Patienten, die zum Teil wochenlang versorgt werden müssen oder nach einer scheinbaren Phase der Genesung dann doch ganz schnell versterben, dazu oftmals Personalmangel und die Angst, selbst zu erkranken: Die Beschäftigten einer Corona-Station haben mit vielen Belastungen zu kämpfen, die es vor der Pandemie so nicht gab.
Supervision für Stationsmitarbeiter
Daher setzen jetzt auch die Kliniken an der Paar im Landkreis Aichach-Friedberg auf eine maßgeschneiderte Supervision für die Stationsmitarbeiter. Hubert Mayer, der Ärztliche Direktor, hat im Frühjahr schon den Anstoß dazu gegeben: "Mir war klar, dass wir da reagieren müssen", sagte der Klinik-Geschäftsführer dem BR.
Klinik-Mitarbeiter helfen Klinik-Mitarbeitern
Wer bestimmte Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt, schlecht durchschläft oder einfach nur völlig erschöpft ist, kann sich mittlerweile an Angela Hammerle wenden. Sie ist zuständig für die psychosoziale Notfallversorgung des Landkreises Aichach-Friedberg und betreut bislang beispielsweise Feuerwehrleute.
"Wir betrachten auch die Mitarbeiter im Krankenhaus wie Einsatzkräfte", sagt Hammerl. Ziel sei es, eine Supervision aufzubauen, die nach dem Peer-Prinzip funktioniert, nach dem Motto "Kollegen helfen Kollegen, Gleiche unter Gleichen“, wo sich also eine Krankenschwester mit der Krankenschwester austauscht und ein Arzt mit einen Arzt-Kollegen.
Supervision für Klinik-Personal - noch keine Selbstverständlichkeit
Derartige Angebote sind Hammerl zufolge dringend notwendig: "Ich freue mich, dass das Thema jetzt endlich angegangen wird und das Klinikpersonal unterstützt wird". Für viele Kliniken sei die Supervision von Mitarbeitern allerdings "bislang Neuland". Für fast jede Klinik sollte es aber jetzt das Ziel sein, so etwas aufzubauen, findet die Expertin.
Hilfe zur Selbsthilfe
Für die Mitarbeiter der Paar-Kliniken in Aichach und Friedberg gibt es laut Hammerl verschiedene Angebote. "Prinzipielles Ziel ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Außerdem werden verschiedene Gesprächsangebote gemacht. Eine sehr gute Hilfe bekommen wir durch den Verein "PSU akut e.V." Dort können die Klinikmitarbeiter direkt mit kollegialen Ansprechpartnern Kontakt aufnehmen, die ebenfalls im Klinikalltag zuhause sind und überdies eine Weiterbildung im Bereich der psychosozialen Notfallversorgung absolviert haben.
Durch die Zusammenarbeit von der Fachberatung psychosoziale Notfallversorgung des Landkreises Aichach-Friedberg, der zuständigen Klinikseelsorge sowie des Angebotes der "PSU akut" könne man eine breite Fläche an Möglichkeiten bieten, um möglichst viele unterschiedliche Bedarfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzudecken, so Hammerl.
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