Ein vom Hochwasser überflutetes Auto schaut aus dem Wasser heraus.
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Das Hochwasser im Juli hat viele Orte in Mittelfranken überflutet. In Feuchtwangen lag das auch am fehlenden Hochwasserschutz.

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Hochwasserschutz fehlt: Feuchtwangen will Problem anpacken

Hochwasserschutz fehlt: Feuchtwangen will Problem anpacken

Überflutete Keller, beschädigte Häuser, zerstörte Möbel: Das Juli-Hochwasser in Mittelfranken hat viele Menschen hart getroffen – nicht zuletzt wegen fehlendem Hochwasserschutz, etwa in Feuchtwangen. Doch so leicht ist das Problem nicht zu lösen.

Von
Laura Grun
Karin Goeckel

Die Pumpe hat Friedrich Hauck in seinem Keller immer griffbereit. Auch wenn mittlerweile wieder alles trocken ist, sitzt der Schock vom letzten Hochwasser im Juli 2021 noch tief. Der 72-Jährige bekommt regelrecht Panik, sobald ein Unwetter aufzieht und er nicht weiß, wann der Regen wieder aufhört, erzählt der Anwohner aus der Ringstraße Feuchtwangen. Dann kontrolliert er immer wieder seinen Keller und trifft Vorsichtsmaßnahmen.

Brief an Stadtspitze: Bürger in Feuchtwangen fordern Hochwasserschutz

In der Stadt Feuchtwangen gibt es seit vielen Jahren Ärger wegen des nicht vorhandenen Hochwasserschutzes. Nach dem Hochwasser Anfang Juli, als die Sulzach über die Ufer trat, haben das die Anwohner der Ringstraße erneut bemängelt. In einem Brief an die Stadtspitze forderten sie Hochwasserschutz-Maßnahmen und sprechen von Fehlern und Versäumnissen.

"Das ist doch keine Lösung. Wir machen von einem Jahr zum anderen das gleiche Spiel mit sobald ein Unwetter kommt oder eine Wolke am Himmel zu sehen ist." Friedrich Hauck, Anwohner Ringstraße Feuchtwangen

Nach dem Brief stellen sich Tiefbauamtsleiter Jörg Körner und Feuchtwangens Erster Bürgermeister Patrick Ruh (CSU) den Anwohnern. Vor Ort diskutierten sie, was getan werden kann. Klar ist: Das Problem mit dem Wasser in Feuchtwangen ist vielschichtig.

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Seine Pumpe hat Friedrich Hauck aus der Ringstraße in Feucht immer griffbereit. Beim Juli-Hochwasser lief sein Keller erst voll, dann über.

Drei Probleme gleichzeitig: Grundwasser, Kanal und Hochwasser

Das vergangene Unwetter hat erneut gezeigt, welche extreme Kraft Wasser hat. Vier Tage lang stand es in den Kanälen in Feuchtwangens Untergrund und ist nicht mehr abgeflossen. Dieses Phänomen sei für Anwohner und Stadtspitze allerdings neu. "Wir haben ein Grundwasser-Problem, ein Kanal-Problem, und wir haben ein Hochwasser-Problem", erklärt Bürgermeister Patrick Ruh. Alle drei Probleme zusammen seien bislang noch nicht aufgetreten.

Pumpanlage schafft nur begrenzte Wassermenge

Das Nadelöhr ist die Pumpanlage an der Mooswiese, sagt Tiefbauamtsleiter Jörg Körner. In Feuchtwangen gibt es ein Mischsystem. Das bedeutet: Schmutzwasser und Regenwasser fließen zusammen in einem Rohr in Richtung Kläranlage. Das Pumpwerk transportiere an dieser Stelle nur die maximal zulässigen zwölf Liter pro Sekunde zur Kläranlage. Kommt mehr Wasser an, läuft der Kanal langsam voll und leitet das Wasser am anderen Ende mit Hilfe eines Überlaufs direkt in die Sulzach ein. Das funktioniert aber nur, wenn die Sulzach einen normalen Pegelstand hat. Sobald sie selbst schon über die Ufer getreten ist, kann auch kein Wasser mehr aus dem Kanal abfließen, sagt Körner. Ein größerer Durchmesser des Kanals, der bei der Diskussionsrunde angesprochen wird, würde nichts bringen. Außerdem habe die Kläranlage eine andere Aufgabe als Hochwasser aufzunehmen und zu reinigen. Würde man sie derart konstruieren, dass sie mögliche Hochwasserereignisse puffern könnte, führe das zu unrealistisch hohen Kosten.

Dauerregen ließ Grundwasserpegel steigen

Ein weiteres Problem seien die starken Regenfälle im Frühsommer gewesen, sagt Tiefbauamtsleiter Jörg Körner. Dadurch seien die Böden voller Wasser gewesen und hätten das Hoch- beziehungsweise Niederschlagswasser nicht mehr aufnehmen können. Daher sei der Grundwasserpegel sehr hoch gewesen, was dazu geführt habe, dass das Wasser bei einigen Anwohnern regelrecht durch Kellerwände in die Gebäude reingesprudelt ist. Hier könnten nur gute Sicherungsmaßnahmen die alten Gebäude schützen, so Bürgermeister Ruh. Bei Neubauten rät Ruh dazu, auf eine Unterkellerung zu verzichten.

Hochwasserschutz hat in Feuchtwangen nicht höchste Priorität

Vom Staat wurde die Stadt Feuchtwangen für Hochwasserschutzmaßnahmen bislang nur in Priorität 3 eingestuft - also nicht in die höchste Dringlichkeitsstufe, erklärt Bürgermeister Patrick Ruh. Da hätten andere Projekte Vorrang gehabt.

Lösung: Wasserstand der Sulzach muss niedrig bleiben

Tiefbauamtsleiter Jörg Körner sieht für die Mooswiese in Feuchtwangen bislang nur eine Lösung: Der Wasserstand der Sulzach muss durch Schutzmaßnahmen so niedrig gehalten werden, dass nicht zu viel Wasser im Kanal ist. Die Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach, wie der Hochwasserschutz in der Stadt verbessert werden kann, haben begonnen, berichtet Bürgermeister Ruh. Regelmäßig will er die Bürgerinnen und Bürger über den Fortschritt informieren. Bis der Hochwasserschutz fertig ist, müssen die Ringstraßen-Bewohner weiter in Sorge vor dem nächsten Unwetter leben.

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