Die Anzahl der Briefwähler bei der diesjährigen Bundestagswahl ist im Vergleich zur Vorwahl gestiegen. Die Wahlämter in den Städten und Gemeinden verzeichnen jetzt schon Höchstzahlen seit der Einführung der Briefwahl.
Wahlkreise reduziert, Briefwahlbezirke erhöht
Dabei fällt auf, das gerade größere Städte und Gemeinden in diesem Jahr über die 30 Prozent kommen. In Burglengenfeld (Lkr. Schwandorf) waren es bei der letzten Briefwahl dort noch unter 30 Prozent, ist dieses Jahr die Prozentmarke überschritten worden. In Landshut hatten am Stichtag Donnerstag 27 Prozent der Wahlberechtigen Briefwahl beantragt, 2013 waren es am Wahltag 22,5 Prozent. Passau, das in diesem Jahr auch die 30 Prozent überschritten hat, zieht Konsequenzen: Die Stadt hat die Wahlkreise von 44 auf 33 reduziert, dafür ihre Briefwahlbezirke von 16 auf 20 erhöht.
Briefwahl seit 1957
Der Trend ist - mit Schwankungen - schon seit 1957 zu beobachten, als die Briefwahl zugelassen wurde. 1957 lag der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl noch bei 4,9 Prozent, 30 Jahre später bei 11,1 Prozent. 2009 machte dann schon gut jeder Fünfte (21,4 Prozent) sein Kreuz vorab per Brief. 2013 nutzte fast jeder Vierte diese Option (24,3 Prozent).
"Individualisierung der Gesellschaft"
Die Menschen würden bequemer, flexibler und mobiler, meint der Sprecher des Bundeswahlleiters, Klaus Pötzsch. Manche wollten sich den Sonntag für Unternehmungen frei halten, andere müssten arbeiten. Ende September wären viele auch noch im Urlaub. Der Wahlforscher Rüdiger Schmitt-Beck sieht in der Entwicklung vor allem "einen Ausdruck der Individualisierung der Gesellschaft". Die Menschen wollten flexibel bleiben und sich nicht einschränken.