennholz: Kein EU-Verbot, aber Förderung könnte begrenzt werden

Ein Verbot von Holz als Brennstoff plant die EU zwar nicht, die finanzielle Förderung für die energetische Nutzung von Holz könnte bald aber wegfallen oder begrenzt werden. Das geht aus der neuen, sogenannten RED III der EU hervor. RED steht dabei für "Renewable Energy Directive", also Erneuerbare Energien Richtlinie. Sie regelt den Ausbau erneuerbarer Energien der EU-Mitgliedstaaten.

Beschlossen ist sie noch nicht. Derzeit verhandeln das Europäisches Parlament, die EU-Kommission und die EU-Ratspräsidentschaft darüber im sogenannten Trilog. Mit einem Abschluss wird nicht vor Mitte, Ende März gerechnet.

EU-Richtlinie: Private Haushalte nicht betroffen

Viele Besitzer von Kachel- oder Kaminöfen und Betreiber von Holzheizungen machen sich deshalb Sorgen, dass sie künftig kein Holz mehr verbrennen dürfen. Laut Umweltbundesamt würde die veränderte Richtlinie aber ausschließlich größere, industrielle Anlagen betreffen. Private Haushalte wären von den Regelungen nicht betroffen.

In der RED III geht es um die künftige Entwicklung der erneuerbaren Energien in der EU und welche Bedeutung Holz dabei im Vergleich zu Wind- oder Solarenergie hätte. Primäres, unverarbeitetes Stammholz - also kein Rest- oder Abfallholz - soll demnach nicht mehr als "erneuerbar" eingestuft werden. Wie ein Sprecher des Umweltbundesamts erklärt, könnten sich Kraftwerke, die Primärholz ohne Nachhaltigkeitsnachweis verfeuern, das dann nicht mehr auf ihre Erneuerbare-Energien-Quote anrechnen lassen.

Bayerische Waldbesitzer fürchten Imageverlust von Holz

Für die bayerischen Waldbesitzer seien die Pläne der EU "katastrophal", so Hans Ludwig Körner, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbands. Ein wertvoller Rohstoff würde dadurch diskriminiert. Der Verband fordert deshalb, die neue Richtlinie so nicht umzusetzen. Außerdem befürchtet er Einnahmeverluste und kritisiert den Mehraufwand, der durch die neue Richtlinie entstünde. Nur weil in anderen EU-Ländern nicht so nachhaltig gewirtschaftet werde, wie in Deutschland, erleide die Waldwirtschaft einen Imageverlust, so Körner.

In manchen EU-Staaten wie Rumänien, dem Baltikum oder Skandinavien werden ganze Wälder abgeholzt, um das Holz dann zu exportieren. Weil Holz derzeit noch als nachhaltig und erneuerbar eingestuft wird, müssen Kraftwerke, die Holz verbrennen, keine teuren CO₂-Zertifikate kaufen - für Öl, Gas oder Kohle hingegen schon. Das macht das Holz so attraktiv. Doch die große Nachfrage und das gute Geschäft mit dem Holz führen in einigen EU-Ländern zu massiver Abholzung.

Der deutsche Forstwissenschaftler und Wildbiologe Christoph Promberger, der aus Freyung stammt, ist Direktor der Stiftung Fundația Conservation Carpathia (FCC). Ziel der Stiftung ist es, in den rumänischen Karpaten einen Nationalpark aufzubauen. Promberger bestätigt, dass in Rumänien immer noch Raubbau im Wald betrieben werde. Vor allem alte Bäume, die jahrhundertelang Kohlenstoff gespeichert haben, werden gefällt, verbrannt und so das CO₂ innerhalb kurzer Zeit in die Atmosphäre entlassen.

Nachhaltige Holzwirtschaft in Bayern

In Bayern hingegen wird nachhaltige Holzwirtschaft betrieben. So schreibt es das Waldgesetz vor. Heißt: Es darf nur so viel Holz geerntet werden, wie nachwächst. Also eine Art Nullsummenspiel, was die CO₂-Einsparung angeht. Doch Christoph Promberger sagt, es könne in Zeiten des Klimawandels nicht das Ziel sein, auf "Null" herauszukommen.

Es müsse vielmehr eine stark positive Bilanz erzielt werden, also mehr CO₂ eingespart, als durch die Verbrennung freigesetzt werden. Der Wald sei eine wichtige CO₂-Senke. Das bedeutet in der Praxis, wenige bis keine Bäume zu entnehmen. Auch mit einer "Nichtnutzung" könnten Waldbesitzer Geld verdienen. Er selbst lässt seinen Wald gerade zertifizieren und kann dann Kohlenstoff-Zertifikate an andere Organisationen verkaufen, die diese brauchen.

Für eine "Kaskadennutzung" von Holz

Auch der Bund Naturschutz (BN) spricht sich gegen die Verbrennung von Primärholz aus und plädiert für eine sogenannte "Kaskadennutzung". Dabei wird Holz mehrfach genutzt. Zunächst zum Beispiel als Baumaterial oder für Möbel, dann als Dämmstoff und die Reste für Papier. So bleibe das CO₂ gespeichert. Nur Alt- oder Restholz sollte energetisch verwendet werden, so der BN.

Auch der Bayerische Waldbesitzerverband befürwortet eine solche Kaskadennutzung. In bestimmten Fällen mache es aber mehr Sinn, Holz, das vor der Haustür wachse, auch für die regionale Energieversorgung zu nutzen, statt es kilometerweit zu einem Papierwerk zu fahren.

Greenpeace: Holzverbrauch langfristig senken

Greenpeace teilt die Ansichten des Bund Naturschutz. Darüber hinaus fordert die Organisation, mehr Schutzgebiete auszuweisen und weniger Holz aus den ohnehin schon durch den Klimawandel geschwächten Wäldern zu entnehmen. "Wir sollten Holz nutzen und müssen dafür Bäume fällen, aber auf gar keinen Fall dürfen wir Holz im großen, industriellen Stil verbrennen. Primärholz sowieso nicht. Perspektivisch muss alles durch Wärmepumpen, basierend auf echtem Grünstrom mit Solar- und Windenergie ersetzt werden", sagt Greenpeace-Wald-Experte Christoph Thies.

Generell werde zu viel Holz verbraucht, zum Beispiel auch für "Wegwerfprodukte" wie Papier oder Pappe. Langfristig müssten also auch die Verbraucher darauf achten, weniger Produkte auf Holzbasis zu verwenden.

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