Der Bayernhafen in Aschaffenburg
Bildrechte: BR/Katrin Küx

Bayernhafen in Aschaffenburg

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Hafen Aschaffenburg: Deutlich weniger Fracht wegen Niedrigwasser

Die sinkenden Pegelstände der Flüsse beeinträchtigen die Binnenschifffahrt immer mehr. Die Folgen sind auch am Bayernhafen in Aschaffenburg zu spüren. Dort werden die Schiffe derzeit mit 70 Prozent weniger Fracht beladen als üblich.

Anja Bokeloh, die Leiterin des Bereichs Technik und Betrieb im Bayernhafen Aschaffenburg steht am Hafenbecken 1 und schaut auf Kai 2 hinüber. Dort liegen zwei Schiffe, die mit Altmetall und Schrott beladen werden. "Normalerweise nehmen diese Schiffe doch recht viel Material mit, momentan sind sie nur bis zur Bordwandhöhe beladen. Also eine sehr überschaubare Menge – das ist dem Niedrigwasser geschuldet." Für die Unternehmen im Hafen bedeutet das mehr Kosten, wenn sie die Fracht auf mehrere Schiffe verladen müssen.

Niedrigwasser im Rhein

Der bayernhafen Aschaffenburg liegt zwischen den Staustufen Obernau und Kleinostheim. Durch die Schleusen kann der Wasserpegel reguliert werden – im Gegensatz zum Rhein. Der ist nördlich vom baden-württembergischen Iffezheim nicht mehr staugeregelt. An der Loreley etwa fallen Uferzonen trocken, neue Inseln steigen auf in Form von Kiesbänken. Auf der Elbe sind gegenwärtig wegen Niedrigwassers laut dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mit Sitz in Duisburg schon seit Wochen keine Frachter mehr unterwegs.

Folgen in Aschaffenburg zu spüren

Kiesbänke sind auf dem Main laut Bokeloh bisher nicht aufgetaucht. Dennoch hat die Niedrigwasser-Situation des Rheins Auswirkungen auf die Wasserstraße Main. Anja Bokeloh: "Die Auswirkungen des Rheins spüren wir hier in Aschaffenburg natürlich auch. Viele Frachten kommen aus den Niederlanden oder von den großen Seehäfen und werden über den Rhein geschiffert – dementsprechend können die Schiffe, die vom Rhein auf den Main kommen, gar nicht mehr so viel Fracht mitnehmen, denn auf dem Rhein ist der Tiefgang nicht so hoch!"

Mehr Schiffe, weniger Fracht

In Aschaffenburg werden hauptsächlich Schuttgüter umgeschlagen wie Sand, Kies, Kohle und Schrott. Normalerweise kommen die Schiffe mit 1.800 bis zu 2.500 Tonnen Fracht in Aschaffenburg an. Aktuell haben sie zwischen 500 und 800 Tonnen geladen. Das bedeutet, dass mehr Schiffe ankommen für die gleiche Menge an Gütern. Bokeloh: "Wir können das wuppen, weil es vom Volumen her die gleiche Menge ist, es verteilt sich nur anders. Man kann sich mal überlegen, was das bedeuten würde, wenn die Güter mit dem LKW verteilt würden. Wenn auf einem Schiff 1.000 Tonnen fehlen, kann man sich vorstellen, wie viele Fahrten das auf den Straßen mit 20 Tonnen pro Lkw wären." Dennoch: Mehr Schiffe für die gleiche Menge an Fracht einzusetzen, stellt die Betriebe im bayernhafen auf eine harte Probe. Bokeloh zufolge versuchten sie, andere Verkehrsträger einzusetzen.

Frachtraum ist knapp

Der Klimawandel zwingt uns zum Umdenken. "Wir müssen uns umstellen in den Transportwegen. Ich gehe aber davon aus, dass die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiff und Bahn schon die treibenden Faktoren sein werden, weil sie große Mengen aufnehmen könne." Ob das Niedrigwasser zu Versorgungsengpässen führen bzw. diese noch weiter verschärfen kann? Die gebürtige Ostfriesin tut sich schwer. Man merke, dass mehr Importware komme als Exportware und dass dadurch Frachtraum knapp sei. Das sei aber schon vor der Krise so gewesen. Ob Schiffe mit weniger Tiefgang die Lösung sind? Der BDB findet das gut, verweist aber auf die rund 2000 in Deutschland registrierten Güterschiffe. Dieser Weg sei ein langer Weg.

"Hier ist Bayern": Der neue BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!