Labor im Universitätsklinikum Würzburg
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Krebsforschung im Universitätsklinikum Würzburg

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Hoffnung auf Heilung: Krebstherapie in Würzburg vielversprechend

Krebszellen gezielt erkennen und vernichten: das versuchen Forscher am Universitätsklinikum Würzburg mit einer bestimmten Zelltherapie. Dabei werden weiße Blutkörperchen im Labor gentechnologisch verändert. Die Therapie gilt als vielversprechend.

Tumore sind für das Immunsystem häufig unsichtbar. Der Krebs breitet sich unbehelligt im Körper aus. Bei einer Form der Krebstherapie werden deshalb weiße Blutkörperchen im Labor gentechnologisch verändert, so dass sie Krebszellen erkennen und gezielt vernichten können: der CAR-T-Zelltherapie.

Professor Max Topp führt die klinische Anwendung bei Lymphomen. Prof. Michael Hudecek leitet die Forschung dieser Therapie bei Tumorerkrankungen am Universitätsklinikum Würzburg.

Erste Behandlungserfolge in Würzburg

100 Patientinnen und Patienten wurden bereits hier behandelt. In manchen Fällen war der Tumor nach drei Monaten verschwunden, berichtet Topp. Beim Lymphom liege die Heilungschance bei 30 bis 35 Prozent, auch bei der akuten lymphatischen Leukämie könne die Immuntherapie ein Weg zur Heilung bedeuten und beim Myelom liege eine gute Krankheitskontrolle vor. Einige Patienten sind laut Topp seit mehr als zwei Jahren krankheitsfrei.

Immunsystem bekämpft Krebs

Und so verläuft das Prinzip der Behandlung: Mit einer Blutwäsche, der Apherese, werden wie bei der Patientin Barbara Rekersdrees zunächst Abwehrzellen des Immunsystems aus dem Blut herausgefiltert. Experten in den USA veränderten in einem Labor diese Immunzellen genetisch. Die sogenannten Car-T-Zellen kommen dann tiefgefroren zurück.

Am Patientenbett werden sie aufgetaut und durch eine einmalige Infusion verabreicht. Die ersten 14 Tage danach kann es zu extremen Reaktionen des Körpers kommen: Blutdruck und Atmung verändern sich, Wortfindungsstörungen oder gar Krampfanfälle sind möglich, so Topp. Deshalb wurde auch Barbara Rekersdrees durch geschultes Personal überwacht. Sie war sehr müde und hatte hohes Fieber. Nach zwei Wochen konnte sie entlassen werden und hofft nun, dass auch bei ihr das Immunsystem den Tumor besiegt.

Teure Therapie wird teilweise von Krankenkassen genehmigt

Das Standardrepertoire der Tumortherapie besteht aus Operation, Chemo- und Strahlentherapie. Zeigen diese keine Wirkung, ist die CAR-T-Zelltherapie möglich. Die Behandlung kostet bis zu 450.000 Euro. Die Krankenkassen bezahlen nach eingehender Prüfung die Behandlung für die Therapie in folgenden Fällen: bei dem aggressiven, sehr schnell wachsenden Lymphom, dem langsam wachsenden, sogenannten niedrig malignen Lymphom, für die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie sowie des Multiplen Myeloms – einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks.

Millionen für die Krebsforschung

Das Uniklinikum Würzburg hat sich weltweit einen Namen auf dem Gebiet der Immuntherapien gemacht und war an sämtlichen Zulassungen für die verschiedenen Indikationen mit hochrangig publizierten Studien beteiligt. Es gibt ein eigenes Car-T-Zellen Forschungsprogramm. Naturwissenschaftler und Mediziner wollen bestehende Therapien noch wirksamer und sicherer machen. Dabei braucht es Geld für die Forschung.

Vier bayerische Unikliniken erhalten in den kommenden Jahren zusätzliche Mittel für die Krebsforschung – insgesamt bis zu 14,5 Millionen Euro jährlich. Als "Nationales Centrum für Tumorerkrankungen" (NCT) arbeiten die Standorte Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg zusammen (WERA). So wird die Versorgung auch in der ländlichen Region gestärkt und Patientinnen und Patienten profitieren schneller von neuen Behandlungsmöglichkeiten, so Professor Hermann Einsele, Sprecher des neuen NCT-Standortes WERA.

Krebs ist nach den Herz- und Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache hierzulande. Mehr als 200.000 Menschen starben in Deutschland im vergangenen Jahr an Tumorerkrankungen.

Prof. Dr. Max Topp
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Prof. Dr. Max Topp leitet das Car-T-Zellprogramm am Universitätsklinikum Würzburg.

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