Der langjährige Geschäftsführer des Bayerischen Bündnis für Toleranz, Martin Becher, wird am Mittwochabend in Bad Alexandersbad im Landkreis Wunsiedel offiziell verabschiedet. Zwölf Jahre hatte der gebürtige Münchberger und studierte Politologe das Bündnis und die Projektstelle gegen Rechts angeführt und dem Kampf gegen Neonazis dabei mehrmals internationale Aufmerksamkeit beschert.
Nach Stationen in Berlin, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität und drei Jahren als pädagogischer Leiter der Franken-Akademie wechselte Becher nach Nürnberg zur evangelischen Landeskirche. Danach kam er in das Amt, das ihn international berühmt machte: Seit 2011 leitete er als Geschäftsführer die Projektstelle gegen Rechtsextremismus – Bayerisches Bündnis für Toleranz in Bad Alexandersbad.
Der unfreiwilligste Spendenlauf Deutschlands
Unter dem Motto "Rechts gegen Rechts – Der unfreiwilligste Spendenlauf Deutschlands", sorgte Wunsiedel im Jahr 2014 für Aufsehen: Für jeden gelaufenen Meter der Neonazis wurden zehn Euro an die Neonazi-Aussteigerorganisation "Exit" gespendet. Martin Becher hatte die Idee nach Wunsiedel gebracht. "Wir haben den Aufmarsch der Neonazis zum sogenannten Heldengedenken in Wunsiedel umgewandelt, in einen unfreiwilligen Spendenmarsch", erklärt Martin Becher im BR-Interview.
Mit Plakaten und Aufschriften auf der Straße wurde versucht, die Neonazis dazu zu zwingen, den Marsch von sich aus abzusagen. "Gegen Humor kann man nicht mit Gewalt vorgehen", erklärt Becher im Hinblick auf einen Verpflegungsstand bei dem Spendenmarsch, der den Titel "Mein Mampf" trug. Diese unfreiwillige Spendenaktion machte die Arbeit des Bündnisses international bekannt und hatte den Rechtsextremen Hohn und Spott eingetragen. Die Aktion sprach sich bis in die USA herum: Unter der Überschrift "How to make Fun of Nazis" publizierte die "New York Times" im August 2017 einen Artikel und verwies darin auf die Methoden, die in Wunsiedel praktiziert wurden.
Kriegerdenkmal zum Mahnmal für den Frieden umgewidmet
Weltweite Aufmerksamkeit erregte auch eine Veranstaltung im Jahr 2022, als rund um den Volkstrauertag einmal mehr Neonazis zum Grab des sogenannten Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß gekommen waren. Kurzerhand hatte der Wunsiedler Stadtrat ein Kriegerdenkmal per Beschluss zum Mahnmal für den Frieden umgewidmet. Dazu wurden dort 203 weiße Kreuze aufgestellt, die die Namen der Opfer rechtsextremistischer Morde seit 1989 tragen.
Becher glaubt, dass sich solche Aktionen gelohnt haben und dass es immer mehr Menschen gibt, die sich für die Demokratie einsetzen. Zuletzt hätten sich immer mehr Organisationen dem Bayerischen Bündnis für Toleranz angeschlossen, darunter der Verband der Justizvollzugsbediensteten.
Warum die AfD ein Problem mit dem Bündnis hat
Auch der Bayerische Landtag ist seit 2009 Mitglied im Bayerischen Bündnis für Toleranz. Aus Sicht der AfD-Fraktion werden dadurch zwar das staatliche Neutralitätsgebot verletzt, der Verfassungsgerichtshof bestätigte 2021 allerdings die Rechtmäßigkeit der Mitgliedschaft. Zur Begründung hieß es, die Bayerische Verfassung sei weder wertneutral noch wolle sie das sein. Sie sei stattdessen von dem Willen getragen, dass die freiheitliche demokratische Grundordnung des Staates – unter Einsatz der Mittel der wehrhaften Demokratie – erhalten bleiben müsse.
Bereits im Juli wurde Martin Becher bei einer Veranstaltung im niederbayerischen Pfeffenhausen verabschiedet. Nun feiert auch seine Wirkungsstätte Bad Alexandersbad den "Mann gegen Rechts" noch einmal – mit einem Gottesdienst unter der Leitung von Regionalbischöfin Dorothea Greiner und anschließend mit einer hochkarätig besetzen Talkrunde im evangelischen Bildungszentrum.
In den Ruhestand wolle Becher allerdings nicht gehen. Stattdessen möchte er einer Anfrage der evangelischen Landeskirche nachkommen und ein Demokratienetzwerk aufbauen, erklärte er im Juli in einem Interview mit der regionalZeit auf Bayern2.
- Zum Artikel: Hasskriminalität in Bayern sinkt leicht – Gewalt nimmt aber zu
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