In seiner Bilanz zur Frankenwein-Ernte 2020 hat der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands Arthur Steinmann eine hervorragende Qualität für den 2020er Jahrgang prognostiziert. Doch es gebe auch eine Schattenseite: Es wird - wie bereits zu Beginn der Lese erwartet - die kleinste Ernte seit 35 Jahren. Auf insgesamt rund 6.000 Hektar Ertragsrebfläche Frankens erwartet Matthias Mend von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nur etwa zwei Drittel einer durchschnittlichen Ernte.
Viele Reben durch Frost vernichtet
Grund dafür sind die Spätfröste am 14. April und 12. Mai, die mancherorts, etwa an der Mainschleife um Volkach oder im Steigerwald, bis zu 80 Prozent der Reben vernichtet haben. "In Gedanken bin ich bei diesen Winzern", so Steinmann. Der späte Frost im Mai und dann der trockene, niederschlagsarme Sommer: Der Klimawandel bringe große Herausforderungen für die Fränkischen Winzer mit sich. Doch die vielen milden Tage garantieren künftig immer bessere Weine, erklärt Steinmann: "Das ist die gute Seite des Klimawandels. Wir können in Franken verlässliche Qualitäten produzieren. Es gibt hier keine schlechten Weine mehr. Es gibt Weine, die sind gut, und es gibt welche, die sind ausgezeichnet."
Untermain kommt als Weinregion am besten weg
Die Spätfröste Anfang Mai haben besonders die Volkacher Mainschleife sowie Nordheim und Sommerach, auf der sogenannten Weininsel getroffen. Die Ernteausfälle liegen dort um die 50 Prozent. Aber gegenläufig ist die Entwicklung am Untermain. Uli Kremer, Mitglied des fränkischen Weinverbandes, sagt, die Frühjahrsfröste seien am Untermain ausgeblieben. Der Ertrag in diesem Jahr läge zwar unterhalb der letzten Jahre, aber die Verluste wie in den anderen Regionen Frankens kann der Untermain nicht verzeichnen.
Filigraner, minziger, leichter Geschmack
Geschmacklich profitieren die Reben von kühlen bis milden Temperaturen, in denen sie reifen, weil so der Mostgehalt nicht so stark ansteigt. Hinzu kamen jetzt die hervorragenden Erntebedingungen: Warme und trockene drei Wochen erleichterten den rund 3.500 Winzern in Franken gesundes Lesegut. "Die sind belebend, eine Kühle, eine minzige Art, die Säure ist gut strukturiert. Die machen Spaß, in dem Sinne, dass man sagt: Ach, ich trink mal eben ein Glas und denke nicht darüber nach, wie groß das ist", sagt Hermann Mengler, Leiter der Kellereifachberatung beim Bezirk Unterfranken. Die 2020er Weine seien durch ihre eher filigrane Art eine sehr gute Ergänzung zum 2018er Jahrgang, der eher warm und gelb gewesen sei, der viel Kraft und Struktur mitgebracht habe.
Jeder Wein ist das, was der Winzer draus macht
Doch betont er auch, dass es den 2020er Jahrgang per se nicht gebe. "In diesem Jahr ist sehr viel passiert. Jetzt müsse der Winzer in der Ernte pokern und die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt treffen: Lässt er die Trauben noch ein bisschen hängen oder erntet er sie schon." Die offizielle Weinlese begann am 10. September, eröffnet von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) und der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer.
Die Spätfröste Anfang Mai haben besonders die Volkacher Mainschleife sowie Nordheim und Sommerach, auf der sogenannten Weininsel getroffen. Die Ernteausfälle liegen dort um die 50 Prozent. Aber gegenläufig ist die Entwicklung am Untermain.
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